Neuer Ansatz bei Kniearthrose |
Bei Arthrose wird der Gelenkknorpel dünner oder verschwindet ganz, bis Knochen auf Knochen reibt. Es kommt zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. / Foto: Getty Images/Luis Alvarez
»Es gibt einen großen ungedeckten Bedarf für krankheitsmodifizierende Arthrosemedikamente«, stellt Dr. Ling Qin, Professorin für orthopädische Chirurgie an der University of Pennsylvania, fest. Allein in den USA leiden schätzungsweise 27 Millionen Menschen an der fortschreitenden degenerativen Gelenkerkrankung. In Deutschland sind Angaben des Robert-Koch-Instituts zufolge knapp die Hälfte aller Frauen und knapp ein Drittel aller Männer über 65 Jahren von Arthrose betroffen.
Die Behandlungsmethoden sind bislang überschaubar. Eine ursächliche Therapie steht noch nicht zur Verfügung. Man weiß jedoch bereits seit Längerem, dass der Signalweg des Epidermalen Wachstumsfaktors (EGFR) im Knorpel eine Rolle spielt. Eine Defizienz oder Inaktivierung führt bei Mäusen zu einer Progression der Arthrose. Umgekehrt sollte eine (Über-)Aktivierung schützen. Das konnte das Team um Qin bei Tieren mit Kniearthrose (Gonarthrose) nun erstmals zeigen.
Zunächst verglichen die Wissenschaftler zwei Mausmodelle miteinander. Zum einen waren das normale Mäuse, zum anderen Tiere, die einen EGFR-Liganden mit dem Kürzel HBEGF in den knorpelproduzierenden Chondrozyten überexprimierten, wodurch es zu einer Überaktivierung des EGFR-Signalwegs im Knieknorpel kommt. Diese Mäuse zeigten durchgehend mehr Knorpelmasse, was bedeutet, dass sich der Knorpel bei ihnen nicht so abnutzte wie bei Mäusen mit normaler EGFR-Aktivität. Im Erwachsenenalter war ihr Knorpel sogar resistent gegen Degeneration und andere Merkmale von Arthrose, selbst wenn der Meniskus ihres Knies beschädigt war, berichtet die Gruppe im Fachjournal »Science Translational Medicine«. Um ihre Hypothese zu untermauern, gaben sie den Mäusen mit EGFR-Überaktivierung den EGFR-Blocker Gefitinib. Tatsächlich verschwand dadurch der Knorpelschutz.