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Virushepatitiden

Neue Chancen in der Therapie

Die Virushepatitis zählt zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Die Forschung auf dem Gebiet entwickelt sich dynamisch. So stand vor wenigen Jahren noch die Hepatitis C im Fokus. Doch inzwischen gilt sie als heilbar. Nun richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem auf die Typen B und D.
Michelle Haß
05.07.2020  08:00 Uhr

Eine Infektion mit Hepatitis-Viren macht rund 95 Prozent aller Virushepatitiden aus. Die restlichen 5 Prozent entfallen auf andere Erreger wie das Zytomegalie- oder das Epstein-Barr-Virus. Insgesamt werden fünf Hepatitis-Viren – gekennzeichnet mit den Buchstaben A bis E – unterschieden, die in ihren Eigenschaften stark variieren (Tabelle 1). Ihnen gemeinsam ist, dass sie sich in der Leber manifestieren (hepatotrop) und dort akute Entzündungen hervorrufen können. Bei einem Großteil der Infizierten verläuft eine Hepatitis-Virusinfektion jedoch asymptomatisch.

Hepatitis-Typ
A B C D E
Übertragung fäkal-oral, parenteral parenteral parenteral parenteral, nur als Co-Infektion mit HBV fäkal-oral, parenteral
Inkubationszeit (Tage) 25 bis 30 60 bis 120 42 bis 63 30 bis 180 15 bis 64
chronischer Verlauf nein ja, bei knapp 10 Prozent ja, bei knapp 50 Prozent ja ja
Impfung ja ja nein ja, über HBV nicht in Europa, nur in China zugelassen
Tabelle 1: Virusarten in der Übersicht

Therapieoptionen für eine akute Virushepatitis gibt es nicht. Bei schweren Hepatitis-B- und -C-Verläufen können Virustatika zum Einsatz kommen. Erkrankte sollen sich körperlich schonen und leberschädigende Noxen wie Alkohol vermeiden. Die spontane Heilungsrate variiert stark zwischen den einzelnen Hepatitis-Formen. Bei Typ A und E liegt sie bei nahezu 100 Prozent. Dagegen heilt eine akute Hepatitis B nur bei 90 Prozent und eine Hepatitis C nur bei knapp 50 Prozent der Patienten spontan aus. Hier besteht die Gefahr, dass die Erkrankung chronifiziert und es in der Folge zu einer Leberzirrhose oder einem Leberzellkarzinom kommt.

Bessere Kenntnisse der Molekularbiologie der Viren ermöglichen es inzwischen, neue Zielmoleküle (Targets) zu erkennen und neue Arzneistoffe zu entwickeln.

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sind weltweit schätzungsweise etwa 240 Millionen Menschen chronisch mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) infiziert. Das entspricht rund 3 Prozent der Weltbevölkerung. Mit einer geschätzten Prävalenz von 0,3 Prozent zählt Deutschland im europäischen Vergleich zu den Ländern mit einer niedrigen Erkrankungsquote, was auf einen guten Impfschutz in der Bevölkerung hindeutet. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt bereits seit 1995 eine Grundimmunisierung für Säuglinge und Kleinkinder (siehe Kasten). Nichtsdestotrotz kommt es jährlich zu Neuinfektionen.

Von einer chronischen Hepatitis-B-Infektion sprechen Mediziner, wenn sich das sogenannte Hepatitis-B-Surface-Antigen (HBsAg) über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten im Blut nachweisen lässt. HBsAg ist ein Hüllprotein und ermöglicht die Bindung und Freisetzung des Virus an beziehungsweise in die Wirtszelle. Es gehört zu einem der ersten serologisch nachweisbaren Marker für eine HBV-Infektion. Ein positiver Nachweis spricht in der Regel für eine persistierende Infektion mit hoher Viruslast.

Die Relevanz der Hepatitis B für das öffentliche Gesundheitswesen ergibt sich in erster Linie aus den Folgen chronischer Infektionen wie der Entwicklung einer Leberzirrhose oder eines Leberzellkarzinoms. 5 bis 10 Prozent der chronisch Infizierten entwickeln in den folgenden 20 Jahren eine Leberzirrhose. In deren Endstadium steht bis heute nur eine Lebertransplantation als einzige kurative Therapie zur Verfügung. Eine Leberzirrhose erhöht das Risiko, ein Leberzellkarzinom zu entwickeln, um 2 bis 7 Prozent mit jedem Erkrankungsjahr.

Zurzeit gibt es in der Behandlung chronischer HBV-Infektionen zwei Ansätze. Interferon α stimuliert die körpereigene Abwehr und generiert so eine Immunantwort. Nukleosid- beziehungsweise Nukleotid-Analoga wie Entecavir und Tenofovir unterdrücken die Virusvermehrung durch Hemmung der viralen Polymerase und damit der DNA-Synthese. Zwar können diese Therapieoptionen das Risiko für Komplikationen wie Leberzirrhose und Karzinom reduzieren, jedoch ist die Behandlung meist langwierig und teilweise mit starken Nebenwirkungen und hohen Kosten verbunden. Letzteres erschwert besonders Erkrankten in Ländern mit geringem Grundeinkommen und ohne gesetzliches Krankenversicherungssystem den Zugang zur Therapie.

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