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Dufte Medizin?

14.08.2000  00:00 Uhr

-TitelGovi-Verlag

AROMATHERAPIE

Dufte Medizin?

von Elke Wolf, Rödermark

Gerüche sind dem Menschen nicht schnuppe. So erinnert etwa der betörende Duft von Lavendel an den letzten Sommerurlaub in der Provence, und der würzig-frische Geruch des Weihnachtsbaumes holt alljährlich für wenige Augenblicke die Adventszeit aus Kindertagen zurück. Wissenschaftler erforschen derzeit detailliert, warum Gerüche Assoziationen, Emotionen und auch pharmakologische Reaktionen auslösen können. Allerdings sorgen einige Protagonisten der Aromatherapie dafür, dass der Therapie mit ätherischen Ölen nach wie vor etwas Mystisches anhaftet. Das tut der Beliebtheit der Aromatherapie keinen Abbruch.

Potenzial der Aromatherapie sind ätherische Öle. Mit ihrer Hilfe lassen sich in komprimierter Form Düfte und ihre Wirkungen gezielt einsetzen, behaupten die Befürworter. Ätherische Öle werden dazu entweder solo oder als Mischung in speziellen Duftlampen verdampft oder inhaliert, auf die Haut getupft und einmassiert, ins Badewasser geträufelt oder als alkoholische Lösung verabreicht. Mehrere hundert Öle kommen zum Einsatz. Es geht nicht nur darum, ab und zu per Duftschale eine wohlriechende Atmosphäre in die eigenen vier Wände zu zaubern (das wäre unter dem Begriff der Aromapflege/-kultur zu verstehen), sondern die Aromatherapie beansprucht für sich, mit ätherischen Ölen körperliche und seelische Beschwerden behandeln zu können. Die Qualität der Öle ist von entscheidender Bedeutung (siehe Kasten "Guter Riecher für Qualität"). Manche Autoren bezeichnen die Aromatherapie gar als Teilbereich der Phytotherapie.

Die Aromatherapie hat sicherlich nichts mit Geistheilung zu tun, und sie ist weit entfernt vom Bachblüten-Konzept. Einige Aspekte erscheinen auch dem Pharmazeuten durchaus schlüssig. Es gibt Anhänger der Therapie mit ätherischen Ölen, die um die naturwissenschaftlich korrekte Aufklärung der Effekte bemüht sind. Dennoch ist die Aromatherapie differenziert zu betrachten; in der entsprechenden (Laien-)Literatur wird viel Humbug geschrieben. Bei manchen Beschreibungen wundert es nicht, dass die Aromatherapie der Esoterik-Ecke zugeordnet wird. So soll "der Geist" der Pflanze im Gegensatz zur "Chemotherapie die Lebenskraft und Selbstheilungskräfte des Körpers wecken und stärken. Die ätherischen Öle haben eine tiefe Wirkung auf unser psychisches Gleichgewicht. Sie bewirken eine seelische Umstimmung, regulieren aus der Balance Geratenes und entziehen einer Krankheit den eigentlichen Nährboden. Sie wirken gleichermaßen auf den Körper und die Seele, also im ganzheitlichen Sinne". Oder: "Der Duft fließt durch Ängste und besänftigt sie."

Kritisch zu sehen ist auch, dass eine Reihe ätherischer Öle von Pflanzen eingesetzt wird, die nicht offizinell sind. Dass das ätherische Öl der Kamille in Form eines Dampfbades dazu beiträgt, Erkältungssymptome zu lindern, ist bewiesen. Dass Jasminöl von Aromatherapeuten bei Dermatitis und Ekzemen, zur Geburtsförderung und Milchbildung eingesetzt wird, ist nicht nachvollziebar. Ob jede aromatherapeutische Rezeptur nach Dosis-Wirkungs-Überlegungen zusammengestellt wurde, ist ebenfalls anzuzweifeln. Negativ fällt auch auf, dass einige Autoren Heilversprechen machen: "X-Öl hilft bei Y." Andere geben Tipps, die obsolet sind. Beispiel: Bei Bindehautentzündungen sollen Kompressen mit Augentrost oder Rosenhydrolat aufgelegt werden. Und wenn es nötig wäre, fehlen ab und an wichtige Hinweise, so beispielsweise, dass sich Menthol, Cineol, Myrtol oder Campher nicht für Säuglinge und Kleinkinder eignen, da reflektorischer Glottiskrampf, Bronchospasmus und Asthma-ähnliche Zustände bis hin zum Atemstillstand drohen.

