Neues Reserve-Antibiotikum im Handel |
Brigitte M. Gensthaler |
05.12.2024 16:20 Uhr |
Die Kombination von Meropenem und dem neuen Betalactamase-Inhibitor Vaborbactam ist ein Reserve-Antibiotikum für Patienten mit komplizierten Infektionen mit gramnegativen Bakterien. / © Adobe Stock/F
Jede Durchstechflasche Vaborem® (1 g/1 g Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Berlin-Chemie) enthält 1 g Meropenem und 1 g Vaborbactam als Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Nach der Rekonstitution enthält 1 ml Lösung 50 mg Meropenem und 50 mg Vaborbactam.
Das Antibiotikum ist indiziert bei Erwachsenen mit komplizierten Harnwegs- und Niereninfektionen, komplizierten intraabdominellen Infektionen, bei Krankenhaus-assoziierter (nosokomialer) Pneumonie und Beatmungspneumonie sowie zur Behandlung von Patienten mit Bakteriämie im Zusammenhang mit einer dieser Infektionen. Zudem kann es eingesetzt werden bei Infektionen durch aerobe gramnegative Bakterien bei Erwachsenen, wenn die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt sind.
Das Reserve-Antibiotikum wird alle acht Stunden gegeben, jeweils 2 g Meropenem und 2 g Vaborbactam, als dreistündige intravenöse Infusion. Die Behandlungsdauer richtet sich nach der Art der Infektion (ohne Bakteriämie fünf bis 14 Tage, ansonsten länger). Bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance unter 40 ml/min wird die Dosis reduziert. Da die Arzneistoffe durch Hämodialyse entfernt werden, wird die Infusion nach einer Dialysebehandlung gegeben . Bei eingeschränkter Leberfunktion und älteren Menschen ist keine Dosisanpassung nötig.
Kontraindiziert ist das Medikament bei einer Überempfindlichkeit gegen jegliche Carbapenem-Antibiotika und bei schwerer Überempfindlichkeit gegen andere Betalactam-Antibiotika, zum Beispiel Penicilline, Cephalosporine oder Monobactame.
Meropenem gehört zur Gruppe der Carbapeneme und wirkt bakterizid, indem es den Aufbau der Peptidoglykan-Zellwandsynthese der Bakterien hemmt.
Vaborbactam ist ein Betalactamase-Inhibitor aus der Gruppe der Boronate, bei denen ein Boratom zyklisch gebunden ist und eine OH-Gruppe trägt. Das Boratom wird von der Serin-Hydroxylgruppe der Betalactamasen angegriffen. Es entsteht ein kovalentes Addukt, wodurch die Lactamasen gehemmt werden. Der Inhibitor ist gegenüber der durch Betalactamasen vermittelten Hydrolyse stabil.
Vaborbactam hemmt Serin-Betalactamasen der Klassen A und C, einschließlich der Klebsiella-pneumoniae-Carbapenemase (KPC), aber weder Enzyme der Klasse B (Metallo-Betalactamasen) noch Carbapenemasen der Klasse D. Es wirkt selbst nicht antibakteriell, sondern schützt das Antibiotikum vor der Inaktivierung durch Betalactamasen.
In klinischen Studien wurde eine Wirksamkeit gegen gramnegative Keime wie Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und Enterobacter cloacae species nachgewiesen. Pseudomonaden und grampositive Bakterien werden nicht eradiziert.