Im Einsatz nach Flut, Erdbeben und Tropensturm |
Laura Rudolph |
30.12.2021 18:00 Uhr |
Nach der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands hilft Apotheker ohne Grenzen beim Wiederaufbau der pharmazeutischen Infrastruktur. / Foto: AoG/Andreas Portugal
»Corona prägt die ganze Welt und natürlich auch den Verein. Aber wir haben uns sehr gut darauf eingestellt«, berichtet Kira Morandin, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising von AoG, im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung.
Das erste inländische Großprojekt, die Versorgung Bedürftiger mit Hygieneartikeln, entstand aus einem kleinen, aber zündenden Impuls im Dezember 2020: Ein Obdachloser bat eine AoG-Projektkoordinatorin in Mainz um einen Mund-Nasen-Schutz, mit dem Zusatz, sich sonst eine liegengebliebene Maske von der Straße beschaffen zu müssen. Morandin betont: »Das hat uns sehr bewegt. Im Verein diskutierten wir gemeinsam die Möglichkeiten, wie wir den Schwächsten in dieser gewaltigen Krise helfen können.«
Aus dieser anfänglich kleinen Idee entstand ein Mammut-Projekt – mit mehr als 10.000 Hygiene-Tüten für Bedürftige in ganz Deutschland. Besonders die zu dieser Zeit geltenden Kontaktbeschränkungen machten diese Aufgabe zu einer logistisch großen Herausforderung. Die Helfenden sammelten viele Geld- und Sachspenden, verpackten die palettenweise gelieferten Masken, Seifen und Co. in Tüten ab und verteilten diese anschließend an die Bedürftigen.
Apotheker ohne Grenzen organisierte mehr als 10.000 Tüten mit Hygieneartikeln für Bedürftige. / Foto: Apotheker ohne Grenzen
Im Juli folgte eine noch größere Hilfsaktion im Inland: Die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands erschütterte die gesamte Nation. »Normalerweise sind wir mit unseren Nothilfeeinsätzen im Ausland. Wir waren sehr erschüttert über das Ausmaß dieser Katastrophe im eigenen Land«, berichtet Morandin.
Sehr schnell startete AoG eine Nothilfeaktion zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung. Zunächst beginnend Einsätzen, die schnellstmöglich die pharmazeutische Infrastruktur wiederherstellen sollten. Medikamentenbeschaffung und Beschaffung von Verbandsmitteln für die vielen Helfer, personelle Aushilfe in betroffenen Apotheken, Lagermanagement in den Nothilfelagern. Es folgten zwei längerfristige Projekte, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Projektpartner action medeor e.V. , in denen Container zur medizinischen Versorgung aufgestellt wurden. Zudem half AoG betroffenen Apotheken ohne ausreichender Versicherung, zerstörte Einrichtungsgegenstände und Geräte zu ersetzen, damit diese ihren Betrieb möglichst schnell wiederaufnehmen konnten.
»Uns erreichten viele Spendengelder und wir sind dafür sehr dankbar. Es gibt noch viel zu tun und wir von Apotheker ohne Grenzen bleiben dran, den Menschen in den betroffenen Regionen zu helfen«, betont Morandin.
Nach dem Erdbeben in Haiti versorgte Apotheker ohne Grenzen in einer Nothilfeaktion die Betroffenen mit Arzneimitteln. / Foto: Apotheker ohne Grenzen
Der zweite große Notfalleinsatz des Jahres führte AoG in den Südwesten Haitis, wo ein Erdbeben mit anschließendem Tropensturm wütete. Dank eines bereits bestehenden Entwicklungsprojekts konnte der Verein dort zeitnah mit lokalen AoG-Kräften eine erste Nothilfe organisieren. Später reisten zwei Einsatzkräfte aus Deutschland in das Katastrophengebiet ein und versorgten gemeinsam mit der amerikanischen Partnerorganisation International Medical Corps (IMC) tausende betroffene Menschen mit Arzneimitteln.
Viele Begegnungen mit den AoG-Projektpartnern auf der ganzen Welt konnten pandemiebedingt wieder nur virtuell stattfinden. Doch ab September waren Reisen in Projektländer wie Uganda, Tansania oder Griechenland wieder möglich. An letzterem Projektstandort wird AoG im neuen Jahr ein großes Projekt zur Flüchtlingshilfe aufbauen . Dabei werden in den Städten Athen, Thessaloniki und auf der Insel Lesbos mithilfe eines Projektpartners medizinische Hilfsangebote entstehen, verrät Morandin. Sie ist zuversichtlich: »Für 2022 sind wieder mehr Reisen in Projektgebiete angedacht. Wir hoffen, dass uns Omikron nicht dazwischenfunkt und freuen uns darauf, mit unseren Projektpartnern wieder von Angesicht zu Angesicht kommunizieren zu können.«
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