Wenn Aromatherapeuten mit ätherischen Ölen eine rationale Therapie anstreben, dann ist zu fordern, dass sich diese Präparate der Zulassung unterziehen müssen. Auch sie müssen den Nachweis von Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit erbringen. Zugegeben: Die meisten ätherischen Öle sind hochkomplex zusammengesetzt; das erschwert die Bewertung von pharmakologischen Ergebnissen. Und auch die Standardisierung und Normierung ätherischer Öle ist kein leicht zu lösendes Problem. Betrachtet man jedoch die Aromatherapie beziehungsweise die Therapie mit ätherischen Ölen losgelöst von diesen Mängeln, bleiben interessante Ansatzpunkte. Was ist für den Apotheker wissenswert? Einige Aspekte.

Nase als Tor zur Welt der Düfte

Den Weg, wie ein bloßes in der Luft herumschwirrendes Duftmolekül zum bewusst wahrgenommenen Duftgefühl wird, haben Physiologen in den letzten Jahren Schritt für Schritt verfolgt. Heute weiß man, dass ein sensorischer Reiz zustande kommt, wenn Duftmoleküle ihren spezifischen Rezeptor auf der nur wenige Quadratzentimeter großen Riechschleimhaut in der Nase gefunden haben. Ort des Geschehens sind die Zilien der etwa 30 Millionen Riechzellen - spezialisierte Zellfortsätze, die in die Nasenhöhle hineinragen. Auf der anderen Seite des Riechzellkörpers entspringt ein langer Nervenfortsatz, der durch kleine Öffnungen im Schädelknochen in das Gehirn hineinzieht und im so genannten Riechhirn, dem Bulbus olfactorius, Verbindung zu spezifischen Zellen schafft.

Bevor die flüchtigen Moleküle jedoch zu den Zilien Kontakt aufbauen können, müssen sie den die Zilien umhüllenden Schleim überwinden. Deshalb verbinden sie sich mit Duftstoff-bindendem Protein und werden so durch die schleimige Schutz- und Diffusionsbarriere transportiert. An den Zilien angekommen, treffen sie auf eine Unmenge an "Duftrezeptoren": Das menschliche Genom hat etwa 1000 verschiedene vorgesehen. Es ist die größte Genfamilie im menschlichen Genom überhaupt! Jeder einzelne Rezeptor ist spezifisch für einen Duft. Allerdings bestehen Düfte, so beispielsweise Rosenduft, aus mehreren hundert chemischen Komponenten, so dass auch immer mehrere hundert Rezeptoren erregt werden. Wenn Menschen bestimmte Düfte nicht riechen können - so können rund sieben Prozent der Menschen Fischgeruch nicht wahrnehmen - , bedeutet das, dass sie genau dieses Rezeptorprotein nicht besitzen.

Hat ein Molekül an seinen Rezeptor angedockt, so wird der chemische Reiz von den Sinneszellen durch komplexe intrazelluläre G-Protein-gesteuerte Reaktionskaskaden mit cAMP als second messenger in elektrische Impulse übersetzt. Ionenkanäle wie die für Natrium und Calcium öffnen sich, Natrium- und Calciumionen strömen ein. So entsteht der Strom, den der Mensch braucht, um riechen zu können. Das G-Protein verstärkt die Antwort des Rezeptors, wodurch der molekulare Reiz potenziert wird - eine Erklärung für die zum Teil extreme Empfindlichkeit der Nase.

