IGES-Gutachter: Rx-Boni-Verbot könnte Versandhändlern helfen |
Zur Rx-Preisbindung: Auch die IGES-Gutachter sehen im aktuellen Zustand eine »Wettbewerbsverzerrung« zu Lasten der Apotheken, weil die Regulierungen »asymmetrisch« sind. Allerdings dämpfen sie die Hoffnungen in ein generelles Rx-Boni-Verbot für alle Marktteilnehmer. Denn die Wirtschaftsexperten erwarten einen Ausgleich über den OTC-Bereich.
Im Detail gehen die Gutachter davon aus, dass eine Senkung aller Rabatte auf null die Nachfrage bei Versendern im Rx-Bereich verringere. Eine massive OTC-Preissenkung wäre denkbar, aber aus Sicht der Gutachter nicht gewinnmaximierend, weil der dabei realisierte Gewinn zu gering wäre. Die Vor-Ort-Apotheken würden im Falle eines Boni-Verbots hingegen einen Nachfrageanstieg im Rx-Bereich erleben. Die Gutachter gehen allerdings davon aus, dass auch im Falle eines Boni-Verbots der Rx-Marktanteil des Versandhandels »rabattunabhängig« bei 1 Prozent bleiben würde.
Allerdings könnte sich aus den folgenden Effekten sogar ein Vorteil für die Versender ergeben, meinen die IGES-Experten: Langfristig würden die Präsenzapotheken ihre OTC-Preise um rund ein Viertel erhöhen, weil der Wettbewerbsdruck mit dem Versand wegfiele, prognostiziert das IGES-Institut. Der Gewinn der Apotheken dadurch fiele allerdings mit etwa 5 Prozent gering aus, weil der Rx-Anteil in Apotheken viel höher als im Versand ist. Auch die Versender würden ihre OTC-Preise erhöhen. Bei den Versandhändlern sei allerdings ein weiterer Anstieg der Kundenzahlen erwartbar, so die Gutachter. Insgesamt könnte der Versand seinen OTC-Marktanteil auf 22 Prozent ausbauen, so das Rechenmodell.
Letztlich gehen die Gutachter auch davon aus, dass die Versender mehr von einem Rx-Boni-Verbot profitieren würden, weil schließlich die gewährten Rabatte wegfielen. Wörtlich heißt es: »Sowohl Präsenzapotheken als auch der Versandhandel können ihre Gewinne steigern, wobei der Gewinnanstieg für den Versandhandel durch den Wegfall der bislang gewährten Rabatte im Vergleich zur Ausgangssituation höher ausfällt.«
In ihrem Rechenmodell zeigen die Gutachter dann, dass die Präsenzapotheken durch diese Effekte ihren relativen Gewinn gegenüber der Ist-Situation um knapp 6 Prozent steigern würden. Obwohl die Steigerung des OTC-Marktanteils beim Versandhandel nur geriung ausfallen soll, könnten die Versender ihre relativen Gewinne allerdings sogar um rund 35 Prozent steigern, rechnet das Institut vor.
Eine ganz »neue Wettbewerbslandschaft« könnte sich allerdings durch das E-Rezept ergeben, meinen die Experten. Denn die »Wartekosten« bei der Rezept-Einreichung und bei der Dauer der Lieferung für die Kunden, würden in diesem Fall so weit sinken, dass keine Unterschiede mehr zu Präsenzapotheken feststellbar wären. Dass die Versender mit dem E-Rezept allerdings riesige Sprünge machen, sieht das IGES-Institut auch nicht – schließlich könnten auch Vor-Ort-Apotheken ihre Kundenkontakte mit dem E-Rezept vereinfachen. Uns so geht das Institut von einem künftigen Marktanteil der Versandhändler von 1,4 Prozent aus.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.