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Antihormonelle Brustkrebstherapie

Nebenwirkungen ansprechen

Viele Brustkrebspatientinnen erhalten über Jahre eine antihormonelle Therapie. Die Nebenwirkungen empfinden viele Frauen als belastend. Anlässlich des Brustkrebsmonats Oktober gibt der Krebsinformationsdienst Tipps, was die Betroffenen in Absprache mit ihrem Arzt tun können.
Daniela Hüttemann
23.10.2019  14:00 Uhr

Etwa zwei Drittel aller bösartigen Tumoren der Brust wachsen hormonabhängig, informiert das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Das bedeutet, dass ihr Wachstum von weiblichen Hormonen wie Estrogen getriggert wird. Neben Operation, Bestrahlung und Chemotherapie sieht die Behandlung solcher hormonsensitiver Mammakarzinome in der Regel auch über mehrere Jahre eine antihormonelle Therapie vor.

Ein Klassiker hierfür ist der selektive Estrogen-Rezeptormodulator (SERM) Tamoxifen, aber auch Aromatase-Hemmer wie Anastrozol, Letrozol und Exemestan kommen häufig zum Einsatz. SERM blockieren die Bindestellen der Tumorzellen für die wachstumsfördernden Hormone, während Aromatase-Hemmer über die Hemmung des Enzyms Aromatase verhindern, dass Estrogen gebildet wird. Das Therapieziel ist das gleiche: Das Wachstum hormonabhängiger Brusttumoren soll gehemmt werden.

Die Auswahl des Wirkstoffs und die Dauer der Anwendung hängen dem Krebsinformationsdienst des DKFZ zufolge vor allem davon ab ob eine Patienten bereits die Wechseljahre hinter sich hat, wie hoch ihr Rückfallrisiko ist und wie stark die Nebenwirkungen der einzelnen Substanzen ausgeprägt sind. Dabei soll die antihormonelle Therapie laut Leitlinien mindestens fünf Jahre lang erfolgen, je nach individueller Situation auch bis zu zehn, erklärt der Krebsinformationsdienst.

Medikamentös verursachte Menopause

Die Blockade von Estrogen-Rezeptoren betrifft nicht nur die Tumorzellen, sondern auch gesunde Zellen etwa in der Gebärmutterschleimhaut und in den Eierstöcken, aber auch in Nieren, Knochen, Herz und Lunge. Auch diese Gewebe brauchen Estrogen, das dann fehlt. Typische Nebenwirkungen der antihormonellen Therapie sind daher klassische Wechseljahrsbeschwerden: Hitzewallungen, Schwitzen, trockene Schleimhäute, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Zyklusstörungen, Gewichtszunahme und negative Auswirkungen auf die Sexualität. Unter einer Behandlung mit Aromatase-Hemmern können zudem Beschwerden in Muskeln und Gelenken auftreten sowie eine Abnahme der Knochendichte bis hin zu einer Osteoporose.

»Experten stufen die Begleiterscheinungen der Therapie zwar als weniger gravierend ein als bei einer Chemotherapie, viele Betroffene empfinden sie aber dennoch als Belastung«, schreibt das DKFZ. »Wir raten allen Frauen, nicht auf eigene Faust zu agieren, sondern gemeinsam mit dem Arzt zu prüfen, was konkret getan werden kann«, so Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes. Sind die Belastungen bei einer Therapie, die über die fünf Jahre hinausgeht, zu groß, könne nach Abwägung des individuellen Rückfallrisikos eine verkürzte Therapiedauer in Erwägung gezogen werden.

Vorsicht bei pflanzlichen Mitteln

Von Hormonpflastern oder hormonhaltigen Präparaten zum Einnehmen, die für gesunde Frauen mit starken Problemen in den Wechseljahren eine Option darstellen, raten die Experten Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs dringend ab. Zu groß sei das Risiko für einen Rückfall. Was viele Frauen nicht wissen und worauf der Apotheker hinweisen sollte, ist, dass pflanzliche Präparate auf Basis von Soja und Rotklee Inhaltsstoffe haben, die Estrogen ähneln. Es sei nicht auszuschließen, dass diese in höheren Dosen die Effektivität der antihormonellen Therapie verringern könnten, warnt der Krebsinformationsdienst. Zudem sei auch das Risiko möglicher Interaktionen zu beachten.

Als eine mögliche Option gelten Präparate mit Extrakten aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa), die Brustkrebspatientinnen jedoch nicht ohne ärztlichen Rat anwenden sollten. Weder der Wirkmechanismus noch die wirksamen Inhaltsstoffe von Cimicifugawurzelstock-Extrakten sind bekannt.

Der Krebsinformationsdienst empfiehlt in jedem Fall Sport und eine gesunde Ernährung. Dabei gilt ein moderater Sojaverzehr als unbedenklich. Auf der Website des Krebsinformationsdienstes heißt es: »Nach Einschätzung nationaler und internationaler Fachgesellschaften sind ein bis zwei Portionen sojahaltiger Nahrungsmittel pro Tag (Isoflavongehalt circa 25 bis 50 mg) auch für Brustkrebspatientinnen und Brustkrebsüberlebende unbedenklich. Eine Portion entspricht etwa 100 g Tofu oder 250 ml Sojamilch. Auch eine antihormonelle Therapie mit Tamoxifen oder Aromatase-Inhibitoren spricht nicht gegen den Verzehr von Soja.«

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