Empfänger der elektrischen Signale ist der Bulbus olfactorius. Hier beginnt die zentralnervöse Verarbeitung der Duftinformationen. Die Impulse der Rezeptoren werden analysiert, in ein anderes Informationsmuster übersetzt und dann in höhere Zentren des Gehirns geleitet. Durch wenige synaptische Umschaltungen gelangt die Information in verschiedene Hirnregionen, so dass das Geruchssystem nicht nur mit den für die Wahrnehmung zuständigen Bereichen der Großhirnrinde gekoppelt ist, sondern auch mit dem Teil des Zwischenhirns, der die vegetativen Funktionen wie Nahrungsaufnahme zentral steuert, sowie mit dem Limbischen System. Das ist der Grund, weshalb Düfte Gefühlsregungen, Erinnerungen, Hormonsteuerungen oder immunologische Prozesse auslösen. Und dieses Wissen setzt die Aromatherapie bewusst ein.

Was dem einen behagt, stinkt dem anderen

Ob wir einen Geruch mögen oder nicht ist anerzogen. Selbst Fäkaliengeruch wäre nicht abstoßend, hätte die Mutter ihrem Kind nicht beigebracht, dass Kot und der dazugehörige Geruch ekelhaft sind. Auch der kulturelle Hintergrund ist nicht zu vernachlässigen. Was im Orient als schwerer, sinnlicher Duft geliebt wird, lehnt der Europäer als schwülstig ab. Für die Aromapflege bedeutet das, dass nur die ätherischen Öle zum Einsatz kommen sollen, die der Behandlungsbedürftige als angenehm empfindet.

Düfte werden nicht nur bewusst eingesetzt, einige Gerüche begleiten uns wie selbstverständlich ein Leben lang. Eine Duftnote, die das Leben nachhaltig beeinflusst, ist der eigene Körpergeruch. Jeder hat einen eigenen, der ihn wie sein Fingerabdruck unverwechselbar macht - nur eineiige Zwillinge riechen identisch. Untersuchungen zeigen, dass Ratten Menschen huntertprozentig an ihrem Geruch identifizieren können. Bei eineigen Zwillingen sind sie dazu jedoch nicht imstande. Interessant: Muss sich einer der Zwillinge einer Organtransplantation unterziehen, reicht den Ratten das fremde Organ, um die Zwillinge unterscheiden zu können. Man weiß inzwischen, dass der Körpergeruch und das Immunsystem sehr enge Beziehungen haben. Vermutlich werden sogar chemische Komponenten aus zerfallenen Zellbestandteilen des Immunsystems für den Körpergeruch verwendet.

Die Frage, ob sich Mann und Frau gut leiden mögen, scheint nicht unwesentlich vom Körpergeruch abzuhängen. Dieser wird nämlich von so genannten MHC(Major Histocompatibility Complex)-Genen mitbestimmt. Frauen sind in der Lage, diese Immunsystem-Komponente im Körpergeruch der Männer zu riechen. Je größer die Diskrepanz zwischen dem eigenen MHC-Genmuster und dem des potenziellen Partners, desto attraktiver wird Mann empfunden. Studien haben ergeben, dass Ehepaare, die sich scheiden ließen, zu annähernd 90 Prozent einen ähnlichen Körpergeruch hatten. In "Glücksehen" konnten die Partner mit sehr unterschiedlichen MHC-Genmustern aufwarten. Ob Liebe also reine Gefühlssache ist?

Zudem wirken Frauen die kurz vor dem Eisprung stehen, auf Männer begehrenswerter als Frauen in einer anderen Phase des Zyklus. Grund sind die Kopuline, spezielle Duftstoffe, die in der Zeit um den Eisprung im Scheidenschleim vorkommen. Neben den Riechzellen sind die Spermien die einzigen Körperzellen, die Geruch wahrnehmen können. Die Eizelle gibt offensichtlich einen Duft ab, den Spermien erkennen können und dem sie nachschwänzeln. So ist auch zu erklären, dass sich die Spermien überwiegend zu dem Eileiter orientieren, in dem das Ei ist.

