Magen-Darm-Covid häufiger als gedacht |
Die im »American Journal of Emergency Medicine« erschienene Arbeit hatte das Ziel, die Häufigkeit einzelner Covid-19-Symptome in einer US-amerikanischen Population zu ermitteln, und zwar bei Patienten, die aufgrund akuter Beschwerden die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsuchten. Dies sei wichtig, so die Autoren um Dr. Christopher Clifford von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York, da die Häufigkeit, mit der etwa die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC das Auftreten der verschiedenen Covid-19-Symptome angebe, größtenteils auf Daten aus der Frühphase der Pandemie beruhe, in der zunächst vor allem chinesische Populationen erfasst worden waren. Andere Populationen könnten sich jedoch durchaus davon unterscheiden. So hätten beispielsweise zwei frühere Untersuchungen aus New York ergeben, dass Fieber, das laut CDC bei 83 bis 99 Prozent der Patienten zu erwarten wäre, nur bei 32 beziehungsweise 26 Prozent der Patienten vorhanden war.
Um bezüglich der Weiterbehandlung der Patienten die richtigen Entscheidungen treffen zu können, müssen Notärzte wie Clifford darüber hinaus auch wissen, welche Symptome einen besonders schweren Verlauf vorhersagen. Die Autoren analysierten daher retrospektiv die Daten von knapp 12.000 Patienten, die zwischen dem 1. März und dem 13. Mai 2020 die Notaufnahmen von fünf New Yorker Krankenhäusern aufgesucht hatten. Erfasst wurde unter anderem, ob die Patienten SARS-CoV-2-positiv waren, welches jeweils das Leitsymptom war und welches davon mit einer besonders hohen Mortalität einherging.
Insgesamt 54 Prozent der Teilnehmer hatten Covid-19. Einen positiven Erregernachweis gab es bei 74 Prozent der Patienten mit Fieber, bei 68 Prozent der Patienten mit Kurzatmigkeit und bei 65 Prozent der Patienten mit Husten. Dies überrascht nicht, denn der Untersuchungszeitraum fiel in die Hochphase der Covid-19-Epidemie in New York und die genannten Symptome gelten als typisch für Covid-19. Darüber hinaus waren jedoch auch 58 Prozent der Patienten, die aufgrund von Schwäche, eines Sturzes oder einer Wesensveränderung die Notaufnahme aufsuchten, 56 Prozent derjenigen mit einer Entgleisung des Blutzuckerspiegels und 51 Prozent derjenigen mit gastrointestinalen Symptomen SARS-CoV-2-positiv.
In der Subgruppe der Über-65-Jährigen hatten 77 Prozent der Patienten mit Durchfall, 74 Prozent der Patienten mit Fatigue und 69 Prozent der Patienten mit Schwäche Covid-19. Bei Älteren sollten Ärzte daher verstärkt atypische Symptome erwarten, so die Autoren. Ein besonderes Augenmerk sei auch auf Covid-19-Patienten mit Dehydratation, Wesensveränderung, einem Sturz oder Hyperglykämie zu richten, denn diese hatten der Studie zufolge die höchste Sterblichkeit.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.