„Ich will langjährig eingefahrene Prozesse anpacken“ |
Benjamin Rohrer |
30.08.2021 15:15 Uhr |
Der Industrieapotheker Martin Braun möchte der nächste Kammerpräsident in Baden-Württemberg werden. / Foto: privat
Mitte Juli wurden die Ergebnisse der Kammerwahlen in Baden-Württemberg bekannt. Rund 3300 Apothekerinnen und Apotheker aus den Wahlbezirken Nord- und Südwürttemberg sowie Nord- und Südbaden gaben ihre Stimme ab. Unter den gewählten Mitgliedern der neuen Vertreterversammlung sind einige gut bekannte Namen . Der während der Coronavirus-Pandemie medial bekannt gewordene Apotheker Björn Schittenhelm konnte im Bezirk beispielsweise die meisten Stimmen holen, sogar noch vor dem amtierenden Kammerpräsidenten Günther Hanke. Aber auch andere bekannte Standesvertreterinnen und Standesvertreter, wie etwa Silke Laubscher, die auch im geschäftsführenden ABDA-Vorstand sitzt, sind wieder in die Versammlung gewählt worden.
Am 15. September kommt die Vertreterversammlung zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Unter anderem wird ein neuer Vorstand gewählt. Gegenüber der PZ erklärte Hanke, dass er keine Verlängerung seines Amtes anstrebe und seinen Hut nur in den Ring werfe, wenn es keine anderen Kandidaturen gibt. Doch mindestens eine wird es geben. Der Industrieapotheker Martin Braun, der seit etwa 25 Jahren für die Schwabe-Gruppe arbeitet, hat bereits bekanntgegeben, als Präsident kandidieren zu wollen. Im PZ-Interview erläutert er seine Ziele.
PZ: Herr Braun, nach vielen Jahren im Vorstand der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg wollen sie nun Kammerpräsident werden. Was hat Sie zu dieser Kandidatur bewegt?
Braun: 2002 wurde ich erstmals in die Vertreterversammlung gewählt, im gleichen Jahr wurde Dr. Hanke Kammerpräsident. Er hat der Kammer damals sehr gut getan – es brodelte an allen Ecken und Enden. Nicht zuletzt durch seine Erfahrungen im eigenen Beratungsunternehmen, in seiner Apotheke und der Tätigkeit als Präsident der Arbeitsgemeinschaft für pharmazeutische Verfahrenstechnik (APV) hat er die Kammer wieder in ruhigeres Fahrwasser gebracht. Allerdings geht nach so vielen Jahren an der Spitze der Kammer letztlich auch ein wenig der Schwung verloren. Auch mit Blick auf die Veränderungen, die auf die Apothekerschaft in den kommenden Jahren zukommen, braucht die Kammer jetzt ein Führungs-Team, das auch einmal »Outside the Box« denkt und langjährig eingefahrene, aber manchmal auch ineffiziente Prozesse anpacken und verändern will. Dabei möchte ich gerne mithelfen.
PZ: Welche Prozesse wollen Sie denn anpacken und verändern?
Braun: Es gibt sicher eine ganze Reihe an Geschäftsprozessen, die in Apotheken, aber auch in der Kammer umgestaltet und verbessert werden könnten. Zum Beispiel würde ich gerne die Kommunikation zwischen allen Kammermitgliedern durch digitale Kanäle vereinfachen und unkomplizierter gestalten. Auch im Kammervorstand hat uns die Pandemie gezeigt, dass durch digitale Kommunikation ein viel schnellerer Austausch möglich ist. Per Videokonferenz können wir so auch zwischen den Vorstandssitzungen dringende Themen effizient und schnell behandeln. Auch die Kammern untereinander müssen sich besser vernetzen. Natürlich brauchen wir ein föderales System bei den Apothekerkammern. Aber wieso kann es keinen Marktplatz der Ideen geben, auf dem gute Ideen aus einzelnen Kammern vorgestellt und dann gegebenenfalls in anderen Regionen umgesetzt werden? Wir haben beispielsweise ein mit einfachen Mitteln zu etablierendes, digitales System der Notdienst-Aushänge für die Apotheken entwickelt – warum soll das nicht auch in anderen Kammerregionen genutzt werden können?
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.