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Neurobiologie

Jung im Kopf bleiben

Wie kann man das Gehirn möglichst lange fit halten? Medikamentöse Optionen gibt es kaum, aber mit Lebensstilinterventionen kann man viel erreichen, berichtete der Neurobiologe Martin Korte beim PZ-Managementkongress in Palma de Mallorca.
Christina Hohmann-Jeddi
05.04.2019  11:52 Uhr

»Das Gehirn altert wie jedes andere Organ auch«, sagte Korte, Professor für zelluläre Neurobiologie an der Technischen Universität Braunschweig. Nervenzellen sterben ab und auch die Mikroglia wird geschädigt. Das beeinflusst aber nicht alle kognitiven Leistungen gleich stark. So nehmen die Kapazität und Rechenleistung des Arbeitsgedächtnisses sowie die Verarbeitung von sensorischen Informationen ab, wodurch die Reaktionszeit steigt. Die Abnahme der Rechenleistung ist bereits ab einem Alter von 25 Jahren in Studien nachweisbar, berichtete Korte. Langzeitstudien mit Probanden, die über 30 Jahre nachverfolgt wurden, zeigen jedoch, dass sich die kognitiven Leistungen in anderen Bereichen mit zunehmendem Alter verbessern: Das waren die Sprachkompetenz, das Sprachgedächtnis, die räumliche Orientierung und das schlussfolgernde Denken.

Was das für die Praxis bedeutet, zeigt eine weitere Untersuchung, die die Lernfähigkeit von Piloten im Alter von 40 Jahren mit der von 60-Jährigen Kollegen beim Lernen am Flugsimulator verglich. Das Ergebnis war, dass die jungen Piloten zwar schneller lernten, aber die älteren Piloten am Ende bessere Ergebnisse beim Vermeiden von gefährlichen Situationen hatten. »Der Grund ist, dass sie einen besseren Überblick über die Gesamtsituation haben«, so Korte. Ihre Mustererkennung ist ausgeprägter. Menschen reichern im Laufe des Lebens solche Matrizen an, die sie zur Problemlösung brauchen, erklärte der Referent. »Aber nur auf Gebieten, auf denen man Experte ist.«

Insgesamt kann man durch den Lebensstil, vor allem die Senkung von Risikofaktoren, das Gehirn fit halten und es gegen Alterung, aber auch neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer schützen. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren zählen Übergewicht, vor allem Bauchfettablagerungen, sowie ein hoher Cholesterolwert. Das Bauchfett bewirkt eine chronische Entzündung im Körper, und vermutlich auch im Gehirn, was sich schädlich auswirkt, sagte Korte. Daher gebe es Untersuchungen, ob antiinflammatorische Wirkstoffe wie NSAR vor Neurodegeneration schützen.

Was kann man selbst tun? »Bewegung und Sport halten klug«, sagte der Neurobiologe. Sie schützen nicht nur vor Übergewicht, sondern regen über Botenstoffe auch die Bildung neuer Nervenzellen an. »Vier- bis fünfmal pro Woche eine Stunde wäre hilfreich«, so Korte. »Aber zehn Minuten täglich den Puls in die Höhe zu treiben, hat auch schon einen Effekt.« Außerdem hat eine gesunde Ernährung eine gewisse Schutzfunktion, vor allem die mediterrane Ernährung, die auch das kardiovaskuläre Risiko senkt. »Mehr Fisch, weniger Fleisch, mehr buntes Gemüse und insgesamt Lebensmittel, die man erkennen kann.«

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