Mundpflege wichtiger denn je |
Zahnbelag sollte regelmäßig entfernt werden, um eine Besiedelung mit aggressiven Bakterien im Mund zu verhindern. / Foto: Adobe Stock/DenisProduction.com
Die Liste der bekannten Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf sollte womöglich um einen neuen erweitert werden: schlechte Mundhygiene. Auf der Plattform »The Conversation« weisen aktuell zwei Forscherinnen der University of Central Lancashire darauf hin, dass es mittlerweile mehrere Publikationen gebe, die diesen Zusammenhang herstellen. Zuletzt habe eine Fallkontrollstudie aus Katar gezeigt, dass Covid-19-Patienten mit bestehender Parodontitis 3,5-mal häufiger auf einer Intensivstation landen, 4,5-mal häufiger beatmet werden müssen und sogar neunmal häufiger versterben als Patienten mit intakter Mundflora (»Journal of Clinical Periodontology«, DOI: 10.1111/jcpe.13435).
»Das mag zunächst schockieren, aber die Tatsache, dass es eine Verbindung zwischen der Mundgesundheit und Covid-19 gibt, überrascht wenig, wenn man sich vergegenwärtigt, dass auch zwischen anderen Erkrankungen und der Mundgesundheit ein Zusammenhang besteht«, führen die Zellbiologin Professor Dr. Sim Singhrao und die Zahnärztin Dr. Alice Harding aus. Die Rede ist dabei nicht von einmal Zähneputzen auslassen, sondern von einer länger andauernden Vernachlässigung der regelmäßigen Mundhygiene. Dann könne das Gleichgewicht des oralen Mikrobioms ins Wanken geraten, aus einer Homöostase werde eine Dysbiose und aggressive Bakterienspezies bekämen die Überhand.
Diese greifen das Zahnfleisch und in der Folge auch andere Teile des Zahnhalteapparats an. Hierzu gehören die Wurzelhaut, der Zahnzement und die Zahnfächer, also die Mulden im Kiefer, in denen sich die Zahnwurzeln befinden. Zahnärzte sprechen dann von einer Parodontitis (Kasten). Die Entzündung kann so weit fortschreiten, dass die Zähne sich lockern.
Eine Parodontitis entwickelt sich in der Regel aus einer einfachen Zahnfleischentzündung, die sich zu einer chronischen Entzündung des Zahnhalteapparats auswächst und diesen zunehmend zerstört. Mögliche Anzeichen sind gerötetes, schmerzendes oder blutendes Zahnfleisch, freiliegende Zahnhälse und Mundgeruch. Die Erkrankung verläuft in Schüben, heilt aber nicht von allein wieder aus. Im Verlauf löst sich das Zahnfleisch vom Zahnhals und es entstehen sogenannte Zahnfleischtaschen, die immer tiefer werden. Diese können mit der Zahnbürste nicht mehr gereinigt werden und es sammeln sich Bakterien an. Um die bakterielle Besiedelung zu erschweren, ist die Beseitigung von Zahnbelag durch regelmäßiges Zähneputzen und Anwendung von Zwischenzahnbürsten und/oder Zahnseide essenziell. Zusätzlich dazu kann der Zahnarzt bakterielle Beläge auch unterhalb des Zahnfleischrands beseitigen. Risikofaktoren für eine Parodontitis sind neben einer entsprechenden Veranlagung unter anderem Rauchen, Diabetes und hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.