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SARS-CoV-2

Ist eine Ansteckung über Lebensmittel möglich?

Dass das neuartige Coronavirus über Tröpfeninfektion von Mensch zu Mensch übertragen wird, ist hinlänglich bekannt. Dennoch scheinen viele Verbraucher verunsichert zu sein, ob man sich auch über kontaminierte Lebensmittel anstecken kann. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt Entwarnung.
PZ
20.03.2020  10:00 Uhr

Demnach gebe es derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. Auch für andere Coronaviren seien keine Berichte über Infektionen durch Lebensmittel oder den Kontakt mit trockenen Oberflächen bekannt. Denkbar seien allerdings Übertragungen über Oberflächen (Schmierinfektionen), die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden. Aufgrund der relativ geringen Stabilität von Coronaviren in der Umwelt sei dies aber nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontamination wahrscheinlich.

Auch wenn eine Übertragung des Virus über kontaminierte Lebensmittel oder importierte Produkte unwahrscheinlich ist, sollten laut BfR beim Umgang mit diesen die allgemeinen Regeln der Hygiene des Alltags wie regelmäßiges Händewaschen und die Hygieneregeln bei der Zubereitung von Lebensmitteln beachtet werden. Des Weiteren könne das Infektionsrisiko durch das Erhitzen von Lebensmitteln zusätzlich weiter verringert werden, da die Viren hitzeempfindlich sind.

Hingegen ist davon auszugehen, dass das neuartige Coronavirus kälteunempfindlich ist. Es gebe aber bisher keine Hinweise zu Infektionsketten von SARS-CoV-2 über den Verzehr von Lebensmitteln, inklusive tiefgekühlter Lebensmittel.

Wie sieht es mit kontaminierten Besteck in Kantinen aus? Grundsätzlich können Coronaviren durch direktes Niesen oder Husten einer infizierten Person auf Besteck oder Geschirr gelangen und auf diesen festen Oberflächen eine Zeit lang überleben. Eine Schmierinfektion erscheint dann möglich, wenn das Virus über das Besteck oder über die Hände auf die Schleimhäute des Mund- und Rachenraumes oder die Augen übertragen wird. Dem BfR sind jedoch bisher keine Infektionen mit SARS-CoV-2 über diesen Übertragungsweg bekannt.

Zudem geht das BfR mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass Geschirrspülen mit Seife und Spülmittel vor einer Ansteckung schützt. Das neue Coronavirus gehört zu den behüllten Viren, deren Erbgut von einer Lipidschicht umhüllt ist. Diese reagiert empfindlich auf Alkohole oder Tenside, die als Fettlöser in Seifen und Geschirrspülmitteln enthalten sind. Wenngleich für SARS-CoV-2 hierfür noch keine spezifischen Daten vorliegen, sei es hoch wahrscheinlich, dass durch diese Substanzen die Virusoberfläche beschädigt und das Virus inaktiviert wird. Das gelte besonders auch dann, wenn im Geschirrspüler das Geschirr mit 60 Grad Celsius oder höherer Temperatur gereinigt und getrocknet werde.

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