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Hoher Blutdruck

Liegt's an der Messung?

Blutdruck zu hoch? Vielleicht liegt es lediglich an Fehlern beim Messen. Die Deutsche Herzstiftung nennt neun Regeln für die korrekte Blutdruckmessung.
Brigitte M. Gensthaler
30.01.2020  13:00 Uhr

Beim Arzt gemessene Blutdruckwerte sind häufig höher als die Ergebnisse der Selbstmessung. Dieser sogenannte »Weißkitteleffekt« ist leicht erklärbar: Stress und Anspannung in der Arztpraxis treiben den Blutdruck bei vielen hoch. Daher bevorzugen nicht wenige Ärzte solche Werte, die außerhalb der Arztpraxis, zum Beispiel bei einer 24-Stunden-Blutdruckmessung oder vom Patienten zu Hause, erhoben wurden, schreibt die Deutsche Herzstiftung. Doch wie macht man's richtig? Die wichtigsten Regeln im Überblick:

  • Für eine ruhige Umgebung sorgen, in der nicht gesprochen wird.
  • Vor der Messung erstmal fünf Minuten entspannt ruhig sitzen und Beine nicht übereinander schlagen.
  • Blutdruck zweimal in Folge messen; der niedrigere Wert zählt. Wie lange soll die Pause zwischen den Messungen sein? Die Herzstiftung empfiehlt eine halbe bis ganze Minute, während die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie eine bis zwei Minuten angeben.
  • Morgens immer vor dem Frühstück, vor Kaffee, Schwarztee, Rauchen oder Medikamenten-Einnahme messen.
  • Die Manschette muss sich beim Messen auf Herzhöhe befinden. Das heißt: Bei der Oberarmmessung im Sitzen legt man den Unterarm entspannt in den Schoß oder vor sich auf einen normal hohen Tisch. Für Handgelenksmessungen wird die Hand etwas unterhalb der gegenüberliegenden Schulter locker abgelegt, sodass der Arm im Ellenbogengelenk gebeugt ist.
  • Bei einem Oberarmumfang von mehr als etwa 33 cm eine breitere Manschette verwenden.
  • Fällt die Messung am linken oder rechten Arm höher aus? Dann immer auf der Seite mit den höheren Werten messen.
  • Wie oft soll man messen? Ist der Blutdruck seit Jahren stabil gut, reichen gelegentliche Kontrollen, zum Beispiel in den Tagen vor einem Arzttermin oder vierteljährlich. Die Intervalle mit dem Arzt festlegen. Häufigere Kontrollen sind immer in Sondersituationen zu empfehlen, zum Beispiel nach Änderung einer antihypertensiven Medikation, bei Hitzewellen im Sommer/Urlaub (cave Blutdruckabfall), intensivem Sport oder Ernährungsumstellung. Bei niedrigen Werten kann der Arzt eventuell die Blutdruckmedikation ändern. Wichtig sind Extramessungen bei Beschwerden wie verstärkter Müdigkeit, Schwindelgefühl oder Ohnmachtsattacken, um eine zu starke Blutdrucksenkung zu erkennen.
  • Handgelenk oder Oberarm? Zeigt sich bei Vergleichsmessungen kein Unterschied, spricht nichts gegen ein Handgelenkgerät, zumal die Handhabung oft einfacher ist.

Abschließend empfiehlt die Herzstiftung, bei der Dokumentation der Werte neben Uhrzeit, Datum und Wochentag unbedingt zu vermerken, wie gemessen wurde, zum Beispiel »vor dem Frühstück, am Oberarm, zwei Messungen im Abstand von einer Minute, vorherige Ruhezeit fünf Minuten«. Zudem solle der Patient den Arzt über potenzielle Nebenwirkungen einer zu starken Blutdrucksenkung informieren. Mit diesen Zusatzangaben könne der Arzt die Werte besser einschätzen und eine Blutdruckmedikation anpassen.

 

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