Lasmiditan wirkt anders als Triptane |
Sven Siebenand |
03.03.2023 15:27 Uhr |
Triptane sind bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen kontraindiziert, da sie nicht nur intrakranielle Gefäße, sondern auch periphere Gefäße kontrahieren. Das passiert bei dem neuen Migränewirkstoff Lasmiditan nicht. / Foto: Adobe Stock/sebra
Die Klasse der Triptane ist seit vielen Jahren aus der Akutbehandlung von Migräne bekannt. Die einzelnen Wirkstoffe haben aber einen bedeutenden Nachteil. Sie sind bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen kontraindiziert, da die Triptane nicht nur intrakranielle Gefäße, sondern auch periphere Gefäße kontrahieren.
Wie die Triptane wirkt Lasmiditan am Serotoninrezeptor, allerdings nicht an den Subtypen 5-HT1B und 5-HT1D, sondern selektiv als Agonist an 5-HT1F. Der exakte Wirkmechanismus ist nicht bekannt, aber die Wirkungen von Lasmiditan beinhalten vermutlich neben der agonistischen Wirkung am 5-HT1F-Rezeptor eine Verringerung der Freisetzung von Neuropeptiden und eine Hemmung von Schmerzwegen, einschließlich des Trigeminusnervs. Da es keinen vasokonstriktiven Effekt in den peripheren Blutgefäßen gibt, kann Lasmiditan auch bei einer zusätzlichen Herz-Kreislauf-Erkrankung eingesetzt werden.
Zugelassen ist Lasmiditan zur Akutbehandlung der Kopfschmerzphase bei Migräneattacken mit oder ohne Aura bei Erwachsenen. Generell beträgt die empfohlene Initialdosis 100 mg Lasmiditan. Falls erforderlich, kann die Dosis für eine stärkere Wirksamkeit auf 200 mg erhöht oder für eine bessere Verträglichkeit auf 50 mg verringert werden. Sollte der Migränekopfschmerz nach Einnahme von 50 mg oder 100 mg Lasmiditan innerhalb von 24 Stunden nach dem ersten Ansprechen erneut auftreten, dürfen Betroffene eine zweite Dosis derselben Stärke einnehmen. Die Anwendung der zweiten Dosis sollte dabei aber nicht innerhalb von zwei Stunden nach der ersten Einnahme erfolgen. Innerhalb von 24 Stunden sollten nicht mehr als 200 mg Wirkstoff eingenommen werden.
Die klinische Erfahrung zur Anwendung des neuen Wirkstoffs in zeitlicher Nähe zu Triptanen ist begrenzt. Die Risiken, ein Serotonin-Syndrom zu entwickeln, können sich addieren. Deshalb ist Vorsicht geboten. Aus dem gleichen Grund gilt dies auch bei gleichzeitiger Anwendung anderer serotonerger Arzneimittel. Lasmiditan ist ferner mit Nebenwirkungen, die das zentrale Nervensystem betreffen, verbunden. In einer Studie im Fahrsimulator mit Gesunden beeinträchtigte der Wirkstoff die Verkehrstüchtigkeit signifikant. Nach jeder Einnahme sollte man für mindestens acht Stunden kein Fahrzeug führen und keinen anderen Aktivitäten nachgehen, die eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordern.
Die häufigsten beobachteten Nebenwirkungen waren in Studien Benommenheit, Schläfrigkeit, Erschöpfung, Parästhesie, Übelkeit, Schwindel, verminderte Berührungswahrnehmung und Muskelschwäche.
Die Einnahme von Lasmiditan bei Schwangeren wird nicht empfohlen. In der Stillzeit ist zu entscheiden, ob das Stillen unterbrochen wird oder ob auf die Behandlung mit Lasmiditan verzichtet wird. Die Exposition des Neugeborenen lässt sich minimieren, indem das Stillen für 24 Stunden nach der Behandlung unterbrochen wird.