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Psychische Erkrankungen

Neue Targets und Wirkstoffe in Sicht

Psychische Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie und Angsterkrankungen belasten Patienten, Angehörige und das Gesundheitssystem erheblich. Der Bedarf an effektiveren und sichereren Psychopharmaka ist hoch. Der Blick in die Pipeline lohnt sich.
Martina Hahn
Sibylle C. Roll
02.02.2025  08:00 Uhr

Das Glycin-System als neuer Ansatz

Iclepertin ist ein potenter und selektiver Inhibitor des Glycin-Transporters-1 und erhöht damit die Glycin-Konzentration im synaptischen Spalt. Weil dieser Neurotransmitter für die Lern- und Gedächtnisleistung wichtig ist, soll die Erhöhung der Glycin-Konzentration die kognitiven Leistungen verbessern (14).

Iclepertin wirkt auf sogenannte CIAS (cognitive impairment associated with schizophrenia). Aktuell ist noch kein Wirkstoff in dieser Indikation zugelassen. In Phase-II-Studien konnte der Wirkstoff die Kognition bei an Schizophrenie erkrankten Menschen signifikant verbessern (15). Es war zudem gut verträglich. Die Nebenwirkungsraten lagen teilweise unter denen der Placebogruppe. Mitte Januar 2025 wurden enttäuschende Studienergebnisse der Phase-III-Studie Connex-3 veröffentlicht: Die kognitive Leistungsfähigkeit änderte sich gegenüber Placebo nicht signifikant nach sechs Monaten. Die gute Verträglichkeit aus den Phase-II-Studien wurde bestätigt. Eine weitere Interpretation der Studiendaten bleibt abzuwarten.

GLP-1-Agonisten wirken neuroprotektiv

Adipositas und Übergewicht sind bidirektional mit psychischen Erkrankungen verbunden. Übergewichtige haben ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen und psychisch erkrankte Menschen ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und metabolisches Syndrom. So untersucht man schon lange, wie diese Erkrankungen zusammenhängen könnten (16, 17).

Glucagon-like-Peptide-1-(GLP-1-)Agonisten, bekannt für ihre Rolle im Glucosestoffwechsel, haben auch neuroprotektive und neuroregenerative Eigenschaften. GLP-1 ist auch im ZNS zu finden, vor allem im Hypothalamus und der Amygdala. GLP-1-Agonisten können die Blut-Hirn-Schranke passieren und daher im ZNS wirken (18). Wirkmechanismen umfassen antiinflammatorische Eigenschaften, Stimulation von Neuroneogenese, Wiederherstellung der Insulin-Signalübertragung im ZNS und verbesserte mitochondriale Biogenese.

Zunehmend werden GLP-1-Agonisten wie Liraglutid und Exenatid bei neurodegenerativen Erkrankungen und Depressionen erforscht. Nach anfänglichen Unsicherheiten konnte in Studien, die ein erhöhtes Depressionsrisiko unter GLP-1-Agonisten untersucht haben, kein erhöhtes Risiko festgestellt werden (19). Allerdings ist lange bekannt, dass bariatrische Operationen – und damit eine schnelle Gewichtsabnahme – mit einem erhöhten Suizidrisiko einhergehen (20). Für GLP-1-Agonisten zeigten viele Studien jedoch einen positiven Effekt auf depressive Symptome (21–24).

In einer Metaanalyse mit fünf randomisierten kontrollierten Studien (RCT) und einer Kohortenstudie war insgesamt ein antidepressiver Effekt für GLP-1-Agonisten festzustellen, auch in einer Subgruppenanalyse bei Betroffenen mit Diabetes (21). Dies ist insofern interessant, als dass Menschen mit Diabetes ein 1,5- bis 2-fach erhöhtes Risiko für Depressionen haben. Liraglutid und Exenatid zeigten in der Studie gleich gute Ergebnisse.

Liraglutid wirkt sich positiv auf die Neuroplastizität aus, sodass insbesondere kognitive Symptome wie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen vermindert werden können. Die Synapsenneubildung wird verbessert. Neuroprotektive Effekte schützen vor der Apoptose von Neuronen. In einer Open-Label-Studie mit geringer Probandenzahl nahm die kognitive Leistungsfähigkeit unter Luraglutid nach vier Wochen signifikant zu (23).

Damit könnten GLP-1-Agonisten eine wichtige Lücke in der Behandlung von depressiv erkrankten Menschen schließen, die häufig aufgrund der persistierenden kognitiven Symptome noch lange nach Abklingen der depressiven Symptome krankgeschrieben sind.

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