Leitlinie bevorzugt Monopräparate |
Spannungskopfschmerz zeichnet sich typischerweise durch beidseitige drückende Kopfschmerzen aus. Zur Behandlung gibt es neue Empfehlungen. / Foto: Getty Images/fizkes
Kopfschmerz vom Spannungstyp betrifft den ganzen Kopf (holozephaler Kopfschmerz) und wird meist als dumpf-drückend beschrieben. Anders als bei einer Migräneattacke fehlen vegetative Begleitsymptome oder sie sind nur gering ausgeprägt. Außerdem fehlt eine Zunahme der Beschwerden unter körperlicher Anstrengung. Die International Classification of Headache Disorders(ICHD)-3 unterscheidet einen episodischen und chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp. Ersterer wird zudem unterschieden in selten auftretend (< zwölf Tage im Jahr) und häufig auftretend (> ein Tag pro Monat, maximal 14 Tage pro Monat beziehungsweise mindestens zwölf Tage und maximal 180 Tage im Jahr). Als chronisch gilt ein Kopfschmerz vom Spannungstyp, der an mindestens 15 Tagen im Monat und für länger als drei Monate auftritt. Kopfschmerz vom Spannungstyp ist der weltweit am häufigsten auftretende Kopfschmerz. Die Prävalenz für Erwachsene wird mit über 80 Prozent, die für Kinder mit über 20 Prozent angegeben. Für chronischen Spannungskopfschmerz liegt sie bei Erwachsenen bei bis zu 5 Prozent, bei Kindern bei bis zu 2 Prozent.
Zur Linderung akuter Kopfschmerzen aus dem Bereich nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel empfiehlt die S1-Leitlinie »Diagnostik und Therapie des Kopfschmerzes vom Spannungstyp« Acetylsalicylsäure (ASS) 500 bis 1000 mg, Ibuprofen 400 mg und Paracetamol 1000 mg. Auch Naproxen und Diclofenac kommen infrage, jedoch liegt für diese Wirkstoffe eine geringere Anzahl aussagekräftiger Studien vor. Eine Präferenz für einen bestimmten Wirkstoff äußern die Leitlinienautoren nicht, da es nur wenige direkte Vergleiche zwischen diesen Analgetika gibt.
Kombinationen von analgetisch wirksamen Substanzen mit Coffein haben in Studien ebenfalls eine gute Wirksamkeit gezeigt. Häufig war sie dabei der Anwendung der Einzelsubstanzen überlegen. Es traten aber auch mehr Nebenwirkungen wie Benommenheit oder Nervosität auf, sodass die Leitlinie Kombinationen erst empfiehlt, wenn mit Monopräparaten keine ausreichende Schmerzlinderung erreicht werden kann.
Grundsätzlich gilt: Einzelsubstanzen sollten nicht häufiger als an 15 Tagen und Kombinationspräparate nicht häufiger als an zehn Tagen pro Monat eingenommen werden, da sich anderenfalls das Risiko für Nebenwirkungen oder für einen Kopfschmerz durch Analgetika-Übergebrauch erhöht.
Einige Studien untersuchten und bestätigten die Wirkung von topisch angewendetem 10-prozentigem Pfefferminzöl. Dieses wird dreimal im Abstand von je 15 Minuten großflächig auf Stirn und Schläfen aufgetragen. Es stellt laut Leitlinie eine Ergänzung zu systemischen Analgetika, aber auch eine topische Alternative für vulnerable Gruppen dar, etwa Schwangere und Stillende oder Patienten mit Leber- und/oder Niereninsuffizienz, die systemische Analgetika nicht oder nur eingeschränkt anwenden dürfen. Auch Tigerbalsam ist möglicherweise wirksam.