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Nach Corona

Lebenszufriedenheit der Deutschen steigt nur langsam

Erst Corona, jetzt Krieg und Inflation: Die Krisen der vergangenen Monate belasten die Deutschen. Ihre Zufriedenheit ist laut «Glücksatlas» im Vergleich zum vergangenen Jahr zwar gestiegen – es bleibt aber Luft nach oben. Vor allem eine Generation ist unzufrieden.
dpa
08.11.2022  15:00 Uhr
Lebenszufriedenheit der Deutschen steigt nur langsam

Nach dem Wegfall der meisten Corona-Maßnahmen sind die Menschen in Deutschland wieder etwas zufriedener – Kriegsängste und Inflation bremsen sie aber weiter aus. Das geht aus dem am Dienstag vorgestellten «Glücksatlas» hervor, den die Universität Freiburg mit Unterstützung der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) erstellt hat. «Die Talsohle ist durchschritten, die Hälfte des Weges liegt aber noch vor uns», sagte der wissenschaftliche Leiter der Untersuchung, Bernd Raffelhüschen, laut Mitteilung.

Die Datengrundlage des Glücksatlas 2022 besteht aus laufenden Befragungen zur Lebenszufriedenheit sowie aus Sonderbefragungen. So gab es elf Befragungen von Januar bis Oktober 2022 mit insgesamt 11.450 repräsentativ Befragten ab 16 Jahren in Form von mündlich-persönlichen Interviews durch das Institut für Demoskopie Allensbach zur Erfassung der allgemeinen Lebenszufriedenheit: «Wenn Sie einmal alles in allem nehmen, wie zufrieden sind Sie insgesamt zurzeit mit Ihrem Leben?» mit einer Antwortskala von 0 («ganz und gar nicht zufrieden») bis 10 («völlig zufrieden»).

Im Durchschnitt gaben die Menschen ihre Lebenszufriedenheit mit 6,68 an. Vergangenes Jahr hatte dieser Wert mit 6,58 niedriger gelegen, vor der Pandemie 2019 war er mit 7,14 deutlich höher. Vor allem Inflation und Kriegsfolgen wirkten sich demnach negativ auf die Zufriedenheit der Deutschen aus. «Im September durchbrach die Inflation die 10-Prozent-Marke. Sollte sie bis Dezember 2022 so hoch bleiben, dürfte sich der Gesamtverlust an Lebensglück durch die diesjährige Inflation auf 0,46 Punkte belaufen», hieß es in der Mitteilung. «Das ist viel.»

Zahl unglücklicher Menschen hat sich während Pandemie verdoppelt

Die Zahl der unglücklichen Menschen – also jene, die einen Wert zwischen 0 und 4 nannten – habe sich in der Pandemie verdoppelt. Dieses Jahr sei ihr Anteil zwar wieder gesunken, aber noch nicht auf Vor-Pandemie-Niveau. Hinter den «abstrakten Zahlen liegen pandemiebedingte Brüche in der Biografie»: Jobverlust, Krankheiten und der Verlust von Menschen. «Daher ist es wichtig, dass der Erholungsprozess anhält.»

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Viele Gruppen, die besonders stark unter den Corona-Maßnahmen gelitten haben, konnten laut Glücksatlas ihre Lebenszufriedenheit wieder verbessern. «Frauen haben den Glücksabstand zu den Männern, der sich während Corona auftat, fast wieder geschlossen», hieß es.

Auch die Zufriedenheit mit der Freizeit verbesserte sich demnach enorm: von 5,0 im Corona-Jahr 2021 auf 6,51 im aktuellen Glücksatlas. Doch auch hier ist noch Luft nach oben: «Obwohl es nahezu keine Einschränkungen mehr gibt und Fitnessklubs wieder geöffnet und Freizeitveranstaltungen möglich sind, ist das alte Niveau noch nicht erreicht.»

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