Mittel zu Migräneprophylaxe nahezu gleichwertig |
Annette Rößler |
05.02.2025 12:30 Uhr |
Starke Kopfschmerzen, aber auch Licht- und Geräuschempfindlichkeit sowie Übelkeit sind typische Symptome einer Migräne. / © Getty Images/skaman306
Die internistische Fachgesellschaft American College of Physicians hat im von ihr selbst herausgegebenen Fachjournal »Annals of Internal Medicine« eine neue Leitlinie zur medikamentösen Prophylaxe von Migräneattacken veröffentlicht. Die Empfehlungen gelten für erwachsene, nicht schwangere Patientinnen und Patienten, die ambulant betreut werden und unter episodischer Migräne leiden. Das bedeutet, dass sie durchschnittlich an einem bis 14 Tagen im Monat Migränekopfschmerz haben.
Diese Patienten sollen gemäß der Leitlinie als Prophylaxe eine Monotherapie mit einem Betablocker (Metoprolol oder Propranolol), dem Antikonvulsivum Valproinsäure, dem SNRI Venlafaxin oder dem Trizyklikum Amitriptylin erhalten. Verträgt der Patient eines oder mehrere dieser Medikamente nicht oder spricht er unzureichend darauf an, soll eine Monotherapie mit einem Gepant (Atogepant oder Rimegepant, beide in Europa zugelassen, aber noch nicht auf dem Markt) oder mit einem gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) gerichteten Antikörper (Eptinezumab, Erenumab, Fremanezumab oder Galcanezumab) erfolgen. Als dritte Wahl nach den genannten Wirkstoffen empfiehlt die Fachgesellschaft das Antikonvulsivum Topiramat.
Grundlage der Guideline ist eine in derselben Ausgabe der »Annals« erschienene systematische Übersichtsarbeit und Netzwerk-Metaanalyse zur Wirksamkeit der verschiedenen Migräneprophylaktika. In diese flossen 61 Studien mit insgesamt 20.680 Patienten ein, von denen allerdings nur 19 ein niedriges Risiko für Verzerrung hatten. Das Autorenteam um Dr. Johanna Damen von Cochrane Niederlande stellte daher auch lediglich eine »wahrscheinlich« seltenere nebenwirkungsbedingte Therapieabbruchrate bei den Antikörpern als bei Topiramat fest sowie die Möglichkeit, dass die Antikörper sich positiver als die Gepante auf migränebedingte Einschränkungen der Patienten und ihre Lebensqualität auswirken.
Da sich die verfügbaren Therapeutika in ihrer klinischen Wirksamkeit unter dem Strich also quasi nicht unterschieden, seien ökonomische Aspekte und die Vorlieben von Patienten zur Priorisierung herangezogen worden, heißt es in einer begleitenden Mitteilung der Fachgesellschaft. Denn die Jahrestherapiekosten der einzelnen Behandlungen variieren erheblich.
Wichtig ist der Fachgesellschaft zu betonen, dass eine gute Adhärenz essenziell für eine erfolgreiche Therapie ist. Unter Umständen müssen die Patienten – auch vom Apothekenteam – ermutigt werden, dranzubleiben, da sich die Wirkung der medikamentösen Prophylaxe erst nach einiger Zeit zeigen kann.