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Amcenestrant

Neuer Wirkmechanismus bei Brustkrebs in der Pipeline

Sanofi hat erste vielversprechende Studiendaten für einen Wirkstoff mit neuem Wirkmechanismus bei ER-positivem, HER2-negativem, mestastasiertem Brustkrebs vorgelegt. Amcenestrant wäre der erste selektive Estrogen-Rezeptor Degrader (SERD).
Daniela Hüttemann
02.06.2021  11:00 Uhr

Bei etwa drei Viertel aller Mammakarzinome bilden die Tumorzellen Estrogen-Rezeptoren (ER). Ihr Wachstum wird daher unter anderem durch Estrogene angefeuert. Die Patientinnen erhalten deshalb in der Regel auch eine endokrine Therapie, zum Beispiel mit selektiven Estrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM) wie Tamoxifen. Es können sich jedoch Resistenzen bilden. Hier könnten in Zukunft selektive Estrogen-Rezeptor-Degrader (SERD) eine neue Therapieoption darstellen.

Sanofi hat mit Amcenestrant einen solchen Degrader in der klinischen Entwicklung. Die oral verfügbare Substanz antagonisiert die Estrogen-Rezeptoren und sorgt für ihren Abbau. Damit wird das Estrogen-gesteuerte Wachstum der Tumorzellen ausgebremst. Im Studienprogramm werden nun Wirksamkeit und Sicherheit von Amcenestrant als Mono- oder Kombitherapie mit anderen Brustkrebsmitteln bei postmenopausalen Patientinnen mit ER-positivem, HER2-negativem Brustkrebs untersucht. Daten der Phase-I-Studie AMEERA-1 stellte Sanofi diese Woche beim Krebskongress ASCO ausführlich vor.

Darin wurde Amcenestrant mit dem CDK4/6-Inhibitor Palbociclib (Ibrance® von Pfizer) kombiniert. Als Vergleichsgruppe dienten Patientinnen unter Monotherapie mit Palbociclib. 34 Prozent der Probandinnen, alle mit fortgeschrittenem, metastasierten Brustkrebs, der in den vergangenen sechs Monaten nicht mehr auf eine endokrine Therapie angesprochen hatte, sprachen auf den Degrader an, verkündet Sanofi. 26 von 35 Patientinnen zeigten nach 24 Wochen einen klinischen Benefit. Dabei war die Nebenwirkungsrate vergleichbar mit der Palbociclib-Monotherapie. Am häufigsten traten Fatigue und Übelkeit auf.

Weitere Studien laufen bereits, zum einen mit Amcenestrant als Monotherapie als Zweitlinienbehandlung, zum anderen in Kombination mit Palbociclib in der Erstlinientherapie, jeweils bei ER-positivem, HER2-negativem metastasiertem Brustkrebs. Außerdem soll Amcenestrant auch als adjuvante Therapie bei Frauen mit Brustkrebs in einem frühen Stadium getestet werden. Laut Sanofi hat Amcenestrant das Potenzial, zum neuen Rückgrat der endokrinen Therapie bei ER-positivem Brustkrebs zu werden.

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