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Kopfschmerzen

Jeder Migräne-Patient sollte einen Therapieplan haben

Migräne-Symptome sind relativ eindeutig, ihre Behandlung sowie die Prophylaxe sollte aber zunehmend individuell erfolgen, fordern Forscher aktuell in einer Artikelserie zu Migräne im Fachjournal »The Lancet«. Nur so gebe es Chancen auf Leidensfreiheit, auch dank neuer Therapien.
Christiane Berg
18.05.2021  17:00 Uhr

Heftige, häufig einseitig pulsierend-pochende Kopfschmerzen begleitet von Appetitlosigkeit (fast immer), Übelkeit (80 Prozent), Erbrechen (40 bis 50 Prozent), Lichtscheu (60 Prozent) und/oder Lärmempfindlichkeit (50 Prozent): Trotz des zunehmenden Wissens zur Pathogenese und Therapie der Migräne werden noch immer Defizite im grundlegenden Verständnis und Bewusstsein und somit auch im Management der neurovaskulären Erkrankung sowohl im Gesundheitswesen als auch in der Politik beklagt. Kurz: Viele Betroffene erhalten nicht ausreichend Hilfe und leiden unnötig.

Fest steht: »Jede wirksame Behandlungsstrategie muss mit der Erstellung eines Therapieplans beginnen, der auf die individuellen klinischen Merkmale und Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten ist«, konstatieren die Verfasser einer aktuelle Serien-Publikation in der Fachzeitschrift »The Lancet«. Unter Berücksichtigung der Häufigkeit, Dauer und Stärke der Attacken beziehungsweise des Ausmaßes des Leidensdrucks muss gegebenenfalls seitens des Hausarztes ein Spezialist hinzugezogen werden; erst recht bei Therapieresistenz, atypischen Verläufen oder spezifischen Komorbiditäten wie Depressionen und Ängste, fordern die Autoren, international führende Neurologen unter Federführung von Professor Dr. Messoud Ashina, Leiter des Danish Headache Center der Universität Kopenhagen. Trotz der derzeitigen Defizite machen sie aber auch Hoffnung: »Die Zukunft wird neue Therapieoptionen mit sich bringen, die zur Lösung bislang noch nicht bewältigter Herausforderungen in der Migräne-Therapie beitragen«, zeigen sie sich überzeugt.

»Ziel der modernen Forschung ist es nicht nur, neue medikamentöse Ansatzpunkte zu finden, sondern auch eine personalisierte, zielgerichtete Therapie und den passgenauen Einsatz, beispielsweise der (kostspieligen) Antikörper-Therapien zu ermöglichen«, konstatiert Professor Dr. Hans-Christoph Diener in einem begleitenden Statement der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Es stehen bereits zahlreiche medikamentöse Therapieoptionen zur Behandlung der Migräne zur Verfügung. Darunter zählen derzeit die Triptane  als Goldstandard in der Akutbehandlung, so Diener mit Verweis auf die S1-Leitlinie »Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne«. Demnach gelten Almotriptan, Eletriptan, Frovatriptan, Naratriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan als die Substanzen mit der besten Wirksamkeit bei akuten Migräneattacken. Sie sollten bei starken Anfällen, die nicht auf Analgetika oder NSAR ansprechen, eingesetzt werden. Bei Übelkeit und Erbrechen seien ergänzend Antiemetika zu empfehlen.

In der Migräneprophylaxe, also zur Reduktion der Frequenz, Stärke und/oder Dauer der Attacken kommen Betablocker (Metoprolol, Propranolol), Amitriptylin, Valproat, Topiramat, Flunarizin und Onabotulinumtoxin A zum Einsatz. Die Wahl der Medikamente richtet sich nach Faktoren wie Verträglichkeit und Nebenwirkungen, Begleiterkrankungen und Effektivität. Es sollte ein individueller Therapieplan erstellt werden.

Zudem habe sich die subkutane Gabe monoklonaler Antikörper gegen das Calcitonin-Gene-Related Peptide (CGRP) wie Fremanezumab (Ajovy®) und Galcanezumab (Emgality®) sowie CGRP-Rezeptor-Antagonisten  Erenumab (Aimovig®) bewährt, die seit einigen Jahren in Deutschland zur Vorbeugung von Migräne zugelassen sind.

Gerade bei der Migräneprophylaxe spielen jedoch auch nicht medikamentöse Verfahren wie kognitive Verhaltenstherapie, Biofeedback und Entspannungstechniken eine bedeutende Rolle, unterstreichen die Leitlinien-Autoren.

Lebensstil hat großen Einfluss

Migräne gelte heute nicht mehr als psychosomatische Erkrankung. Auch die Existenz einer Migränepersönlichkeit habe sich als nicht nachweisbar erwiesen. Dem nunmehr gültigen multidimensionalen Ätiopathogenesemodell liege die These zugrunde, dass es genetische, psychosoziale, physiologische und biochemische Prädispositionen gibt, die sich in Verbindung mit einer dysfunktionalen habituellen Stressverarbeitung zu einer Migräne auswirken und deren lebensgeschichtlichen Verlauf beeinflussen können.

Ob Verbesserung der Selbstwahrnehmung oder ob Modifikation, also Versuch der Änderung schmerzbezogener Kognitionen, sozialer Beeinträchtigungen und migränespezifischer dysfunktionaler Lebensstile: Der Annahme der Effektivität psychologischer Strategien folgend sei die Migräne durch Modifikation der Lebensführung beeinflussbar.

In Deutschland sind ungefähr 20 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer von Migräne betroffen; weltweit sind es mehr als eine Milliarde Menschen. Nicht nur in der Bundesrepublik, auch weltweit ist sie bei Berufstätigen unter 50 Jahren und hier vor allem beim weiblichen Geschlecht als führende Ursache für Arbeitsausfälle und Krankschreibungen bekannt.

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