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Pandemie-Folgen

Kinder in der Pubertät am meisten betroffen

Die Pandemie ist vorbei, die Einschränkungen auch, aber junge Menschen spüren noch immer die Folgen der Corona-Politik – vor allem, wenn die Pandemie mit der Pubertät zusammen fiel. Wie blicken Lehrer, Ärzte und Forscher heute auf diese Zeit?
dpa
02.01.2025  17:00 Uhr

Zum Jahreswechsel vor fünf Jahren breitete sich in China mit SARS-CoV-2 ein Virus aus, das später die ganze Welt in Atem hielt. Die Folgen sind bis heute zu spüren. Das Coronavirus hat nicht nur Tote und dauerhaft Erkrankte auf dem Gewissen: Die Schutzmaßnahmen dieser Zeit belasteten auch viele, an denen die Krankheit vorbeizog. Besonders stark beeinträchtigten die Auflagen die Jüngsten, daran lassen Studien und Expertenmeinungen keinen Zweifel.

Eine aktuelle Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) etwa belegt, dass sich durch Corona mentale Gesundheit, körperliche Aktivität und das allgemeine Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen verschlechtert haben. Die Befunde basieren auf Studien und Daten der repräsentativen COMPASS-Panelbefragung.

Schwierigkeiten vor allem für Pubertierende

Während der Pandemie kam es demzufolge zu einem deutlichen Anstieg von Angstsymptomen und Depressionen bei Heranwachsenden. Vor allem in der Pubertät nahm die Häufigkeit deutlich zu. Die tägliche Bewegungszeit sank im Durchschnitt um 48 Minuten. »Eine Normalisierung lässt sich bis heute nicht feststellen«, heißt es in dem Bericht.

»Die mentale und körperliche Gesundheit junger Menschen hat während der Pandemie stark gelitten und sich nur teilweise erholt«, fasst Helena Ludwig-Walz die Ergebnisse zusammen. »Es ist von besonderer Bedeutung, die mentale Gesundheit und das Bewegungsverhalten junger Menschen wieder gezielt zu fördern, um langfristigen negativen Auswirkungen entgegenzuwirken.«

Fünf Jahre nach dem Entstehen des Virus sind auch für Kinderarzt Ralf Moebus die negativen Folgen der Corona-Politik offensichtlich. »Das Thema treibt uns alle ziemlich um«, sagt der hessische Landesvorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ). Viele Kinder seien in ihrer körperlichen Entwicklung zurück, könnten zum Beispiel weniger hüpfen oder schlechter basteln. Mehr Kinder seien übergewichtig. Am meisten Sorgen machen ihm und seinen Kollegen die Jahrgänge, die während der stärksten Einschränkungen zwischen 10 und 14 Jahre alt waren. In dieser Generation seien die Defizite am schwersten aufzuholen.

Auch aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) waren es die mittleren Jahrgänge, die es am härtesten traf: »Die Klassen sieben, acht und neun waren am längsten ganz vom Präsenzunterricht ausgeschlossen, zumeist über mehrere Monate«, so Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen. »Daher haben sich hier die größten Lernrückstände aufgebaut.«

»Gerade im Alter der Pubertät war dieser lange Ausschluss vom Präsenzunterricht auch für die Persönlichkeitsentwicklung und die psychische Gesundheit problematisch«, sagte der GEW-Vorsitzende. Dass die Defizite nach dem Ende der Maßnahmen nicht aufgeholt werden konnten, begründet die GEW mit dem allgemeinen Lehrkräftemangel.

Mehr Psychotherapie, Sport und Gesundheitserziehung

Rückblickend sagt Moebus klar: »Damals wurden viele Fehler gemacht.« Das anfängliche Argument, Kinder würden das Virus verbreiten, habe sich bald als falsch herausgestellt. Aber niemand habe darauf reagiert: »Man hat die Kinder auch dann noch weggesperrt, als geimpfte Rentner schon lange wieder munter unterwegs waren.«

Wie kann man den Kindern helfen? In der Kinderarztpraxis sei das kaum möglich, sagt Moebus. Viele Patienten müssten er und seine Kollegen an Psychiater oder Psychologen verweisen, »aber die Wartezeiten sind völlig indiskutabel«. Was die körperlichen Defizite betrifft, würde sich Moebus »ein Rezept für Bewegung« wünschen, vielleicht auch für Theaterbesuche oder Musik. »Mein dringlichster Wunsch wäre eine vernünftige Gesundheitserziehung in der Schule.«

Lehrer sehen »nachhaltige Folgen«

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht heute vieles anders als damals. »Die Schulschließungen werden inzwischen ganz überwiegend kritisch bewertet«, fasst Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen das Stimmungsbild bei hessischen Lehrerinnen und Lehrern zusammen. Zwar habe zu Beginn der Pandemie für die meisten der Infektionsschutz Priorität gehabt. »Zu Recht wird aber kritisiert, dass Kinder und Jugendliche sehr viele Entbehrungen tragen mussten, während anderen weniger weitreichende Einschränkungen zugemutet wurden.«

Zu den »nachhaltigen Folgen der Coronapandemie« zählen inhaltliche Schwächen, etwa in der Rechtschreibung oder in den Fächern, bei denen viel Stoff wegfiel. Die Lehrkräfte sehen aber auch Veränderungen: Die Kinder könnten sich tendenziell schlechter konzentrieren und Stress schlechter regulieren als vor der Pandemie. Mehr Kinder zeigten sozial unangepasstes Verhalten oder Anzeichen von psychischen Belastungen.

»Letztendlich ist es aber nicht möglich, diese Beobachtungen eindeutig auf die Coronapandemie zurückzuführen«, schränkt Hartmann ein. Es könnte zum Beispiel auch daran liegen, dass Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit am Bildschirm verbringen, dadurch mehr mit problematischen Inhalten in Kontakt kommen, sich zu wenig bewegen und reale Kontakte einschränken. Allerdings hängt auch das wieder mit Corona zusammen, denn viele Familien haben in dieser Zeit technisch aufgerüstet, die Kinder sich an lange Bildschirmzeiten gewöhnt.

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