Millionenschwere Kooperation geplant |
Antibiotika wirken bei gefährlichen Infektionen häufig nicht mehr. Grund dafür ist unter anderem der häufige Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft. / Foto: Adobe Stock/Tibor13
Die großen Pharmahersteller sind normalerweise harte Konkurrenten und versuchen durch individuelle Unternehmensstrategien ihre hauseigenen Arzneimittel zu vermarkten. Im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen schließen sich nun mehr als 20 Firmen zusammen, darunter Pharma-Riesen wie Novartis und Roche, um gemeinsam die Antibiotika-Forschung voranzutreiben. Auch deutsche Firmen wie Bayer und Boehringer Ingelheim beteiligen sich an der gemeinsamen Investition. Mit einer Gesamtsumme von 1 Milliarde US-Dollar (dies entspricht knapp 875 Millionen Euro) möchte die Pharmaindustrie in den sogenannten antimicrobial resistance (AMR) Action Fund investieren.
Der Fonds nennt sich selbst die bislang größte gemeinsame Initiative zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen und möchte zwei bis vier neue Antibiotika bis 2030 zu den Patienten bringen. In den vergangenen Jahren hatte sich die Antibiotika-Forschung für die Firmen häufig nicht mehr rentiert, einige große Pharmakonzerne sind ganz aus diesem Bereich ausgestiegen. Diese Entwicklung rächt sich jetzt. Insbesondere der häufige Einsatz von Antibiotika in der Viehwirtschaft, aber auch zur Behandlung von Pflanzen, Obst und Gemüse, erhöht das Risiko von flächendeckenden Antibiotika-Resistenzen auch bei den Menschen.
Der Weltpharmaverband IFPMA koordiniert den Risikokapitalfonds und bündelt die Investitionen der einzelnen Konzerne. »Mit dem AMR Action Fund investiert die Pharmaindustrie fast 1 Milliarde US-Dollar, um eine Antibiotika-Pipeline aufrechtzuerhalten, die zusammenzubrechen droht. Dies ist eine potenziell verheerende Situation, die Millionen von Menschen auf der ganzen Welt betreffen könnte«, sagte David Ricks, Präsident von IFPMA und gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der Firma Eli Lilly and Company, die auch an der Kooperation beteiligt ist. Der Fonds soll innovative Antibiotika-Kandidaten während der späten und schwierigen Phasen der Arzneimittelentwicklung unterstützen und den Regierungen Zeit geben, die notwendigen politischen Reformen durchzuführen, um eine nachhaltige Antibiotika-Strategie zu etablieren, so Ricks.