Nachcremen verlängert nicht den Sonnenschutz |
Das A und O beim Sonnenschutz: Hoher Lichtschutzfaktor, großzügig auftragen, 20 bis 30 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne – und regelmäßig nachcremen, auch wenn das die Schutzzeit nicht verlängert. / Foto: Getty Images/AleksandarNakic
Viele glauben zum Beispiel noch, Nachcremen verlängert den Sonnenschutz. Das stimmt zwar nicht, trotzdem ist es essenziell. Das Bundesamt für Strahlenschutz rät, die Sonnencreme 20 bis 30 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne aufzutragen. Um die Schutzwirkung der Sonnencreme aufrechtzuerhalten, sei regelmäßiges Nachcremen wichtig: «Mindestens alle zwei Stunden und vor allem nach dem Baden und dem Abtrocknen».
Voraussetzung ist, dass der Sonnenschutz überhaupt so lange anhält. Denn das Nachcremen könne die Schutzzeit in der Sonne nicht verlängern, erklärt Dermatologe Christoph Liebich aus München. «Wenn ich jetzt zum Beispiel einen Zehner-Schutzfaktor auftrage und eine Eigenschutzzeit von zehn Minuten habe, ist es nach 100 Minuten vorbei. Dann nützt es auch nichts mehr, wenn ich den Zehner oder sogar den Fünfziger nachschmiere.» Die Strahlung hat dann bereits die Haut durchdrungen und die Schutzzeit ist erschöpft. Trotzdem ist das Nachcremen in den angegebenen Fällen sinnvoll, um den vorhandenen Schutz zu erhalten.
Nötig ist es, von Anfang an genug Sonnencreme aufzutragen: Laut Bundesamt für Strahlenschutz gilt der Lichtschutzfaktor bei einer Menge von zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut. Das entspreche bei einem Erwachsenen etwa vier gehäuften Esslöffeln für den ganzen Körper.
Auch Sonnenschutzmittel können schlecht werden. Dass man Creme und Co. nicht zu lange aufheben sollte, hat mehrere Gründe. So lässt der Schutz vor UV-Licht nach. Das kann kurzfristig zu Sonnenbrand führen und langfristig das Risiko für Hautkrebs erhöhen. Deshalb geben die Hersteller an, wie viele Monate lang ein Sonnenschutzmittel nach dem Öffnen verwendet werden sollte. Dazu dient ein kleines Symbol mit einer Zahl und einem «M». So bedeutet «12M» zum Beispiel zwölf Monate. Eine Notiz mit dem Öffnungsdatum auf der Flasche zur Erinnerung kann helfen.
Zusätzlich bildet sich in manchen Sonnencremes, je nach Inhaltsstoffen, mit der Zeit das womöglich krebserregende Benzophenon. Das haben Forschende bereits vor einigen Jahren festgestellt. Benzophenon entsteht nach und nach aus Octocrylen. Viele Sonnencremes enthalten diesen UV-Filter, weil er vor UVB-Strahlung schützt. Die Forscher hatten im Experiment eine Alterung des Produkts von einem Jahr nachgestellt. Auffällig dabei und ein weiterer Grund, Sonnenmilch vom Vorjahr zu entsorgen: Benzophenon kann sogar in ungeöffneten Packungen entstehen.
Auch manche Tagescremes für das Gesicht enthalten UV-Filter – aber bei weitem nicht alle und oft auch nur Lichtschutzfaktor 15. Der Lichtschutzfaktor sollte auf der Verpackung angegeben sein. «Ohne diese Angabe lässt sich die Schutzwirkung für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht einschätzen», sagt Kerstin
Effers, Referentin für Umwelt und Gesundheitsschutz der nordrhein-westfälischen Verbraucherzentrale. Auch bei Tagescremen raten Fachleute zu einem hohen Lichtschutzfaktor. Zudem muss genug aufgetragen werden – auch bei einem teuren Luxusprodukt. Sonst lieber zu einer Sonnencreme greifen. Die gibt es mittlerweile auch als leichtere Fluids für das Gesicht.
Wer sich in die Sonne oder ins Solarium legt, bekommt ultraviolette Strahlung auf die Haut. Grundsätzlich muss dabei zwischen drei Arten unterschieden werden: UVA, UVB und UVC. Die UVA-Strahlung ist der Teil der Strahlung, die bis in die Lederhaut (Dermis) wirkt. UVB-Strahlen treffen hingegen nur die Oberhaut. UVC-Strahlen sind so kurzwellig, dass sie schon von der Ozonschicht abgefangen werden.
Die Sonnenbank sorge nur für eine «schmutzige Bräune», die keinen richtigen Schutz aufbaut, sagt Dermatologe Liebich. Das in Solarien verwendete Licht besteht vorwiegend aus UVA-Strahlen, die für eine schnelle, aber nicht dauerhafte Bräune sorgen. Häufig wird die UVB-Strahlung herausgefiltert. «Zum Schutzaufbau brauchen wir eben auch einen UVB-Anteil, der im Solarium in einer wirksamen Dosis aber nicht vorhanden ist.»
Generell entstehe beim Vorbräunen im Solarium eine Strahlenbelastung. Nicht ohne Grund sind Solarien für Menschen unter 18 Jahren verboten. «Jegliche zusätzliche Strahlung ist nicht gut», betont Liebich.
Sich durch vegane Ernährung geschützt bräunen ist so ein neues Gerücht, das verlockend klingt. Doch Experten verneinen das. Zwar können die vorwiegend in gesunden Nahrungsmitteln vorhandenen Vitamin A und Beta-Carotine laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ABDA für einen natürlichen Schutz der Haut – auch vor Sonne – sorgen. Dieser sei jedoch nicht alleine ausreichend, um die Haut bei einem hohen UV-Index vor einem Sonnenbrand zu bewahren.
Bei den Beta-Carotinen etwa sind für den Menschen Gemüse und Obst die wichtigsten Quellen. Wer davon viel esse, bekomme «sekundäre Pflanzenfarbstoffe, die dann einfach zusätzlich die Haut schützen vor Sonnenbrand», erklärt Liebich. Die Basis müsse aber immer Sonnencreme sein, denn die Ernährung alleine baue keinen richtigen Schutzfaktor auf, sagt der Dermatologe. Auch die zusätzliche Einnahme als Nahrungsergänzungsmittel reicht hier nicht aus.