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Arzneimittelstabilität

Lehren aus dem Paxlovid-Fall

Jede Arzneimittelpackung trägt ein Verfallsdatum. Oft sind es fünf Jahre, oft auch weniger. Worauf beruhen diese Angaben und die Aufforderung der Patienten, Verfallstermine unbedingt zu beachten? Nur in seltenen Ausnahmen wird ein Verfallsdatum offiziell verlängert. Auf Spurensuche bei Paxlovid und Co.
Ulrike Holzgrabe
Martina Kinzig
Fritz Sörgel
04.05.2025  08:00 Uhr

Paxlovid, ein besonderer Fall

Auch hier sei einleitend festgestellt, dass der aktuelle Fall mit Paxlovid nicht dem von Tamiflu entspricht. Was tun, wenn ein Arzneimittel aufgrund einer Pandemie zur notfallmäßigen Behandlung von Patienten schnell zugelassen werden soll und zu diesem Zeitpunkt eine berechtigte Hoffnung auf Wirksamkeit besteht, aber keine ausreichenden Stabilitätsstudien vorliegen?

Genau dieser Fall ist 2022 mit Paxlovid eingetreten. Das von der Pharmafirma Pfizer entwickelte Paxlovid kam Anfang 2022 sowohl in Europa als auch in den USA zur Behandlung von Covid-19-Patienten auf den Markt (14). Zu diesem Zeitpunkt gab es die Impfstoffe verschiedener Hersteller, aber kein wirksames Mittel gegen die Covid-Erkrankung, das ambulant oral eingenommen werden und Klinikeinweisungen reduzieren konnte. Erste klinische Studien hatten ergeben, dass Paxlovid genau diese Anforderungen erfüllen könnte. Deshalb wurde es in einem »Fast-Track-Verfahren« ohne die üblichen Langzeitstabilitätsdaten zugelassen (Tabelle 2). Das Medikament besteht aus zwei Wirkstoffen/Tabletten:

  • dem antiviralen Wirkstoff Nirmatrelvir, einem peptidischen Hemmstoff der SARS-CoV-2-Hauptprotease, und
  • dem Protease-Inhibitor Ritonavir, einem Anti-HIV-Wirkstoff, der hier eingesetzt wird, um den schnellen Metabolismus von Nirmatrelvir durch CYP-Enzyme zu verlangsamen und damit dessen Wirkung zu verlängern, also als Booster (15, 16).

Ritonavir ist seit fast 30 Jahren auf dem Markt und seine Stabilität gut untersucht. Die Substanz selbst ist chemisch stabil, liegt aber in zwei polymorphen Formen von unterschiedlicher Löslichkeit vor. Dabei kann das gut lösliche Polymorph in die schlechter lösliche Form »umkristallisieren«. Dies kann man heute durch eine entsprechende Formulierung vermeiden.

Zu Nirmatrelvir sind verständlicherweise bisher nur wenige Stabilitätsstudien bekannt. Das Molekül hat vier Amidfunktionen (Nr. 1–4 im Molekül) und eine Nitrilgruppe (Nr. 5), die hydrolytisch sowohl alkalisch als auch sauer gespalten werden können. Bemerkenswerterweise wird unter basischen Stressbedingungen nur das Nitril (Nr. 5) zu einem Amid hydrolysiert und am Amid 1 wird die Trifluoressigsäure abgespalten (Abbildung), wobei hier das entsprechende Amin entsteht (17, 18). Außerdem wurde eine Epimerisierung in Nachbarschaft zum Nitril (Nr. 5) beobachtet (19).

In Stressstudien mit Licht, Oxidation und Hitze erwies sich Nirmatrelvir als stabil (17, 20, 21). Bei jeweils zweistündiger Exposition von 1 M NaOH, 1 M HCl, 3 Prozent H₂O₂, Sonnenlicht und 80 °C wurde in einer neuen Studie nur im Alkalischen eine Zersetzung von knapp 30 Prozent beobachtet; alle anderen gefundenen Gehalte lagen über 96,6 Prozent (22).

Datum Ablauf der Zulassung
Jahr 2021
27. April Pfizer gibt die Entwicklung von Paxlovid™ bekannt und ­beginnt klinische Studien
2. November Preprint über erste klinische Daten
5. November erste Phase-II/III-Ergebnisse: weniger Krankenhausaufenthalte
14. Dezember endgültige Phase-III-Ergebnisse
22. Dezember Notzulassung durch FDA
Jahr 2022
27. Januar Zulassung durch EMA
25. Mai reguläre Zulassung durch FDA
Tabelle 2: Zeitlicher Verlauf der Paxlovid-Zulassung
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