Nebenwirkungen können auch Apothekern gemeldet werden |
Apothekerinnen und Apotheker können helfen einzuordnen, ob es sich bei einer Reaktion nach Applikation eines Arzneimittels oder Impfstoffs um eine mögliche Nebenwirkung handelt und den Verdacht gegebenenfalls melden. / Foto: ABDA
»Die zugelassenen Impfstoffe sind umfassend geprüft und unsere schlagkräftigste Waffe im Kampf gegen die Pandemie. Apothekerinnen und Apotheker befürworten deshalb die Corona-Impfung und beraten ihre Patienten entsprechend«, sagt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. »Wir können aber nicht ausschließen, dass es seltene noch nicht bekannte Nebenwirkungen gibt. Wie bei jedem neu zugelassenen Arzneimittel müssen wir die Verträglichkeit deshalb genau beobachten und auch offen über Ungewissheiten sprechen.«
Allein an den Phase-III-Studien für den Biontech/Pfizer-Impfstoff Tozinameran (Comirnaty®, BNT162b2) nahmen mehr als 40.000 Probanden weltweit teil. Solche Zahlen erlauben es bereits, sehr häufige, häufige, gelegentlich und begrenzt auch seltene Nebenwirkungen zu erfassen. Als selten ist definiert, wenn ein bis zehn von 10.000 Behandelten (0,01 bis 0,1 Prozent) betroffen sind. Wie bei allen Arzneimitteln üblich werden auch die neuen Impfstoffe nach der Zulassung weiter beobachtet. Neben den weiterlaufenden Phase-III-Studien werden nun auch Verdachtsmeldungen, die außerhalb der Studien auftreten erfasst. Im Fall der Covid-19-Impfungen gibt es dafür sogar eine eigens entwickelte App des Paul-Ehrlich-Instituts: SafeVac 2.0.
»Wer möchte, kann seine Beobachtungen über die App SafeVac 2.0 des Paul-Ehrlich-Instituts melden«, erklärt Overwiening. Doch nicht jeder Geimpfte, insbesondere unter den älteren Menschen, hat ein entsprechendes Handy, oder kann und möchte Nebenwirkungen über das offizielle Patienten-Meldeportal des Paul-Ehrlich-Instituts www.nebenwirkungen.bund.de eingeben. »Wer kein Smartphone hat oder lieber mit einer Arzneimittel-Expertin oder einem -Experten sprechen möchte, kann in die Apotheke kommen«, betont Overwiening.
Apothekerinnen und Apotheker sind zur Meldung von Nebenwirkungen an die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) verpflichtet. Im Vordergrund stehen dabei schwerwiegende oder noch unbekannte Nebenwirkungen. »Die Apothekerschaft ist auf diese Aufgabe durch Jahrzehnte lange Praxis vorbereitet und die AMK tauscht sich dabei regelmäßig mit dem Paul-Ehrlich-Institut aus«, erklärt Overwiening.
In den Zulassungsstudien gab es zwar einige sehr häufige Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Erschöpfung und Kopfschmerzen, die am selben oder folgenden Tag auftraten, aber meist nur kurz anhielten und selten als schwer eingestuft wurden. Dabei kam es nach der zweiten Dosis häufiger zu Nebenwirkungen als der ersten. Im Schnitt reagierten die Probanden unter 55 Jahren dabei empfindlicher als die älteren. Das sollten die Geimpften vorher wissen. Die genauen Daten hat die Pharmazeutische Zeitung hier zusammengefasst.
Apothekerinnen und Apotheker übernehmen bei der Beratung von Patienten zu Arzneimitteln, also auch zu Impfstoffen, eine Schlüsselrolle, betont die ABDA. Sie sollten auch darüber informieren, dass das Immunsystem erst ein bis zwei Wochen nach der zweiten Impfung mit den derzeit zugelassenen mRNA-Impfstoffen einen verlässlichen Schutz von mehr als 90 Prozent vor einer Covid-19-Erkrankung aufbaut. »Die zweite Impfung ist deshalb unverzichtbar und muss innerhalb von 42 Tagen nach der ersten stattfinden«, erinnert Overwiening an die aktuelle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO).
Nach derzeitigem Kenntnisstand darf aber auch danach nicht auf Abstands- und Hygieneregeln verzichtet werden. Denn noch ist unklar, ob die Impfung nur vor dem Krankheitsbild Covid-19 oder auch vor der Infektion mit SARS-CoV-2 an sich komplett schützt und ob Geimpfte noch ansteckend sein können. »Was ohne Impfung passiert, wissen wir aus leidvoller Erfahrung bereits: Bislang sind mehr als 46.000 Menschen in Deutschland im zeitlichen Zusammenhang mit Covid-19 verstorben«, rückt Overwiening die Risiken der Impfung in Relation.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.