Notfälle in der Apotheke |
Eine ältere Frau humpelt mit Rollator in die Apotheke und bittet darum, ihren Fuß neu zu verbinden. Ihr ist eine Tasse mit heißem Kaffee darauf gefallen. In der Beratungsecke wird der notdürftige Verband abgenommen. Der Fuß ist heiß und geschwollen, die Wundränder rötlich entzündet. Das ist ein Fall für den Arzt. Das Apothekenpersonal desinfiziert den Fuß und legt einen lockeren Verband an. Der Hausarzt wird informiert und die Frau mit dem Taxi dorthin gebracht.
Das ist schnell passiert bei einem Sturz: Schürfwunden sollten mit Leitungswasser gereinigt, dann desinfiziert und eventuell mit einem Wundschnellverband abgedeckt werden. / Foto: Adobe Stock/alho007
Während eine Verbrennung durch trockene Hitze (Feuer, Sonne) verursacht wird, ist die Haut bei einer Verbrühung durch heiße Flüssigkeiten oder Dämpfe geschädigt. In beiden Fällen kommt es zur Denaturierung von Strukturproteinen und zur Aktivierung von Entzündungsmediatoren. Kleinere Schäden können ohne ärztliche Hilfe versorgt werden.
Die betroffene Stelle wird mit temperiertem (20 °C) Leitungswasser gekühlt, um weitere Hautschäden zu verhindern und Schmerzen zu lindern. Coolpads aus dem Kühlschrank schädigen aufgrund der niedrigen Temperatur das Gewebe. Anschließend wird desinfiziert und die Wunde zum Schutz vor Infektionen mit einem sterilen Verband oder Pflaster, bevorzugt mit Silberbeschichtung, locker abgedeckt. Bei stärkeren Schmerzen helfen Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol, altersgerecht dosiert und unter Beachtung der Kontraindikationen. Brandblasen sollten nicht in Eigenregie geöffnet oder mit Salben und Hausmitteln behandelt werden.
Der Arzt ist aufzusuchen, wenn eine Verbrennung oder Verbrühung einen größeren Umfang als Handtellergröße hat, wenn Kopf oder Gesicht betroffen sind, sich die Haut schmerzhaft entzündet oder die sehr dünne und empfindliche Haut von Kleinkindern und älteren Menschen verletzt ist. Der Arzt entscheidet nach antiseptischer Behandlung, ob gegebenenfalls ein orales Antibiotikum notwendig ist. Lokalantibiotika sind obsolet.
Stark verschmutzte kleinere Schürfwunden sollten mit lauwarmem Leitungswasser gereinigt, anschließend desinfiziert und mit einem Wundschnellverband abgedeckt werden. Großflächigere Schürfwunden versorgt der Arzt. Platzwunden klaffen auseinander und sind infektionsgefährdet; kleinere gehören gründlich desinfiziert und anschließend mit einem Klammerpflaster versorgt, größere müssen unter Umständen vom Arzt genäht werden. Stark blutende Wunden müssen notfallmedizinisch versorgt werden; für die Erstversorgung reicht ein Druckverband.
Wunden mit Fremdkörpern wie Nägeln oder Glasscherben werden locker abgedeckt und ärztlich versorgt. Kleinere Splitter können in Eigenregie mit einer desinfizierten Pipette entfernt und gründlich antiseptisch behandelt werden.
Bisswunden bergen eine hohe Infektionsgefahr und müssen vom Arzt untersucht werden. Zum Glück ist die Tollwutgefahr gemäß der Welttiergesundheitsorganisation (OIE) in Deutschland seit 2008 für Hunde und Füchse gebannt.
In all diesen Fällen sollte das Apothekenteam nach dem Tetanusschutz der verletzten Person fragen. Sicherheitshalber empfiehlt sich für den Ersthelfer das Tragen von Einmalhandschuhen.
Stumpfe Verletzungen wie Prellungen oder Verstauchungen werden nach dem PECH-Schema erstversorgt:
Bei stark anhaltenden Schmerzen oder Sensibilitätsstörungen ist sofort ein Arzt hinzuzuziehen.