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RSV-Infektionen

Nirsevimab als neuer Antikörper

Durch das RSV verursachte Infektionen der unteren Atemwege sind bei Säuglingen keine Seltenheit. Seit mehr als 20 Jahren steht mit Palivizumab (Synagis®) ein gegen RSV gerichteter Antikörper für eine passive Immunisierung zur Verfügung. Demnächst könnte es mit Nirsevimab einen zweiten und länger wirksamen Antikörper geben.
Sven Siebenand
09.03.2022  13:00 Uhr

RSV ist die Abkürzung für das respiratorische Synzytial-Virus. Es handelt sich dabei um ein weit verbreitetes, ansteckendes Virus, das saisonale Epidemien von Infektionen der unteren Atemwege verursacht, die bei Säuglingen zu Bronchiolitis und Lungenentzündung führen können. Es ist eine der Hauptursachen für Krankenhausaufenthalte bei Säuglingen. Mit der Lockerung von Covid-19-Maßnahmen haben RSV-Infektionen wieder deutlich zugenommen.

Palivizumab ist derzeit die einzige verfügbare Präventionsmöglichkeit für RSV. Wie Hersteller Astra-Zeneca informiert, ist der Antikörper auf Hochrisikokinder beschränkt und bietet einen einmonatigen Schutz, wobei fünf Injektionen für eine RSV-Saison erforderlich sind.

Zusammen mit Sanofi arbeitet Astra-Zeneca derzeit an der Entwicklung eines neuen Antikörpers: Nirsevimab. Aufgrund seiner verlängerten Halbwertszeit wird dieser als Einzeldosis für alle Säuglinge entwickelt, die ihre erste RSV-Saison erleben, sowie für Säuglinge mit bestimmten Erkrankungen wie angeborenen Herzfehlern oder chronischen Lungenerkrankungen, die in ihre erste und zweite RSV-Saison eintreten.

Ergebnisse der Phase-III-Studie MELODY zeigen, dass eine Einzeldosis von Nirsevimab den primären Wirksamkeitsendpunkt erreichen konnte. Unter der Therapie reduzierte sich die Inzidenz medizinisch begleiteter Infektionen der unteren Atemwege, die durch RSV verursacht werden, im Vergleich zu Placebo um mehr als 70 Prozent. Darüber hinaus untersuchte die Phase-II/III-Studie MEDLEY die Sicherheit und Pharmakokinetik von Nirsevimab bei Säuglingen mit angeborener Herzerkrankung, chronischer Lungenerkrankung und Frühgeborenen zu Beginn der ersten RSV-Saison. Darin zeigte sich, dass Nirsevimab ein ähnliches Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil aufweist wie Palivizumab.

Bislang ist Nirsevimab noch nirgends zugelassen. Wie Astra-Zeneca mitteilt, sind die ersten Zulassungsanträge aber mittlerweile eingereicht worden.

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