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Coronaviren

Keine Angst vor Ansteckung über Weihnachtsgeschenke

Muss man Angst vor viruskontaminierten Paketen und Weihnachtspost oder gar Geschenken haben? Nein, sagen Experten. Wer Pakete an der Tür annimmt, sollte sich jedoch vorsichtshalber danach die Hände waschen. Eine Desinfektion von Geschenken ist aber nicht nötig.
dpa
23.12.2020  07:00 Uhr

«Dass Coronaviren an Weihnachten durch Karten oder verpackte Geschenke übertragen werden, ist vollkommen irreal», sagt Podbielski. Vermehren könnten sich die Viren ohnehin nicht auf solchen Oberflächen. «Das geht nur, wenn sie in Zellen sind», erklärt der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene an der Uni Rostock, Professor Dr. Andreas Podbielski. Außerdem sei die Umweltstabilität von Coronaviren viel zu gering. Das Absterben dieser Krankheitserreger auf Karten und Papier gehe relativ rasch. «Das ist eine Sache von Minuten bis zu wenigen Stunden», erklärt Podbielski. Anders sehe das etwa bei Hepatitis-A-Viren aus, die Tage, wenn nicht sogar Wochen in der Umgebung gut überleben könnten.

Auch die EU-Gesundheitsbehörde ECDC bestätigt auf ihrer Homepage: «In der Praxis gibt es keine Hinweise auf eine Übertragung von Covid-19 durch kontaminierte Verpackungen.» Zwar gebe es Experimente, in denen das Virus etwa auf Karton bis zu 24 Stunden überleben könne. Hierbei handle es sich jedoch um Untersuchungen unter Laborbedingungen. Die Empfehlung lautet aber trotzdem: Bei Kontakt mit vielen Oberflächen und Verpackungen häufig die Hände waschen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat derzeit keine Belege dafür, dass sich Menschen über kontaminierte Oberflächen infiziert haben. «Allerdings können Schmierinfektionen über Oberflächen nicht ausgeschlossen werden, die zuvor mit Viren kontaminiert wurden», heißt es auf der Internetseite.

Auch wenn es nicht ausgeschlossen werden könne, hält Krankenhaushygieniker Podbielski Infektionen auf diesem Weg für «komplett unwahrscheinlich». «Da müsste schon jemand auf eine Postkarte husten, sie einem anderen direkt in die Hand drücken und der steckt sich den Finger sofort den Mund», sagt der Experte.

Podbielski meint daher, dass Geschenke und Karten vor der Übergabe nicht extra desinfiziert werden müssten. Ein größeres Risiko einer Ansteckung gehe wohl eher von überfüllten Paketstationen und Postfilialen aus – theoretisch. «Da wir aber überall Einlasskontrollen und Maßnahmen zur Entzerrung haben, ist auch hier das Risiko gering», sagt Podbielski.

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