Kommt der Wellenbrecher-Shutdown? |
dpa |
PZ |
27.10.2020 15:36 Uhr |
Ein Wellenbrecher-Shutdown soll her, damit wir nicht von der zweiten Corona-Welle überrollt werden. Dabei würden Schulen und auch Kitas offen bleiben, während viele Einrichtungen wie Gaststätten, Fitnessstudios und Sportvereine geschlossen werden. / Foto: Colourbox
Am Mittwochmittag sollen Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und mehreren Bundesministern mit den Ministerpräsidenten der Länder zur aktuellen Corona-Lage beginnen. Diese werden angesichts der hohen Zahl an Neuinfektionen mit Spannung erwartet.
Denn schon vor Ende der Woche könnte nach Aussage von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ein Wert von 20.000 Corona-Neuinfektionen pro Tag in Deutschland erreicht sein. Altmaier sagte am Dienstag bei einem Deutsch-Französischen Wirtschaftstag: »Wir haben es zu tun mit einem exponenziellen Wachstum.« In Deutschland steige die Zahl der Neuinfektionen jeden Tag um rund 70 bis 75 Prozent im Vergleich zur Woche davor. »Und das bedeutet: Wir werden wahrscheinlich schon Ende dieser Woche 20.000 Neuinfektionen am Tag haben«, so Altmaier.
Die Gesundheitsämter haben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts vom frühen Dienstagmorgen 11.409 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Am Dienstag vor einer Woche hatte die Zahl bei 6868 gelegen. Am Samstag war mit 14.714 Neuinfektionen ein neuer Höchstwert seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland erreicht worden.
Im Vorfeld der Beratungen zu neuen Maßnahmen wirbt der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach für eine befristete Schließung zahlreicher Einrichtungen für zwei Wochen, um den starken Anstieg der Infektionen zu stoppen. »Wenn wir den Sonderweg Deutschlands retten wollen, auch besser durch die zweite Welle zu kommen, dann muss ein Wellenbrecher-Shutdown jetzt kommen«, sagte Lauterbach der Deutschen Presse-Agentur.
Konkret gehe es um ein Konzept, »bei dem man über zwei Wochen hinweg mit Ankündigung – in der Regel mit einer Woche Vorlauf – bundesweit Einrichtungen schließt: Restaurants, Bars, Kneipen, alle Kulturstätten, Fitnessstudios, Vereine. Offen bleiben aber Schulen, Kitas und essenzielle Geschäfte.« Private Treffen müssten auf ein absolutes Minimum reduziert werden. In Betrieben sollte so viel Homeoffice gemacht werden wie möglich.
»Wenn dieses Konzept sehr früh ergriffen wird, kann es uns für eine längere Zeit aus dem exponenziellen Wachstum der Infektionszahlen herausbringen, wenn dieses noch nicht zu lange gelaufen ist«, sagte Lauterbach. »In dieser Situation sind wir jetzt. Wenn wir es jetzt nicht beschließen, ist aus meiner Sicht ein kompletter Lockdown auch mit Schulen, der viel länger dauern könnte, in einigen Wochen unabwendbar.« Er hoffe, dass es bei den Beratungen von Bund und Ländern an diesem Mittwoch zu einem entsprechenden Beschluss komme.
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