Neues Reservemittel bei CMV-Infektion |
Annette Rößler |
04.01.2023 07:00 Uhr |
Verschwommenes Sehen gehört zu den Leitsymptomen einer CMV-Retinitis, also einer Entzündung der Netzhaut infolge einer CMV-Infektion. / Foto: Adobe Stock/Pixel-Shot
CMV gehört zu den Herpesviren und ist weltweit verbreitet. In Deutschland hat laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) etwa jeder zweite Erwachsene eine Infektion mit CMV durchgemacht, häufig werden bereits Babys bei der Geburt von ihrer Mutter angesteckt. CMV kann in Tränenflüssigkeit, Speichel, Urin, Genitalsekret sowie Muttermilch und Blut enthalten sein. Bei Immunkompetenten verläuft eine Infektion zumeist asymptomatisch oder mit unspezifischen, grippeartigen Symptomen. Bei Menschen mit eingeschränkter Immunabwehr kann es zu Komplikationen kommen: Verschiedene Organe können geschädigt werden; ein CMV-Befall der Netzhaut (Retinitis) kann zu Erblindung führen.
Zur Therapie der aktiven CMV-Infektion steht das Nukleosidanalogon Ganciclovir zur Verfügung. Es wird von der viralen Proteinkinase UL97 zu Ganciclovir-Monophosphat phosphoryliert und dadurch aktiviert. Damit hängt die Wirkung von Ganciclovir vom Funktionieren dieser Proteinkinase ab. Das ist im Zusammenhang mit dem neuen Wirkstoff Maribavir wichtig, weil dieser UL97 inhibiert. Dadurch werden die Replikation und Reifung, Enkapsidierung und Kernausschleusung von CMV-DNA gehemmt.
Da Maribavir Ganciclovir antagonisiert, ist die gleichzeitige Anwendung kontraindiziert. Dasselbe gilt für die gleichzeitige Anwendung von Maribavir mit Valganciclovir, dem oral bioverfügbaren Prodrug von Ganciclovir.
Maribavir (Livtencity® 200 mg Filmtabletten, Takeda Pharma) ist indiziert zur Behandlung einer CMV-Infektion und/oder -Erkrankung bei erwachsenen Patienten nach einer Stammzell- oder Organtransplantation, die refraktär gegenüber einer oder mehreren vorhergehenden Therapien ist. Diese müssen Ganciclovir/Valganciclovir, Cidofovir oder Foscarnet eingeschlossen haben.
Das Cytomegalievirus ist ein behülltes, doppelsträngiges DNA-Virus aus der Familie der Herpesviridae. / Foto: Picture Alliance/BSIP
Die empfohlene Dosis beträgt 400 mg Maribavir (zwei Filmtabletten) zweimal täglich für acht Wochen. Abhängig vom Zustand des Patienten kann die Behandlungsdauer individualisiert werden. Die Tabletten können unabhängig von den Mahlzeiten im Ganzen geschluckt oder auch zerdrückt und über eine Magensonde gegeben werden. Wenn eine Dosis vergessen wurde, soll diese nur dann noch nachgeholt werden, wenn der nächste Einnahmezeitpunkt noch mehr als drei Stunden entfernt ist. Danach soll die vergessene Dosis ausgelassen und die Einnahme zum nächsten Zeitpunkt wie geplant fortgesetzt werden.