Neues Reserve-Antibiotikum im Handel |
Brigitte M. Gensthaler |
05.12.2024 16:20 Uhr |
Ferner kann Vaborem die Wirksamkeit von Estrogen- und/oder Progesteron-haltigen Kontrazeptiva verringern. Frauen im gebärfähigen Alter sollten deshalb während der Behandlung und für 28 Tage danach andere Verhütungsmethoden anwenden.
Eine Anwendung des Antibiotikums während der Schwangerschaft ist vorsichtshalber zu vermeiden. Ist sie während der Stillphase nötig, müssen die Frauen das Stillen unterbrechen, um ein potenzielles Risiko für das Kind auszuschließen.
Nach Enmetazobactam ist Vaborbactam der zweite neue Betalactamase-Hemmer in diesem Jahr. Während Enmetazobactam als Analogpräparat einzustufen ist, verdient Vaborbactam durchaus eine höhere Klassifizierung. Es handelt sich um einen neuartigen Bor-haltigen Nicht-Betalactam-Inhibitor von Betalactamasen. Das ist strukturell etwas Neues.
Vaborbactam weist eine hohe Affinität zu Serin-Betalactamasen der Klassen A und C auf. Zu Erstgenannter zählen auch die Klebsiella-pneumoniae-Carbapenemasen (KPC). Diese sind weitverbreitete von Enterobacteriaceae exprimierte Carbapenemasen, die ein großes medizinisches Problem darstellen. Vaborbactam gelingt es, die Wirksamkeit von Meropenem gegen Bakterienstämme aufrechtzuerhalten, die die genannten Betalactamasen bilden. Die Kombination aus Meropenem und Vaborbactam stellt hier eine neue und willkommene Therapieoption dar.
Ein Allheilmittel ist aber auch Vaborbactam nicht. Enzyme der Klasse B (Metallo-Betalactamasen) und Carbapenemasen der Klasse D hemmt die Substanz nicht. In Summe lässt sich damit die vorläufige Einstufung als Schrittinnovation rechtfertigen. Wichtig wird sein, nun – einige Jahre nach der Zulassung – praktische Erfahrung mit Vaborem® zu sammeln und das Reserveantibiotikum nur mit Bedacht und möglichst im Rahmen eines Antibiotic-Stewardship-Programms einzusetzen.
Sven Siebenand, Cheredakteur