Durch ihren Geruchsinn sind Menschen manipulierbar. Und genau das nutzt die Industrie bereits aus: In japanischen Großraumbüros werden zur Leistungssteigerung Zitrusdüfte über die Klimaanlage verteilt. Eine Pilzsuppe aus der Tüte enthält keine Pilze, sondern mit künstlichen Aromastoffen angereicherte Partikel, die für den mechanischen Effekt auf der Zunge sorgen. Genauso gaukeln Aromastoffe vor, im Joghurt wären echte Früchte. Und alte Autos werden mit Neuwagensprays aufgemöbelt. Der Manipulation durch Düfte ist nicht zu entrinnen, schließlich muss der Mensch atmen. Auch beim Essen spielt der Geruch eine wichtige Rolle. Der Geschmackssinn wäre ohne den Geruchsinn ziemlich hilflos. Speisen schmecken nur süß, sauer, salzig und bitter. Alles andere nimmt der Geruch wahr. Deshalb schmeckt man auch kaum noch etwas, wenn eine Erkältung die Riechzellen in Mitleidenschaft gezogen hat.

Riechzellen sind die einzigen Sinneszellen, die alle sechs bis acht Wochen erneuert werden. Im Alter können sich die Zellen nicht mehr so schnell regenerieren; die Zahl der aktiven Riechzellen nimmt ab, so dass der Geruchsinn bei Senioren an Empfindlichkeit einbüßt. Studien haben ergeben, dass nur noch die Hälfte der 70-Jährigen Äpfel am Geruch erkennt, Karotten riechen gar nur noch 7 Prozent der Senioren. Konsequenz: Ältere Menschen finden Speisen geschmacklich fad, deshalb essen sie häufig wenig. Wissenschaftler reicherten in einer Studie die Kost von Altenheimbewohnern mit Aromastoffen an. Die Senioren aßen in der Folge mehr, und diverse Zipperlein wurden nicht mehr als gravierend empfunden. Hier hat die Aromapflege also ihren Sinn.

Von der Luft ins Blut

Dass ätherische Öle auf neurophysiologischem Weg die Befindlichkeit beeinflussen, ist die eine Sache. Dass sie aber auch über die Nase- ohne auf die Riechrezeptoren zu treffen - direkt in den Blutkreislauf gelangen können, ist ihre zweite Wirkkomponente. Auf diese Weise können sie direkt auf die Organe einwirken, und umgekehrt können von den Organen Impulse an das Gehirn abgegeben werden. Der olfaktorische und bronchopulmonale Weg beeinflussen sich vermutlich gegenseitig. Beispiele: Auf neurophysiologischem Wege meldet die Schokolade auf der Zunge, dass sie süß schmeckt. Nach kurzer Zeit empfindet die Naschkatze ein Wohlempfinden. Endorphine werden ausgeschüttet, die reflektorisch Insulin ausschütten lassen. Schmeckt man eine bittere Substanz, antwortet der Magen nach kurzer Zeit mit gesteigerter Pepsinproduktion.

Die meisten ätherischen Öle enthalten Monoterpene, niedermolekulare, meist monozyklische, lipophile Verbindungen. Sie haben eine sehr hohe Affinität zu Geweben, dringen deshalb sehr leicht durch die Zellmembranen und erscheinen schnell im Blut. Cineol und Campher beispielsweise sind schon 10 Minuten nach Inhalation im Blut nachzuweisen. Nach rund 20 Minuten sind sie maximal angeflutet. Nach 40 bis 80 Minuten sinkt die Konzentration rasch ab, nach rund drei Stunden ist das Blut Terpen-frei, sei es, weil die Stoffe abgebaut, ausgeatmet oder renal ausgeschieden wurden. Im Vollbad werden Terpene transdermal aufgenommen, zusätzlich zum inhalativen Weg. Nach einem 30-minütigen Bad sind Terpene noch nach mehr als fünf Stunden in der Ausatemluft nachweisbar.

