Kardiotoxizität ist nicht häufig, aber oft gravierend |
Daniela Hüttemann |
15.11.2024 16:20 Uhr |
Weitere kardiotoxische Effekte sind Thromben und Gefäßentzündungen, zum Beispiel durch nicht steroidale Antirheumatika (NSAR), insbesondere Coxibe, Diclofenac und Ibuprofen. Vor allem bei Personen mit Herzinsuffizienz oder ischämischen Erkrankungen sollte man das Nutzen-Risiko-Verhältnis streng abwägen, eine niedrige Dosierung wählen oder nach Möglichkeit auf andere Arzneistoffe ausweichen. »Fragen Sie bei der Abgabe dieser Schmerzmittel am besten, ob Blutdruck und Herz in Ordnung sind, und weisen Sie daraufhin, dass beim Sport Vorsicht geboten ist.«
Bei manchen Krankheiten müsse man eine bekannte Kardiotoxizität in Kauf nehmen, zum Beispiel bei Krebs. »Hier sind Ansätze zur Risikoreduktion wichtig«, so Lorenz und nannte als Beispiel liposomale Formulierungen von Anthrazyklinen oder die Gabe des Komplexbildners Dexrazoxan, das die Bindung an die kardiale Topoisomerase II beta verhindere. Derzeit entwickle die European Society for Cardiology (ESC) auch eine Leitlinie zur Einschätzung des Kardiotoxizitätsrisikos, inklusive notweniger Untersuchungen und Biomarker vor einer Tumortherapie.
In der Apotheke sollte man grundsätzlich auf Risikofaktoren des Patienten wie die oben genannten sowie Hypertonie, Diabetes und Übergewicht achten und Wechselwirkungen wie auch den Lebensstil im Auge haben, um das kardiotoxische Risiko einzuschätzen. Das gelte insbesondere bei Abgaben im OTC-Bereich inklusive NSAR oder beispielsweise Ephedrin-haltigen Präparaten, riet Lorenz. Auch PPI sollten nicht unnötig angewendet und Dauerverordnungen überprüft werden.