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Studie gestartet

Naronaprid bei Gastroparese im Test

Gastroparese ist oft mit einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität verbunden. Mit Naronaprid befindet sich ein Arzneistoff mit einem dualen Wirkmechanismus in der fortgeschrittenen Entwicklung.
Sven Siebenand
20.03.2023  14:00 Uhr

Die Gastroparese ist eine Erkrankung des Verdauungstrakts, die mit einer verzögerten Magenentleerung nach Aufnahme von fester Nahrung einhergeht, ohne dass ein mechanischer Magenverschluss vorliegt. Zu den Symptomen zählen vorzeitiges Sättigungsgefühl, postprandiales Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Aufstoßen und Blähungen.

Betroffene sollten diätetisch beraten werden und sinnvollerweise die Nahrung auf mehrere kleine Mahlzeiten am Tag verteilen. Oft verordnen Ärzte zusätzlich Prokinetika. Explizit bei Gastroparese zugelassen sind diese aber nicht. Dazu zählen die Dopamin-2-Rezeptorantagonisten Metoclopramid (MCP) und Domperidon, das auch als Motilin-Rezeptoragonist wirksame Antibiotikum Erythromycin sowie der Agonist am serotonergen 5-HT4-Rezeptor Prucaloprid. Letztere Substanz macht im Vergleich zum in Deutschland nicht mehr verfügbaren Cisaprid deutlich weniger kardiale Nebenwirkungen.

In einer gemeinsamen Pressemeldung informieren die Unternehmen Renexxion Ireland und Dr. Falk Pharma nun über einen neuen Arzneistoffkandidaten: Naronaprid. Die Substanz wirke sowohl als Agonist am 5-HT4-Rezeptor als auch als Antagonist am Dopamin-2-Rezeptor. Naronaprid werde nur minimal resorbiert, sodass es lokal im Darmlumen wirkt. Die Substanz wurde bereits im Rahmen von mehreren klinischen Studien als Mittel bei verschiedenen gastrointestinalen Erkrankungen getestet. Es hat sich dabei als gut verträglich erwiesen. Aufgrund der Erfahrungen mit Cisaprid und der Nähe zu dessen Wirkprinzip ist wichtig zu wissen, dass Naronaprid in den bisherigen Studien keine kardiovaskulären Nebenwirkungen, etwa Veränderungen der Herzfrequenz, des Blutdrucks oder des EKG, verursachte.

In einer randomisierten und placebokontrollierten Phase-IIb-Doppelblindstudie sollen nun Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von Naronaprid bei Gastroparese untersucht werden. Die Patienten erhalten entweder täglich eine von drei Dosen Naronaprid oder Placebo. Der primäre Endpunkt der Studie ist eine Verbesserung von Anzeichen und Symptomen idiopathischer oder diabetischer Gastroparese am Ende der Behandlungsphase im Vergleich zum Beginn. Topline-Ergebnisse aus der Studie werden für das Jahr 2025 erwartet. Bis zu einer möglichen Zulassung von Naronaprid bei Gastroparese wird also noch einige Zeit vergehen.

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