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Baden-Württemberg

LAV-Chefin Tatjana Zambo warnt vor BMG-Sparplänen

»Die geplante Anhebung des apothekerlichen Zwangsrabatts auf 2 Euro pro abgegebener GKV-Packung ist ein Schlag ins Gesicht der Apothekerschaft.« Die Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, Tatjana Zambo, sieht keinerlei Einsparreserven bei den Apotheken.
Brigitte M. Gensthaler
14.07.2022  09:00 Uhr
LAV-Chefin Tatjana Zambo warnt vor BMG-Sparplänen

»Diese Planungen sind unangemessen und wir werden keine Gelegenheit auslassen, uns dagegen zu stellen«, sagte Zambo in ihrem Bericht bei der gestrigen LAV-Mitgliederversammlung in Stuttgart. Sie wandte sich energisch gegen die Sparpläne der Bundesregierung, in einem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz auch Apotheken zu belasten. Zur Erinnerung: Das Bundesgesundheitsministerium hat kürzlich einen Entwurf vorgelegt, mit dem der Kassenabschlag über einen Zeitraum von zwei Jahren von derzeit 1,77 Euro auf 2 Euro angehoben werden soll. »Dies konterkariert auf grobe Weise das Versprechen aus dem Koalitionsvertrag, die Vor-Ort-Apotheken zu stärken.« Es gebe keine Effizienzreserven bei den Apotheken, wohl aber Effizienz, die nun kaputtgespart werden soll. »An uns sparen zu wollen, ist dramatisch, falsch und unfair«, zitierte sie die ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening.

Zambo erinnerte an die enormen Leistungen der Apotheken und ihrer Teams in der Corona-Pandemie. Bis heute wurden in Deutschland 182,7 Millionen Impfdosen verabreicht – die meisten gingen durch Apothekerhände und damit durch pharmazeutische Aufsicht. »Die fachliche und logistische Kompetenz unserer Apotheken hat die dezentrale Impfkampagne erst möglich gemacht.« Auch bei den Coronatests und der Ausstellung vom Impfzertifikaten hätten die Apotheker schnell und umfassend agiert. Apotheken mit ihrer flächendeckenden Verteilung über das ganze Land hätten das Versorgungsnetz gebildet, das während der Pandemie gehalten habe und gebraucht wurde.

Die LAV-Präsidentin warnte: »Wenn das Spargesetz wie geplant kommen sollte, wird das effiziente Netz an Apotheken weiter ausdünnen und es wird zwangsläufig zu weiteren Schließungen kommen. Das kann und darf nicht passieren. Denn die Apotheken werden gebraucht – jede einzelne ist wichtig.«

Mut zu neuen Leistungsangeboten

Zambo ermutigte die Kollegen ausdrücklich, neue Leistungen aufzugreifen und anzubieten. So werden Influenza-Schutzimpfungen ab Herbst zur Regelleistung in Apotheken, nachdem sie in Modellprojekten erfolgreich erprobt wurden. »Dort wo es möglich ist, sollte die Impfung angeboten werden.«

Auch bezüglich der Corona-Impfungen seien viele Apotheken »impf-ready – und das ist gut so«. Nach der Abschaffung der Impfzentren im Land setze die Politik voll und ganz auf ambulante Leistungserbringer, also auch auf die Apotheken. Sie rief die Apotheker auf, Impfangebote zu machen, eventuell auch in Kooperationen. »Wir werden auch hier unter Beweis stellen, dass es ohne die Apotheke vor Ort nicht funktioniert.« Zugleich wolle man damit dem neuen Kampagnen-Slogan: »Immer da für Dich« Leben einzuhauchen.

Das gelte unbedingt auch für die honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen, für die der Berufsstand seit Jahren gearbeitet habe. Hier gehe es um die wichtige pharmazeutische Betreuung und ein Mehr an Arzneimitteltherapiesicherheit – also um eine Kernkompetenz der Apotheker, betonte Zambo. Dies unterstütze die Patienten ebenso wie die Ärzte. »Das ist eine win-win-win-Situation.« Als Replik auf die heftigen Reaktionen der verfassten Ärzteschaft stellte Zambo klar: »Natürlich sind die Apotheker qualifiziert, die definierten pharmazeutischen Dienstleistungen zu erbringen. Sie erhalten auch nicht mehr Geld als die Ärzte für die gleichen Leistungen.« Über die Dienstleistungen mische sich kein Apotheker in die vom Arzt induzierte Therapie ein; die Therapiehoheit verbleibe beim Arzt. »Hier stehen endlich einmal die Patienten im Mittelpunkt.«

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