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Cochrane-Review

MMR-Impfstoffen wirksam und sicher

Eine Aktualisierung eines Cochrane-Reviews zu MMR-, MMRV- und MMR+V-Impfstoffen gegen Mumps, Masern und Röteln sowie Windpocken bescheinigt diesen Impfstoffen ein weiteres Mal eine hohe Wirksamkeit. Zudem gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass mit der Impfung ein erhöhtes Risiko für Autismus verbunden sein könnte.
Theo Dingermann
25.04.2020  14:00 Uhr

Die Cochrane Library hat einer Aktualisierung eines Übersichtsartikels zu MMR-, MMRV- und MMR+V-Impfstoffen veröffentlicht. »Wir wollten mit diesem Update des zuletzt 2012 aktualisierten Reviews die Wirksamkeit, Sicherheit sowie die lang- und kurzfristigen Risiken der MMR-Impfstoffe neu bewerten«, erklärt der Erstautor der Studie, Dr. Carlo Di Pietrantonj vom italienischen Regionalen Referenzdienst für Epidemiologie (SeREMI). Dazu wurden insgesamt 138 randomisierte und nicht-randomisierte Studien in den Bericht aufgenommen: 51 Studien mit rund 10 Millionen Kindern bewerteten die Wirksamkeit und 87 Studien mit rund 13 Millionen Kindern die Sicherheit der Kombinations-Impfstoffe.

Die Hauptergebnisse zur Wirksamkeit der Impfstoffe

Hinsichtlich der Wirksamkeit zeigte sich, dass bereits eine einzelne Impfdosis 95 Prozent der gegen Masern geimpften Kinder schützt. Aus den erhobenen Daten lässt sich zudem ableiten, dass das Risiko, an Masern zu erkranken, von 7 Prozent bei ungeimpften auf 0,5 Prozent bei einmal geimpften Kindern abnimmt. Erhielten die Kinder eine zweite Impfdosis war die Wirksamkeit mit etwa 96 Prozent ähnlich hoch.

Vor Mumps waren durch eine einmalige Gabe des Impfstoffs 72 Prozent der Geimpften geschützt. Bei Gabe einer zweiten Dosis stieg die Wirksamkeit auf 86 Prozent. Das Risiko, an Mumps zu erkranken, sinkt von 7,4 Prozent bei ungeimpften Kindern auf 1 Prozent bei Kindern, die mit zwei Dosen geimpft wurden.

 Vor Röteln waren nach Gabe einer einzelnen Dosis 89 Prozent der Kinder geschützt. Ein Schutz gegen Windpocken lag nach 10 Jahren bei den mit MMRV Geimpften immer noch bei 95 Prozent. Das bedeutet, dass bei Kontakt mit Varizellen 5 von 100 geimpften Kindern erkranken würden.

Der genaue Blick auf mögliche Impfschäden

»Was die Sicherheit anbelangt, so wissen wir aus früheren Studien aus der ganzen Welt, dass die Risiken, die von diesen Krankheiten ausgehen, bei weitem die Risiken der zur Vorbeugung verabreichten Impfstoffe überwiegen«, sagt Di Pietrantonj. Gerade weil der Impfstoff in der Öffentlichkeit immer wieder unter Verdacht geraten war, mögliche Schäden zu induzieren, wurde diesem Aspekt ein besonderes Augenmerk gewidmet.

Besonders prominent wird behauptet, die MMR-Impfung verursache Autismus. Allerdings fehlt für diese Behauptung jegliche seriöse wissenschaftliche Basis. Die Wissenschaftler fassten nun die Evidenz aus zwei Studien mit knapp 1,2 Millionen Kindern zusammen. Danach wurden bei geimpften und nicht geimpften Kindern ähnlich viele Fälle von Autismus diagnostiziert, was den Verdacht eines Zusammenhangs von Impfung und Auftreten von Autismus klar widerlegt.

In weiteren Studien mit mehr als einer Million Kindern wurde zudem nach Hinweisen für einen Zusammenhang zwischen den MMR-Impfstoffen und Enzephalitis, entzündlichen Darmerkrankungen, Morbus Crohn, kognitiver Verzögerung, Typ-1-Diabetes, Asthma, Dermatitis/Ekzem, Heuschnupfen, Leukämie, Multipler Sklerose, Gangstörungen und bakteriellen oder viralen Infektionen gesucht. Auch diese Analyse konnte keine Zusammenhänge aufzeigen.

Die vorhandenen Erkenntnisse über die Sicherheit und Wirksamkeit von MMR/MMRV-Impfstoffen unterstützen ihre Verwendung zur Massenimmunisierung. Kampagnen, die auf eine weltweite Ausrottung abzielen, müssen jeweils die epidemiologische und sozioökonomische Situation in den einzelnen Ländern berücksichtigen, um eine hohe Durchimpfungsrate zu erreichen. Es werden zudem weitere Studien benötigt, um beurteilen zu können, ob die Schutzwirkung von MMR/MMRV mit der Zeit seit der Immunisierung nachlassen könnte.

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