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Risikopatienten

Lässt sich voraussagen, wer Long-Covid bekommt?

Berichte über das Long-Covid-Syndrom mehren sich. Jedoch steht nach wie vor eine systematische Charakterisierung ebenso wie die Beschreibung von Prädiktoren aus, die auf eine Long-Covid-Erkrankung hindeuten könnten. Diese Wissenslücken schließt jetzt teilweise eine Arbeit, die in »Nature Medicine« erschienen ist.
Theo Dingermann
11.03.2021  13:00 Uhr

Covid-19 ist eine extrem heterogene Erkrankung, was das Spektrum der Schweregrade anbelangt. Die Erkrankungen verlaufen von asymptomatisch bis tödlich. Hinzu kommt, dass die Symptome sehr unterschiedlich lange anhalten können. Bei sehr langer Symptomdauer spricht man von Langzeit-Covid-19 (Long-Covid), einem gefürchteten Syndrom, das derzeit in aller Munde ist. Aus diesem Grund sind Kenntnisse zur Prävalenz und zu potenziellen Risikofaktoren sehr wichtig, auf deren Basis sich eventuell Frühstadien dieses Krankheitstyps erkennen lassen. Ein Team um Dr. Carole H. Sudre von der School of Biomedical Engineering & Imaging Sciences am King’s College in London, ist diesen Fragen nachgegangen. Die Ergebnisse seiner Arbeit hat es jetzt in »Nature Medicine« publiziert.

Für ihre Studie wählten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 4182 von 4.223.955 Patienten aus einem Register aus, die alle an Covid-19 erkrankt waren. Diese Patienten waren aufgefordert worden, über eine App ihre Krankheitssymptome selbst zu berichten. Anschließend verglichen die Wissenschaftler ein Patientenkollektiv, das Symptome gemeldet hatte, die 28 Tage und länger anhielten (LC28), mit Patienten, die nur bis maximal zehn Tage nach Krankheitsbeginn Symptome gemeldet hatten.

Frühere Erkenntnisse der Arbeitsgruppe, wonach sich anhand bestimmter Symptommuster die Notwendigkeit einer Sauerstoffzufuhr vorhersagen ließ, bildeten die Basis für die Hypothese, dass ein durch eine persistierende Symptomatik charakterisiertes Long-Covid-Syndrom mit einem frühen Symptommuster assoziiert sein könnte, das man zu einer Risikoeinschätzung nutzen könnte.

Insgesamt meldeten 558 Studienteilnehmer (13,3 Prozent) Symptome, die länger als vier Wochen andauerten. Bei 189 Patientinnen und Patienten (4,5 Prozent) hielten die Symptome über mehr als acht Wochen an. Bei diesen spricht man bereits von Long-Covid. Schließlich meldeten 95 Teilnehmer (2,3 Prozent) noch Symptome, die über einen Zeitraum von mehr als zwölf Wochen nach Krankheitsbeginn anhielten. Ein Long-Covid-Syndrom war durch Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Dyspnoe und Anosmie (Verlust des Geruchssinns) gekennzeichnet.

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