Vom Wohlgeruch zur Wirkung

Mit validen pharmakologischen und klinischen Untersuchungen kann die Aromatherapie praktisch nicht aufwarten. Macht man allerdings diesbezüglich Anleihen in der Phytotherapie, erkennt man die Potenz, die in den ätherischen Öldrogen steckt. Viele Pflanzen und Arzneipflanzen enthalten ätherische Öle. Phytotherapeutisch werden nur wenige verwendet. Sie kommen entweder als Ganzdroge wie Thymian oder als Produkt aus Wasserdampfdestillation wie Kiefernnadelöl zum Einsatz. Der Gehalt an ätherischem Öl in der Ganzdroge beträgt rund 2 Prozent - dies als Vergleich zur Aromatherapie, bei der das pure Öl verwendet wird.

Eine besondere Schwierigkeit stellt die Vielfalt der arzneilich verwendeten ätherischen Öle dar. Sie besteht zum einen in der Botanik der Ursprungspflanzen: So werden beispielsweise Arzneimittel aus der Familie der Koniferen aus vier Gattungen (Abies, Picea, Pinus, Juniperus) mit insgesamt circa 220 Spezies hergestellt. Diese Spezies ergeben wiederum verschiedene ätherische Öle, die unterschiedliche Anteile an Komponenten besitzen. Häufig enthalten ätherische Öl-Präparate mehrere dieser ätherischen Öle als Wirkstoff. Diese Vielfalt macht es praktisch unmöglich, Präparate miteinander zu vergleichen, und verwässert die Ergebnisse der wenigen klinischen Untersuchungen.

Zu den Anwendungsgebieten der ätherischen Öle, die unstreitig auch die Schulmedizin anerkennt, gehören die Erkältungskrankheiten. Beispiel Husten: Vorteil der flüchtigen Substanzen ist, dass sie neben der sekretolytischen auch eine sekretomotorische Wirkung an den Bronchien aufweisen können. Relevante klinische und pharmakologische Daten liegen beispielsweise für Anisöl, Eukalyptusöl, Pfefferminzöl, Kiefernnadelöl, Myrtol, Thymianöl oder Fenchelöl vor. Sie besitzen zusätzlich antimikrobielle Effekte und verbessern die bronchiale Clearance. Auf Grund ihrer Lipophilie werden sie leicht und schnell von der Haut und besonders den Schleimhäuten resorbiert, weshalb sie auch zur äußerlichen Anwendung als Salbe, Creme, Badezusatz oder zur Inhalation geeignet sind. Nach perkutaner Anwendung gelangen sie über das vaskuläre System an den erwünschten Wirkort, und nach Inhalation erreichen sie direkt die Bronchien, wo sie ihre Wirkungen an den Zellmembranen entfalten.

Auch für den gastroenterologischen Bereich existieren einige pharmakologische Studien. So wirken Pfefferminz-, Thymian-, Fenchel- und Anisöl spasmolytisch auf die glatte Muskulatur des Gastrointestinaltraktes. Die Wirkung von Pfefferminzöl wird gar mit derjenigen eines Calciumantagonisten vom Dihydropyridintyp verglichen. Pfefferminzöl hemmt die Calcium-Einschleusung in den Kanal, der Darm erschlafft. In Kombination mit Kümmelöl hat es sich bei Patienten mit dyspeptischen Beschwerden als signifikant wirksam erwiesen. Ein drittes Beispiel für die Akzeptanz ätherischer Öle in der Schulmedizin ist die Anwendung von Pfefferminzöl gegen Spannungskopfschmerz. 10-prozentiges Pfefferminzöl, auf Stirn und Schläfen aufgebracht, ist Studien zufolge genauso wirksam wie synthetische Analgetika, beispielsweise Paracetamol.

