Naproxen-Natrium hatte die Nase vorn |
06.05.2002 00:00 Uhr |
von Elke Wolf, Kronberg
Noch ein OTC-Analgetikum? Das mag mancher Apotheker gedacht haben, als im März Naproxen-Natrium (Aleve®) auf den Markt kam. Nach Meinung von Experten ist Naproxen eine gleichwertige, wenn nicht gar überlegene Substanz zu Ibuprofen, dem derzeitigen Goldstandard in der Behandlung leichter bis mäßig starker Schmerzen und Fieber.
Der größte Vorteil des neuen verschreibungsfreien Schmerzmittels dürfte seine lange Wirkdauer sein. Dank dieser muss Naproxen-Natrium seltener eingenommen werden. Dieser Vorteil tritt immer wieder in verschiedenen Anwendungsbeobachtungen und klinischen Studien zu Tage. Einige davon stellte Professor Dr. Petra Högger von der Universität Würzburg auf einem von Roche Nicholas ausgerichteten Symposium vor. So wurden in einer placebokontrollierten Doppelblindstudie mit 203 Patienten Naproxen-Natrium 220 mg mit Ibuprofen 200 mg verglichen. Beide Analgetika waren potenter als Placebo, die Überlegenheit von Naproxen-Natrium gegenüber Ibuprofen zeichnete sich erst nach zwölf Stunden statistisch signifikant ab. In einer ähnlich angelegten Studie mit jeweils der doppelten analgetischen Dosis war Naproxen-Narium schon nach acht Stunden der Vergleichssubstanz überlegen.
Beim Vergleich der analgetischen Effektivität von 440 mg Naproxen-Natrium (n=92) und 1000 mg Paracetamol (n=89) in einer placebokontrollierten (n=45) Doppelblindstudie war der Vorteil von Naproxen sowohl in Bezug auf die analgetische Potenz als auch bezüglich der längeren Wirkdauer noch deutlicher. Bereits nach zwei Stunden ist ein signifikanter Unterschied auszumachen. Allerdings ist die Domäne von Paracetamol eher die Fiebersenkung. Auch eine neuere, noch nicht publizierte Untersuchung demonstriert laut Högger eine signifikante Überlegenheit des Naproxen-Natriums, sowohl was das Ausmaß der Schmerzlinderung als auch die Zeit bis zum Verlangen einer Remedikation betrifft. Verglichen wurden 440 mg Naproxen-Natrium (n=135) mit 1300 mg Paracetamol in einer Retardformulierung (n=135) und Placebo (n=45). Naproxen kappte bereits 30 Minuten nach der Medikation den Schmerz, Paracetamol unterschied sich zu diesem Zeitpunkt nicht von Placebo. Die Patienten verlangten durchschnittlich nach sieben Stunden eine weitere Naproxen-Tablette, bei Paracetamol war das bereits nach etwa vier Stunden der Fall.
Auch das Missbrauchspotenzial bewerteten die Experten niedriger als bei den Vergleichspräparaten. Dr. Anja Langeneckert vom Herstellerunternehmen bestätigte, dass bislang keine Todesfälle nach missbräuchlicher Einnahme registriert wurden. In den USA ist die Substanz bereits seit 1994 ohne Rezept erhältlich. Das Nebenwirkungsprofil von Naproxen-Natrium ist bei korrekter Dosierung mit dem von Ibuprofen vergleichbar. Am häufigsten kommen Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und Schwindel vor.
© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de