Mögliche Gründe für Covid-19-Rückfälle |
Sven Siebenand |
03.06.2022 09:00 Uhr |
Erst positiv, dann Paxlovid, dann negativ und später wieder positiv: Fälle eines sogenannten Covid-19-Rebounds nach Paxlovid-Therapie sind bekannt geworden. Die Ursachen und ob es überhaupt einen Zusammenhang gibt, sind bislang unbekannt. / Foto: Imago Images/Steinach
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC in den USA informierte in der vergangenen Woche, dass nach Paxlovid-Behandlung Fälle eines Covid-19-Rebounds beobachtet wurden. Zwei bis acht Tage nach anfänglicher Genesung träten dabei erneut Covid-19-Symptome auf oder es komme wieder zu einem positiven SARS-CoV-2-Test, nachdem dieser zwischenzeitlich negativ gewesen sei. Begrenzte Informationen, die derzeit aus Fallberichten verfügbar seien, deuteten darauf hin, dass mit Paxlovid behandelte Personen, die einen Covid-19-Rebound erleiden, einen leichten Verlauf haben. Es liegen laut CDC keine Berichte über schwere Erkrankungen vor.
Die Behörde betont, dass ein kurzes Wiederauftreten der Symptome Teil des natürlichen Verlaufs einer SARS-CoV-2-Infektion sein könne, unabhängig von der Behandlung mit Paxlovid und auch unabhängig vom Impfstatus. Und: Derzeit gebe es keine Hinweise darauf, dass bei Verdacht auf einen Rebound eine zusätzliche Behandlung mit Paxlovid oder anderen antiviralen Covid-19-Medikamenten erforderlich ist. Die CDC schlägt damit –wie die US-Zulassungsbehörde FDA – einen Vorschlag von Dr. Albert Bourla, CEO bei Paxlovid-Hersteller Pfizer, in den Wind. Er hatte dafür plädiert, bei einem Rebound ein zweites Mal Paxlovid einzusetzen.
Welche Gründe könnte es für einen potenziellen Zusammenhang zwischen Paxlovid-Einnahme und Rebound geben? Zunächst denkt man an Resistenzen. Diesbezüglich gibt aber zumindest ein Fallbericht der Universität of California in San Diego Entwarnung, auf den das Nachrichtenportal »Stat« hinweist. Dort analysierten die Forscher das Genom des Virus in einem Patienten mit Rebound und fanden keine neuen Mutationen in der Protease 3CL. Das ist das Enzym von SARS-CoV-2, das durch das in Paxlovid enthaltene Nirmatrelvir blockiert wird. Die Wissenschaftler züchteten das Virus des Patienten auch im Labor und stellten fest, dass Paxlovid es dort immer noch erfolgreich neutralisierte.
Diskutiert wird auch die Möglichkeit, dass Paxlovid in gewisser Weise zu gut wirkt, sodass dem Virus zu schnell Paroli geboten wird und der Körper damit keine Zeit bekommt, das Immunsystem gegen den Erreger auf den Plan zu rufen. Einzelne Viren, die die fünftägige Behandlung dann doch irgendwo im Körper überlebt haben, könnten sich dann in Abwesenheit des Wirkstoffs – und in Abwesenheit von scharf geschalteten Immunzellen – wieder vermehren und den Rückfall auslösen.
Dass sich die Beobachtungen aus der Praxis mit den Rebound-Fällen in der Zulassungsstudie nicht decken, könnte auch daran liegen, dass die Patientenkollektive differieren. In der Studie waren es vor allem ungeimpfte und mit der Delta-Variante infizierte Hochrisikopatienten. Gegenwärtig kommt das Mittel auch bei Geimpften zum Einsatz, die mit der Omikron-Variante infiziert sind und die gegebenenfalls gar keine Hochrisikopatienten sind. Dass sich die Omikron-Variante im Körper anders verhält als die Delta-Variante ist bereits bekannt und könnte auch hier eine Rolle spielen.
Festzuhalten bleibt: Es gibt viele Hypothesen, erklären lassen sich Covid-19-Rebounds derzeit aber nicht. Welche Rolle dabei möglicherweise eine antivirale Therapie spielt, kann niemand sagen. Untersuchungen, ob eine längere oder wiederholte Einnahme von Paxlovid von Vorteil oder möglicherweise kontraproduktiv ist, wären damit auf jeden Fall wünschenswert.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.