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Well-Aging

Hormonpräparate aus dem Apothekenlabor

Bioidentische Hormone werden nicht nur topisch gegen Hautalterung, sondern auch systemisch im Anti-Aging-Bereich eingesetzt. Oft sind die Vorbehalte stark.
Brigitte M. Gensthaler
08.10.2020  17:00 Uhr

Steroidhormone wie Progesteron, Testosteron und Estrogene werden als Wirkstoffe in verschreibungspflichtigen Anti-Aging- oder sogenannten Well-Aging-Rezepturen eingesetzt. »Dabei sollten bioidentische Hormone bevorzugt werden, die zum Beispiel aus Pinienholz, Raps, Ingwer und als wichtigste Quelle aus Yams-Wurzel gewonnen werden«, informierte Apotheker Dr. Stefan Bär bei einer Stada-Veranstaltung im Rahmen der Expopharm Impuls. »Hormone gehören aber nur die Hände von Experten.«

Dazu gehören Apotheker, die topische Hormonpräparate mit guter pharmazeutischer Qualität herstellen. Als Transportvehikel für die transdermale, also systemische Applikation stehen Liposomen-Grundlagen verschiedener Hersteller zur Verfügung. »Die Kunden fragen immer mehr nach natürlichen und bioidentischen Hormonen«, berichtete Apothekerin Andrea Schick von der Saint-Charles-Apotheke in Berlin. Verordnet würden überwiegend transdermal wirksame Rezepturen, vor allem von Gynäkologen und Allgemeinmedizinern. Häufigstes Steroid ist Progesteron. »Wir stellen individuelle Hormon-Rezepturen, aber auch Defekturen her.« Die Apotheke berate die Patienten unter anderem zur Applikation der Topika und zu Vorsichtsmaßnahmen wie Händewaschen nach jedem Auftragen.

Neben Progesteron werden beispielsweise auch Pregnenolon, Estradiol und Testosteron im Anti-Aging eingesetzt, informierte die Frankfurter Allgemeinärztin Marianne Krug. Es gebe aber »starken Gegenwind« und große Vorbehalte, allein schon wegen des Begriffs Sexualhormon. »Das löst bestimmte Assoziationen aus, aber die Steroidhormone sind vor allem Neurohormone.« Bioidentische Hormone müssten je nach Indikation individuell ausgewählt werden.

Welche Patienten fragen nach Hormonrezepturen? »99 Prozent sind Frauen, vor allem nach den Wechseljahren. Aber es kommen zunehmend Männer zwischen 30 und 40 Jahren, die Probleme mit der Leistungsfähigkeit haben und hormonelle Hilfe brauchen«, so die Medizinerin.

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