Ätherische Öle in der Frauenheilkunde und im Krankenhaus

Zwei Einsatzgebiete, die der Schulmedizin fremd sind, aber mit denen die Aromatherapie von sich reden macht, sind die Frauenheilkunde und die Wundbehandlung. Ein Team französischer Wissenschaftler setzt ätherische Öle bei urogenitalen und vaginalen Infektionen ein, weil es anhand von Aromatogrammen (ähnlich einem Antibiogramm) die Wirkung bestimmter Öle für bestimmte Keime nachweisen konnte. Sie empfehlen daher die ätherischen Öle als Ergänzung zu einem Antibiotikum, etwa um die Dauer der medikamentösen Behandlung zu verkürzen. Die Wissenschaftler sehen in den Ölen auch eine wirkungsvolle Alternative, falls Keime gegen das angewandte Antibiotikum resistent ist. Ein zweites Forscherteam aus Frankreich entdeckte, dass Keime, welche gegenüber Antibiotika resistent wurden, empfindlicher auf ätherische Öle reagieren als solche, die noch keinem Angriff eines Antibiotikums ausgesetzt waren. Diese Untersuchungen stimmen hoffnungsfroh, allerdings darf man nicht vergessen, dass es sich um In-vitro-Tests handelt. Zudem muss die eingesetzte Menge an ätherischem Öl und die Auswahl der Keime noch in vielen Untersuchungen auf klinische Relevanz hin geprüft werden.

Auch in deutschen Kliniken hat die Aromatherapie Einzug gehalten. Anfangs wurden ätherische Öle lediglich für das Wohlbefinden der Patienten eingesetzt, heute benutzt beispielsweise das Krankenhaus München-Neuperlach die Aromatherapie offiziell als adjuvante Therapie. Besonders bei der Wundbehandlung sind Erfolge zu verbuchen, so zum beispiel bei Verbrennungen, Intertrigo oder infizierten Wundrändern an einem künstlichen Ausgang. Auch hier gilt: Klinische Studien könnten helfen, den Hauch Mystik, den der Therapie mit ätherischen Ölen anhaftet, abzulegen.

Guter Riecher für Qualität

Ätherische Öle gibt es zuhauf. Da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Am besten orientiert man sich am Prüfzertifikat. Qualitativ hochwertige ätherische Öle erkennt man an folgenden Herstellerangaben:
  • "100 % reines ätherisches Öl"; nicht "Parfümöl" oder "naturidentisch", da synthetisch. Die Bezeichnung "echtes ätherisches Öl" ist nicht geschützt und bietet keinerlei Reinheits- oder Qualitätsgarantie.
  • Lateinische botanische Bezeichnung der Herkunftspflanze und deutscher Name,
  • Angabe des Pflanzenteils, aus dem das Öl gewonnen wurde
  • Chargennummer,
  • Herkunftsland, da die Öle je nach Herkunft variieren können o Füllmenge in ml oder g,
  • Angaben über den Anbau; aus kontrolliert-biologischem Anbau, aus Wildsammmlung oder aus konventionellem Anbau (rückstandsfrei). Beim Auftragen auf die Haut oder für die perorale Einnahme sollten besonders Allergiker rückstandsfreies Öl vorziehen.
  • Gewinnungsverfahren. Bei Extraktionen sollte das Lösungsmittel genannt sein. Auch die Angabe, ob das Öl rückstandskontrolliert ist, sollte nicht fehlen.
  • Genaue Angaben des Zusatzes und des Mischungsverhältnisses in Prozent bei zähflüssigen Ölen, da sie oft mit Alkohol oder Jojobaöl versetzt werden, um sie anwendungsfreundlicher zu machen
  • eventuell verhandene Trägeröle in Prozent, da sehr teure Öle auch verdünnt angeboten werden.

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