Neue Chancen in der Therapie |
Das Hepatitis-A-Virus (HAV) ist in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten, jedoch steigt gerade in den Industrienationen das Risiko für Neuinfektionen. Denn anders als in Entwicklungsländern, wo nahezu alle Menschen die Infektion bereits im Kindes- und Jugendalter durchlaufen, erkranken in den industriell entwickelten Ländern Europas und Nordamerikas nur noch wenige. Folglich sinkt die Immunität gegen das Virus innerhalb der Bevölkerung zunehmend und eine Kohortenimmunität ist kaum noch gegeben.
Bei Reisen in Länder mit starker Verbreitung werden HAV-Infektionen deshalb nicht selten als ungewolltes Reisesouvenir mit nach Deutschland gebracht. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) lag der Anteil von HAV-Infektionen, die auf Reisen erworben wurden, in den vergangenen Jahren bei etwa 40 bis 50 Prozent aller in Deutschland gemeldeten Fälle.
Eine akute Hepatitis-A-Infektion heilt in der Regel ohne Komplikationen von selbst aus und entwickelt sich nicht zu einer chronischen Erkrankung. Bei älteren Menschen kann eine Infektion jedoch schwer verlaufen. Eine kausale Therapie steht bisher nicht zur Verfügung.
Garküche in Bangkok: sieht lecker aus, könnte aber Gefahren bergen / Foto: Adobe Stock/Christian Müller
Personen, die in Risikogebiete reisen, sowie bestimmte Risikogruppen können sich impfen lassen. Vor Ort sollten Reisende außerdem einiges berücksichtigen: Die Ansteckung erfolgt überwiegend fäkal-oral, also durch orale Aufnahme von Kot über verunreinigte Nahrungsmittel und Trinkwasser (Eiswürfel). Auch rohes Gemüse, Obst oder Salate, die mit verunreinigtem Wasser gewaschen oder gedüngt wurden, können eine Infektionsquelle darstellen; ebenso rohe Meeresfrüchte aus kontaminierten Gewässern.
Eine Hepatitis-E-Infektion kann ebenfalls auf Reisen, vor allem in Afrika und Asien, erworben werden. In Europa ist vor allem der Genotyp 3 verbreitet, der sich bevorzugt über rohes Schweinefleisch, sowohl vom Haus- als auch Wildschwein, auf den Menschen überträgt. Schätzungen zufolge hat bereits jeder sechste Deutsche eine Infektion mit dem Typ-E-Virus durchgemacht. Oft verläuft diese asymptomatisch und bleibt unbemerkt, doch sowohl bei Patienten, die bereits eine Lebererkrankung haben, als auch bei Immunsupprimierten und Schwangeren können Komplikationen auftreten.
Gefährdete Personen sollten wissen, dass HEV beim Verzehr roher Fleischprodukte übertragen werden könnte. Gut durchgegartes Fleisch ist unbedenklich. Erhitzen auf mehr als 70 °C für mindestens 20 Minuten tötet das Virus ab.
Michelle Haß studierte Pharmazie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und erhielt 2018 die Approbation als Apothekerin. Anschließend absolvierte sie ihr Volontariat bei der Pharmazeutischen Zeitung. Seit April 2020 ist sie dort als Redakteurin, vor allem im Ressort Pharmazie, und für das PTA-Forum tätig.