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FSME und Borreliose

Im Grünen auf Zeckenschutz achten

Ostern ist bestes Frühlingswetter angesagt, was wohl viele Bürger für einen Ausflug ins Grüne nutzen werden. Die Temperaturen locken aber auch zunehmend Zecken aus der Deckung.
Christiane Berg
10.04.2020  08:00 Uhr

Zwar sind trotz des bundesweiten Kontaktverbotes aufgrund der Covid-19-Pandemie Spaziergänge und Bewegung an der frischen Luft allein beziehungsweise mit Angehörigen eines gemeinsamen Haushaltes oder maximal einer Person außerhalb dieses Kreises erlaubt. Doch sollte dabei ein Abstand von mindestens 1,5 Metern zu anderen Menschen eingehalten werden. »Auch gilt es beim Aufenthalt im Freien auf Zeckenschutz zu achten – zumal die Gefahr für Zeckenstiche mit ansteigenden Temperaturen steigt«, teilte kürzlich das Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf mit. 

»Zecken sind ab einer Temperatur von circa acht Grad Celsius aktiv. Sie sind im Grünen überall zu finden, so unter anderem 10 bis 50 Zentimeter über dem Boden auch auf Grashalmen, im Gebüsch oder im Totholz«, warnte das Fachinstitut. »Beißen sie sich beim näheren Kontakt am Menschen oder Tier fest, übertragen sie Krankheiten wie die Lyme-Borreliose oder die Frühsommer-Meningoenzephalitis, an der im vergangenen Jahr gemäß Angaben des Robert-Koch-Instituts bundesweit allein 444 Menschen erkrankt sind«, erklärte Professor Dr. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM.

Die FSME geht bei einem Großteil der Betroffenen ein bis zwei Wochen nach dem Stich mit grippalen Symptomen einher, die wiederum in manchen Fällen zu einer Meningitis und/oder Enzephalitis mit starken Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Verwirrtheit und möglicherweise Koma führen. Die Diagnose lässt sich durch einen IgM-Antikörpernachweis im Blut sichern.

Zu den Bundesländern mit dem höchsten FSME-Übertragungsrisiko zählen Bayern und Baden-Württemberg. Aber auch Südhessen, das südöstliche Thüringen und Sachsen sind betroffen, ebenso weitere Landkreise – insgesamt 164 bundesweit, wie die Übersicht des RKI zeigt. Einziger sicherer Schutz ist die von der Ständigen Impfkommissionen (Stiko) für Menschen in Risikogebieten empfohlene FSME-Impfung, die je nach Lebensalter alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden muss.

Borreliose deutlich häufiger

Für die ebenfalls durch Zecken übertragene Lyme-Borreliose liegen mit Blick auf die Fallzahlen nur Schätzungen vor. Ist die Lyme-Borreliose seit 2013 lediglich in Bayern meldepflichtig, so geht das »Nationale Referenzzentrum für Borrelien« in Erlangen von 60.000 bis 100.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland aus. Eine Impfung gibt es nicht, daher kommt den allgemeinen Schutzmaßnahmen gegen Zeckenstiche besondere Bedeutung zu. 

Die Inkubationszeit der Lyme-Borreliose, so unterstreicht das CRM, ist variabel und die Symptomatik kann außerordentlich vielgestaltig sein. Das erste Stadium der Erkrankung, das von einer flächenhaft, sich später ringförmig um den Stich ausbreitenden rötlichen Hautveränderung (Erythema migrans = Wanderröte) bei gleichermaßen grippalen Symptomen gekennzeichnet ist, heile oft folgenlos ab.

Die Borreliose könne jedoch auch in Folge-Stadien übergehen, die durch Myokarditiden oder Borrelien-Lymphozytome geprägt sind. Noch Monate bis Jahre nach der Infektion seien unter anderem chronisch-rezidivierende Arthritiden beziehungsweise Hirnhaut- und Nervenentzündungen, die die mehrwöchige Antibiose erforderlich machen, keine Seltenheit.

So vermeidet man Zecken – und entfernt sich richtig

Bei Aufenthalten im Grünen sollten lange Hosen und geschlossene Schuhe getragen werden. Auch Repellents zum Einreiben und Aufsprühen auf die Haut seien sinnvoll. Am wichtigsten jedoch sei die Kontrolle der Haut und der von Zecken bevorzugten Körperregionen, sprich: Kniekehlen, Achseln, Nacken, Bauchnabel oder Bauchfalten, direkt nach dem Aufenthalt im Freien. Je schneller Zecken entdeckt und entfernt werden, desto geringer sei die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.

Ob Borreliose oder FSME: Die Zecke muss im Falle eines Bisses mit einer feinen Pinzette am Kopf herausgezogen werden. Der Körper des Tieres darf nicht gequetscht werden. »Es besteht ansonsten die Gefahr, dass erregerhaltiges Sekret aus dem Zeckenleib in die Stichstelle gedrückt wird«, warnt das CRM.

Nach dem Entfernen sollte die Einstichstelle desinfiziert und nachhaltig beobachtet werden, da eine früher oder später auftretende kreisförmige Rötung den Arztbesuch unumgänglich macht.

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