Naturarzneien aus Afrika sollen untersucht werden |
Die Menschen in ärmeren Ländern haben das gleiche Recht auf geprüfte und wirksame Medikamente wie in Industrienationen. Die Realität sieht leider meist anders aus, daher hat die traditionelle Medizin vielerorts einen hohen Stellenwert. / Foto: Getty Images/atosan
Die Bürger Afrikas verdienten es, Medikamente zu nutzen, die zu den gleichen Standards getestet wurden wie in anderen Teilen der Welt, teilte das Afrika-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montagabend mit. Auch bei traditioneller Medizin und Praktiken müsse «die Wirksamkeit und Sicherheit durch rigorose klinische Studien» getestet werden, hieß es. Die WHO befürworte, wenn bei der Suche nach Medikamenten gegen das neue Coronavirus auch traditionelle Arzneimittel untersucht würden.
Jüngst hatte Madagaskar einen «Covid Organics» genannten Gesundheitstrank entwickelt und im Land verteilt. Das auf Basis der heimischen Artemis-Pflanze hergestellte Getränk stärke die Immunität, schütze vor zahlreichen Viren und Fieber sowie vor allem vor Lungenkrankheiten, hatte Präsident Andry Rajoelina gesagt. Daraufhin hatte Guinea-Bissau eine Lieferung des Tranks bestellt und andere afrikanische Länder wollten folgen.
Die Afrikanische Union (AU) will nach eigenen Angaben das Getränk prüfen. Man habe in Madagaskar die «technischen Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit» des pflanzlichen Arzneimittels angefragt. Die Gesundheitsbehörde der AU, Africa CDC, wolle dann die notwendigen wissenschaftlichen Beweise für die Effektivität des Getränks erörtern. Die WHO arbeitet nach eigenen Angaben mit Instituten zusammen, um traditionelle Medikamente auszuwählen, die als mögliche Covid-Behandlung geprüft werden können.
Das Phytopharmakon aus Madagaskar basiert »Wikipedia« zufolge um Artemisia annua, den Einjährigen Beifuß, und Ravensara aromatica, einer aus Madagaskar stammenden Lauraceae (Lorbeergewächse). Aus Artemisia annua wird der Malaria-Wirkstoff Artemisinin gewonnen wird. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird die ursprünglich aus Eurasien stammende Pflanze traditionell bei Fieber eingesetzt und laut »Wikipedia« in Einzelfällen auch schon bei Covid-19. Klinische Evidenz gibt es keine.
Ravensara aromatica soll antiviral, antibakteriell, desinfizierend und expektorierend wirken und wird in Madagaskar dementsprechend in der traditionellen Medizin eingesetzt.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.