Lauterbach: E-Rezept muss mehr Nutzwert schaffen |
Melanie Höhn |
26.04.2022 18:00 Uhr |
Der Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) erklärte auf der Digital-Health-Messe in Berlin am Dienstag, dass das E-Rezept im Alltag der Patienten einen spürbaren Mehrwert bringen muss. / Foto: PZ/Melanie Höhn
Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) will die digitale Identität im Gesundheitswesen weiter ausbauen, damit tiefergehende Nutzungen möglich werden, sagte er auf der Digital Health-Messe »DMEA« in Berlin. Das E-Rezept oder die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (EAU) seien Maßnahmen, die nur möglich werden, »wenn wir digitale Identität datenschutzrechtlich abgesichert haben«, erklärte er. Daran werde mit Hochdruck gearbeitet. Die verpflichtende Einführung des E-Rezepts habe er aufgeschoben, weil die Vorarbeiten noch nicht so waren, wie sie hätten sein müssen. Lauterbach ist jedoch zuversichtlich, 30.000 Rezepte bis zum Sommer zu erreichen und danach einen »vollständigen Rollout zu setzen«, wie er sagte. »Wir werden dann aber noch Anwendungsbeispiele bringen. Ich glaube, dass nur so die sektorenübergreifende Zusammenarbeit möglich wird«, so Lauterbach.
Das E-Rezept müsse noch klarer erkennbar sein in seinem Wert für den Patienten: »Wir überlegen uns, was Anwendungen wären, die einen Nutzwert für die Patienten und Apotheker oder Ärzte bringen«, sagte er. Er denke zum Beispiel daran, dass im elektronischen Rezept Medikamente vorbestellt werden kann, sodass bei der Abholung sichergestellt ist, dass die Medikamente schon da sind. Es müsse etwas »Spürbares bringen«, sagte er weiter.
Weiterhin sprach er sich für eine übergreifende Strategie bei der Digitalisierung aus. Alle drei Ampel-Partner seien in vielen Bereichen eine »Kompromiss-Koalition, aber im Bereich der Digitalisierung hatten wir tatsächlich einheitliche Ziele«, sagte Lauterbach: Die Koalitionspartner fordern eine massive Digitalisierung des Gesundheitssystems. Nach der Sommerpause soll ein Strategieprozess ausgerollt werden, um eine übergreifende Digitalisierungs-Strategie zu schaffen. Dazu soll ein großes Beteiligungsverfahren gestartet werden. »Aus meiner Sicht haben wir in der Digitalisierung keine wirklich gute Strategie: Wo wollen wir wann sein und was sind die Anwendungen, die zuerst den Nutzer das Gefühl vermitteln, wir machen hier eine andere Medizin?«, so Lauterbach. Natürlich müsse gleichzeitig die Infrastruktur weiter bearbeitet werden. Später soll ein Gesetz Strategie und Infrastruktur zusammenbringen.
Die Digitalisierung sei einer der wenigen Bereiche gewesen, für die die Pandemie etwas Positives gebracht habe: »Sie ist erst erlebbar geworden durch die Pandemie«, sagte Lauterbach. Diesen Schub müsse man jetzt nutzen. Bei der EAU sei der Arbeitgeberabruf noch nicht realisiert, werde aber derzeit vorbereitet. Die elektronische Patientenakte (EPA) ist für Lauterbach der Kern der Digitalisierung. »Ich sehe in der Digitalisierung nicht eine andere Form der Dokumentation und Archivierung der Medizin, die wir immer gemacht haben, sondern ich sehe darin eine andere und bessere Medizin, die Dinge ermöglicht, die wir sonst nicht hätten machen können und wo der Nutzen im täglichen Alltag auf Leistungserbringerseite und bei Patienten gelebt und gespürt werden kann«.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.