Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Heizen mit Holz

Keine gute Idee für Klima und Gesundheit

Durch den enormen Anstieg der Gaspreise setzen viele Menschen auf das Heizen mit Holz, um Geld zu sparen. Doch Experten warnen vor schädlichen Folgen, sowohl für die Gesundheit als auch für Klima und Umwelt.
AutorKontaktdpa
Datum 27.09.2022  11:30 Uhr

Auf den ersten Blick gibt es für das Heizen mit Holz gute Gründe. Es gilt als gemütlich, günstiger als Gas und nachhaltig. Holz wird in Deutschland als klimafreundlicher Brennstoff und erneuerbare Energie behandelt. Die Begründung: Das Kohlendioxid, das beim Verbrennen von Holz in die Atmosphäre gelangt, wird bei einer nachhaltigen Waldwirtschaft durch nachwachsende Bäume wieder gebunden.

Mehr als eine Million Haushalte in Deutschland nutzen Scheitholz, Holzpellets (also gepresstes Holz in Zylinderform) oder Holzhackschnitzel als primäre Energiequelle zum Heizen des kompletten Wohnraums, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) angibt. Zusätzlich gebe es mehr als elf Millionen sogenannte Einzelraumfeuerstätten wie zum Beispiel Kaminöfen (Stand März 2022). Bisher spielte Holz damit eine eher untergeordnete Rolle: Im Jahr 2021 kam nach Angaben des Statistischen Bundesamts nur bei 3,6 Prozent der Neubauten Holz als primäre Heizenergiequelle zum Einsatz.

«Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz»

Durch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Gaspreise könnte sich das ändern: Die Nachfrage nach Öfen und Heizungen, die mit Holz oder Pellets betrieben werden, ist groß. Das klingt erst mal gut, quasi nach einer Win-Win-Win-Situation für Mensch, Industrie und Natur. Das sehen jedoch viele Experten anders. Einige Wissenschaftler betrachten die Verbrennung von Holz als Gefahr für die menschliche Gesundheit.

So auch Professor Dr. Achim Dittler vom Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). «Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz», sagt der Forscher. Bei der Holzverbrennung würden viel mehr Schadstoffe freigesetzt als bei der Verbrennung von Öl oder Gas, darunter Kohlenmonoxid, Stickoxide und Methan. Und die hochkonzentrierten Gase und gesundheitsschädlichen Feststoff-Emissionen wie etwa Ruß hätten verheerende Folgen für die Luftqualität.

Am problematischsten ist es nach Angaben des Aerosol-Experten, wenn der Rauch direkt zu benachbarten Häusern strömt und dort über technische Lüftungssysteme selbst bei geschlossenen Fenstern ins Innere gelangt. «Dann erleben Sie, dass Ihr eigener Wohnraum durch Holzofen-Rauchgase zu einer gefährlichen Rauchgasfalle werden kann.»

Heizen mit Pellets billiger als Gas

Deutschlandweit wird nach Angaben des Umweltbundesamts (UBA) fast die Hälfte des aktuell genutzten Holzes zur Energieerzeugung verwendet. Das Heizen mit Gas hingegen verliert nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine an Bedeutung. Einer Berechnung des Statistischen Bundesamts zufolge hat sich die Anzahl der genehmigten Wohngebäude, die vorrangig Gas als Energiequelle nutzen, im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 mehr als halbiert. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Pelletheizungen und -kaminöfen.

Nach Angaben des Deutschen Pelletinstituts, das dem Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband angehört, wurden im ersten Halbjahr dieses Jahres rund 32.000 Pelletheizungen verkauft – 12 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Doch auch die Preise für Brennholz und Holzpellets für Öfen und Heizungen steigen stark: Sie lagen im August um knapp 86 Prozent über denen des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt im September mitteilte. Die Verbraucherpreise insgesamt kletterten im selben Zeitraum um 7,9 Prozent. Gründe für die stark überdurchschnittliche Preissteigerung seien neben der gestiegenen Nachfrage auch die höheren Beschaffungs- und Transportkosten in der Holzindustrie, erklärten die Statistiker.

Nach Angaben des Pelletinstituts und des Bundesverbands für Brennholzhandel und Brennholzproduktion ist Heizen mit Holz trotzdem nach wie vor günstiger als mit Öl oder Gas. Dem Pelletinstitut zufolge kostete eine Kilowattstunde, die durch die Verbrennung von Holzpellets erzeugt wird, im Zeitraum Januar bis August durchschnittlich rund 8,8 Cent, die mit Erdgas rund 14,11 Cent.

Holzverbrennung ist nicht klimaneutral

Für den KIT-Experten Dittler haben Pellets im Gegensatz zu Scheitholz zumindest einen Vorteil: Durch die einheitliche Größe und den Herstellungsprozess ist die Brennstoffqualität einheitlicher, sie brennen zudem im Ofen geregelt ab. Dadurch sei die Rauchentwicklung kontrollierbarer als bei Scheitholz. Zwar entstünden weniger hohe Schadstoff-Konzentrationen als bei einem Scheitholz-Ofen, aber immer noch deutlich mehr als bei einer Gasheizung.

Dittler nennt es einen «Kardinalfehler», dass Holzenergie in Deutschland trotz aller Fakten als klimaneutrale, nachhaltige Energie bezeichnet werde. Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz teilt auf Anfrage mit, dass die Emission von Luftschadstoffen bei der Holzfeuerung ein Problem sei. Deswegen seien die Regeln zur Luftreinhaltung beim Einbau und Betrieb von Holzheizungen dieses Jahr noch einmal verschärft worden.

Feinstaubbelastung wird zunehmen

Wolfgang Straff, Leiter des Fachgebiets Umweltmedizin und gesundheitliche Bewertung am Umweltbundesamt, warnt speziell vor den Gesundheitsgefahren durch Feinstaub. «Generell und unabhängig von der Quelle führt die Inhalation von Feinstaub zu relativ hohen Krankheitslasten in der Bevölkerung.» So seien zum Beispiel Lungenkrebsfälle und weitere Krankheiten wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes auf Feinstaub zurückzuführen.

Dem Mediziner zufolge wurden in Deutschland in den Jahren 2010 bis 2018 durchschnittlich jährlich etwa 17.500 Todesfälle durch Feinstaub verursacht. Schon jetzt sei die Verbrennung von Holz für rund 20 Prozent der deutschen Feinstaubemissionen verantwortlich. Was passiert, wenn diesen Winter noch mehr Menschen mit Holz heizen?

«Insgesamt wird es dazu kommen, dass viele Menschen noch mehr Feinstaub einatmen als in den letzten Jahren, und dadurch werden rechnerisch auch mehr Menschen erkranken.» Trotzdem hat der Mediziner Verständnis dafür, dass viele Menschen Geldsorgen haben und deshalb auf das vermeintlich billigere Holz umsteigen. «Es ist ein Dilemma. Die Kälte spüren wir Menschen sofort, während wir die anderen gesundheitlichen Risiken nicht wahrnehmen können.»

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa