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DiGA

Mit Apps gegen Depression und Angststörungen

Menschen mit psychischen Problemen warten oft monatelang auf einen Therapieplatz. In dieser Zeit können Apps eine erste Hilfe sein. Stiftung Warentest hat jetzt neun solche digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) bewertet, die bei der Bewältigung von Angststörungen helfen sollen.
Daniela Hüttemann
20.10.2021  17:00 Uhr
Mit Apps gegen Depression und Angststörungen

Wie Stiftung Warentest feststellt, sind die Apps zur überbrückenden Eigentherapie von Angststörungen von sehr unterschiedlicher Qualität. Die Verbraucherschutzorganisation kritisiert vor allem die Intransparenz in diesem derzeit wachsenden Markt. »Mangelhafte Programme mit zusammengestückelten Therapieansätzen und ohne wissenschaftlich belegte Wirksamkeit, wie die von Kim Fleckenstein, stehen neben Anbietern, die den Testern der Stiftung den Zugang zum Programm verweigerten und deshalb nicht oder nur verdeckt geprüft werden konnten«, heißt es in einer Pressemitteilung der Stiftung.

Die guten Programme überzeugten dagegen mit einem stimmigen Konzept, motivierten dranzubleiben und konnten ihre Wirksamkeit durch aussagekräftige Studien belegen. Dazu zählt Warentest »HelloBetter« (Panikstörung, Agoraphobie) und »Velibra« (Panikstörung, Agoraphobie, soziale Phobie). Sie erhalten die Note »gut«. »Velibra« ist als DiGA im entsprechenden Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gelistet. Den Zugang gibt es nur nach Verordnung von Arzt oder Psychotherapeut, dafür übernehmen alle Krankenkassen die Kosten von 958 Euro für die von Anbieter Gaia empfohlene Anwendung von 24 Wochen. »HelloBetter« befindet sich laut Stiftung Warentest im Aufnahmeprozess in das Verzeichnis. Bislang übernimmt nur eine Krankenkasse hier die Kosten in Höhe von 599 Euro für die zwölfmonatige Anwendung, dafür braucht es keine ärztliche Verordnung.

Auch »Mindable« (Panikstörung, Agoraphobie) hat laut Stiftung Warentest ein stimmiges Konzept, allerdings fehlten hier noch hochwertige Studien zur Wirksamkeit; daher reichte es nur für ein »befriedigend«. Diese App ist bereits vorläufig ins BfArM-Verzeichnis aufgenommen worden, der Anbieter muss aber noch weitere Studiendaten zur Wirksamkeit nachreichen. Laut Anbieter sollen die Ergebnisse im Laufe des kommenden Jahres vorliegen. Auch für »Mindable« gilt: Es braucht eine Verordnung, dafür übernehmen alle Krankenkassen die Kosten in Höhe von 576 Euro für den zwölfmonatigen Zugang.

Grundsätzlich sollten Betroffene vor der Anwendung der Apps ein Erstgespräch mit einem Arzt oder Psychotherapeuten geführt haben. Dann kann eine Überbrückung der Wartezeit (in Deutschland im Schnitt zwanzig Wochen) bis zum eigentlichen Beginn einer Psychotherapie mit einer solchen App sinnvoll sein. Darüber hinaus können die Anwendungen unterstützend zu einer regulären Therapie eingesetzt werden.

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