Neuer Kaliumbinder wirkt rasch |
Die kaliumsenkende Initialwirkung von Lokelma (innerhalb von 48 Stunden) wurde in drei randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien nachgewiesen. Zwei weitere Studien untersuchten die Langzeitwirkung. In die Erhaltungsstudien wurden Patienten mit chronischer Nierenerkrankung, Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus sowie unter Therapie mit RAAS-Inhibitoren eingeschlossen. In diesen fünf Studien erhielten insgesamt 1760 Patienten den Kaliumbinder, davon waren 507 mindestens 360 Tage lang exponiert. Es gibt keine Studiendaten über ein Jahr hinaus.
In den Studien senkte das Medikament den Kaliumspiegel rasch auf normale Serumkonzentrationen unabhängig von der Ursache der Hyperkaliämie. Dieser Effekt blieb unter individuell titrierter Dosierung ein Jahr lang erhalten. Nach Absetzen von Na-Zr-Cyclosilicat stiegen die Kaliumspiegel wieder an. Nahezu neun von zehn Patienten, die zu Studienbeginn RAAS-Inhibitoren einnahmen, konnten diese Medikation beibehalten, drei Viertel in der gewohnten Dosis.
In einer Studie mit 196 Dialysepatienten mit terminaler Niereninsuffizienz und persistierender prädialytischer Hyperkaliämie erreichten 41 Prozent in der Lokelma-Gruppe und 1 Prozent in der Placebogruppe prädialytisch normale Kaliumwerte.
Die häufigsten Nebenwirkungen waren Ödeme und Hypokaliämie.
Da Na-Zr-Cyclosilicat weder resorbiert noch metabolisiert wird und es keine anderen Arzneistoffe in nennenswertem Umfang bindet, ist das Interaktionspotenzial begrenzt. Durch eine Resorption von Wasserstoffionen kann vorübergehend der pH-Wert im Magen ansteigen. Daher sollte der Kaliumbinder mindestens zwei Stunden vor oder nach der oralen Einnahme von Arzneistoffen angewendet werden, deren Bioverfügbarkeit klinisch bedeutsam vom gastrischen pH-Wert abhängt. Dazu zählen Azol-Antimykotika, etliche Arzneistoffe gegen HIV sowie Tyrosinkinase-Inhibitoren.
Lokelma ist reich an Natrium. Das ist zu berücksichtigen bei Personen unter natrium- und kochsalzarmer Diät.
Der neue Kaliumbinder Natrium-Zirconium-Cyclosilicat ist – wie das bereits 2018 eingeführte Patiromer – als Schrittinnovation zu werten. Es handelt sich um eine selektive Kaliumfalle, die im gesamten Gastrointestinaltrakt wirkt. Die Wirkung setzt schnell ein und eine anhaltende Kaliumkontrolle von bis zu einem Jahr konnte gezeigt werden. Zudem belegen Studien, dass der neue Wirkstoff generell gut vertragen wird. Auch die Akzeptanz hinsichtlich des Geschmacks dürfte im Vergleich zu alten Kaliumbindern deutlich besser sein.
Viele Patienten profitieren von einer hoch dosierten RAAS-Hemmung. Damit ist jedoch stets auch das Risiko einer Hyperkaliämie verbunden. In einer Studie konnte die Mehrzahl der Patienten ihre RAAS-Inhibitor-Therapie unter Na-Zr-Cyclosilicat bei gleichzeitiger Kaliumkontrolle fortsetzen. Bei Dialysepatienten reduzierte der neue Wirkstoff darüber hinaus das Risiko prädialytischer Hyperkaliämien in einer Phase-III-Studie signifikant gegenüber Placebo.
Sven Siebenand, Chefredakteur