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Peking-Ente statt Lipobay?

14.01.2002  00:00 Uhr

Peking-Ente statt Lipobay?

von Wilfried Dubbels, Heeslingen

Monascus Red, ein Gewürz aus der chinesischen Küche, kann erhöhte Blutfettwerte senken. Der pulverisierte rot fermentierte Reis verleiht unter anderem der Peking-Ente ihr typisches Aussehen. Während man in Asien traditionell Lebensmittel wie Soßen, Pasten und Tofu mit dem fermentierten Reis färbt, ist die Zulassung des Farbstoffs in der EU heftig umstritten.

Monascus Red ist ein Fermentationsprodukt aus handelsüblichem Reis, der mit einem lebensmitteltauglichen Rotschimmelpilz, meist Monascus purpureus oder Monascus ruber, geimpft wird. Die im Reis vorhandene Stärke wird zur Pigmentbildung genutzt. Nach mehrtägiger Fermentationszeit werden die roten Reiskörner sterilisiert und gemahlen. Während der Fermentation entstehen neben den roten Farbpigmenten Verbindungen mit aromatisierender und antibakterieller Wirkung.

Unter der Bezeichnung Ang-Kak dient das Produkt in Thailand, Japan, China und anderen asiatischen Ländern als Färbe-, Würz- und Konservierungsmittel für Fisch, Schweinefleisch, Tofu, Reiswein und Geflügel. In Europa ist die Substanz als roter Farbstoff für Lebensmittel und Kosmetika sowie als Ersatz für die potenziell krebserregenden Konservierungsmittel Kaliumnitrit (E249) und Natriumnitrit (E250) verkehrsfähig. Bei unsachgemäßer Lagerung von Monascus entsteht allerdings das Mykotoxin Citrinin. Citrinin ist genotoxisch sowie potenziell nephrotoxisch.

Der Monascus-purpureus-Reis enthält unter anderem 0,2 Prozent Monacolin K, das mit dem Arzneistoff Lovastatin (Mevinacor®) identisch ist, und acht weitere so genannte Monacoline, die bei der Fermentierung durch eine Vielfalt chemischer Prozesse entstanden sind. Die Monacoline hemmen wie die kommerziellen Statine die Cholesterolsynthese in der Leber, indem sie die Hydroxymethyl-Glutaryl-Coenzym-A-Reduktase blockieren.

Vorsicht ist angebracht

Verschiedene Studien bestätigten den cholesterolsenkenden Effekt. In einem achtwöchigen Versuch mit 83 Testpersonen senkte eine Tagesration von 2,4 g Rotschimmelreis deutlich die Gesamtcholesterolspiegel sowie die LDL-Fraktion (1).Vertreter der US-amerikanischen American Heart Association raten jedoch zur Vorsicht: Denn noch gibt es keine Studien, die die Langzeitwirkung von Monascus untersucht haben. Inzwischen wird Monascus allerdings in den USA schon als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Es wird empfohlen, regelmäßig die Leberwerte kontrollieren zu lassen und durch zusätzliche Einnahme von Coenzym Q10 einer etwaigen Rhabdomyolyse vorzubeugen.

Noch immer ist unklar, warum die HMG-CoA-Reduktasehemmer muskelschädigend wirken. Die Rhabdomyolyse wird zwar von einigen Wissenschaftlern mit Coenzym Q10 in Verbindung gebracht (siehe auch hier), da Statine nicht nur die Cholesterolwerte senken, sondern die Konzentration des muskelprotektiv wirkenden Coenzyms Q10. Es spricht aber einiges dafür, dass die Rabdomyolyse eher durch eine zu massive cholesterolsenkende Wirkung der Statine ausgelöst wird, da Cholesterol nicht nur als Steroidprecursor, sondern auch als Baustein für die Zellmembranen von Bedeutung ist.

Die im Rotschimmelreis enthaltenen Monacoline werden wie das Cerivastatin hauptsächlich über das Cytochrom P450 3A4 metabolisiert. Daher können durch unkontrollierte Gaben nicht standardisierter Produkte und die gleichzeitige Einnahme von Substanzen, die das Enzymsystem hemmen, die Plasmaspiegel der Monacoline gefährlich steigen. Die gleichzeitige Einnahme von Arzneistoffen, die über CYP 450 3A4 verstoffwechselt werden, ist daher unbedingt zu vermeiden. Monacolin K interagiert insbesondere mit Azithromycin und Diltiazem. Entsprechende Interaktionen sind auch für Lovastatin beschrieben worden.

Da die erwähnten unerwünschten Wirkungen für die gesamte Stoffgruppe der Statine, und damit auch für die Monacoline gelten, ist der Rotschimmelreis keine Alternative zu Cerivastatin. Selbst beim Einsatz als Lebensmittelfarbstoff sollte unbedingt auf Interaktionen geachtet werden. Pravastatin, das dagegen als einziges Statin nur in geringen Mengen über das Cytochrom-P450-System metabolisiert wird, bringt hinsichtlich des Interaktionspotenzials Vorteile und erleichtert die Comedikation. Top

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