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SARS-CoV-2-Varianten

Mehrfacher Viruskontakt schützt breiter

Drei Impfungen zur Grundimmunisierung

Sander berichtete, dass erste Untersuchungen und eigenen Daten seiner Arbeitsgruppe zeigten, dass Doppeltgeimpfte, die Kontakt mit Omikron hatten, durch die Infektion ihre Immunantwort deutlich verbreitern können, sagte Sander, sodass sie ältere Varianten und Omikron gut neutralisieren können. Derselbe Effekt sei von einem Variantenimpfstoff zu erwarten.

Auch die Virologin Professor Dr. Ulrike Protzer von der Technischen Universität München (TUM) und  Helmholtz Zentrum München betonte, wie wichtig der mehrfache Kontakt des Immunsystems mit dem Erreger sei. Es sei ein früher Fehler in der Kommunikation gewesen, die zweifache Impfung als vollständige Impfung zu bezeichnen. Von vielen Erregern sei bekannt, dass ein zweifacher Kontakt mit dem Antigen nicht ausreiche und eine dritte Impfung zur Grundimmunisierung benötigt werde.

In einer Publikation, die in Kürze im Fachjournal »NEJM« erscheinen werde, sehe man, dass ein dritter Kontakt nicht nur zur Verbreiterung der Antikörperantwort führe, sondern auch zur Bildung von qualitativ hochwertigeren Antikörpern, die verstärkt am Antigen haften. »Diese erhöhte Avidität der Antikörper sieht man nach dem dritten Kontakt mit dem Antigen«, sagte Protzer. Immunologisch sei es hier egal, ob der Kontakt durch Impfung oder natürliche Infektion erfolge.

Omikron wird nicht die Impflücke schließen

Die Omikron-Welle werde mit Sicherheit die Immunantwort bei vielen Menschen verstärken – sowohl in Richtung Schutz vor Omikron, als auch insgesamt, sagte die Virologin. Eine vierte Impfdosis sei bei einigen Personengruppen wie Älteren und Immunsupprimierten sinnvoll, aber derzeit nicht generell zu empfehlen, zumal erste Daten aus Israel enttäuschend gewesen seien.

Auch Sander geht davon aus, dass die starke Zirkulation der Omikron-Variante die Grundimmunität der Bevölkerung gegen SARS-CoV-2 verbessere. Er warnte aber davor, darauf zu hoffen, dass Omikron die in Deutschland bestehende Impflücke, die es durch die vielen Ungeimpften noch gebe, schließt. »Das wird nicht passieren. Es ist eine Illusion, dass wir jetzt quasi in kurzer Zeit die Bevölkerung durch natürliche Infektionen immunisieren«, sagte er.

Wenn das passiere, breche nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch die gesamte kritische Infrastruktur zusammen, warnte der Experte. »Das ist überhaupt keine Strategie.« Natürlich werde das Virus weiter zirkulieren und nach und nach die Grundimmunität vieler erzeugen oder auffrischen. Dennoch gebe es gerade keine Alternative zur Impfung.

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