Holzstandgefäße und ihre Bemalung |
Abbildung 1: Zwei Seiten eines Gefäßes aus der Rats-Apotheke Nörten-Hardenberg, circa 1810 bis 1850. Durch Freilegung wurden drei sich überlagernde Fassungen sichtbar: blau mit Blütenrahmen (Berliner Blau, Bleiweiß, gelbes Eisenoxidpigment, Chromorange); grün mit Spitzherzschild (Zinkweiß); dunkelrot-braun mit Papierschild (rotes Eisenoxidpigment). Inv.-Nr. II G 533. / Foto: DAM
Quellen zur Kontextbestimmung sind die Inventaraufzeichnungen aus Eingangsbuch und Kartei beziehungsweise Datenbank, Korrespondenzen, Hinweise am Gefäß selbst wie Etiketten oder Beschriftungen, überlieferte Daten zur Geschichte der jeweiligen Apotheke sowie Informationen aus anderen Sammlungen. Allerdings ist die Quellenlage extrem unterschiedlich. Die Kontext-Recherchen sind noch nicht abgeschlossen, sodass hier nur vorläufige Bestandszahlen genannt werden können.
Für 60 Gruppen, die etwa 500 Gefäße umfassen, ist bisher die genaue Herkunftsapotheke oder zumindest der Ort bekannt. Für 13 aus Österreich stammende Gruppen kennen wir bisher weder den genauen Herkunftsort noch gar die Apotheke. Für die übrigen Objekte und Gruppen (etwa 280 Gefäße) lässt sich bisher keinerlei Herkunft benennen. Doch angesichts des Sammelschwerpunktes ist auch hier mehrheitlich Deutschland oder Österreich zu vermuten.
Mehr als die Hälfte der Holzstandgefäße beziehungsweise Gefäßgruppen trägt eine flächige Bemalung. Wohl wurden Holzstandgefäße bis ins beginnende 19. Jahrhundert fast immer bemalt – Ausführung und Qualität entsprachen dem Geschmack und der finanziellen Möglichkeit des Auftraggebers. Erst in der Zeit von Klassizismus und Biedermeier wurden neue Holzdosen ebenso wie Möbel nicht mehr vollflächig bemalt, sondern nur mit einem Schutzlack überzogen, die Schrift direkt aufgemalt oder ein Etikett aufgeklebt.
Viele haben zwei oder gar fünf Farbschichten. An Ausbrüchen in den jüngeren Fassungen kann man oft Spuren der darunterliegenden Schichten oder im Streiflicht die plastische Kontur des Pinselauftrags erkennen.
Holzdosen hatten vermutlich eine viel längere Nutzungsdauer als andere Gefäßtypen – teils über mehr als 150 Jahre. Sie waren leichter und preiswerter umzugestalten als Gefäßmaterialien mit aufgebrannter Verzierung und Schrift wie Glas, Fayence oder Porzellan.
Die Änderungen reichen vom Übermalen der letzten Kartusche oder der Rückseite bis zur Neugestaltung des ganzen Gefäßes. Bis zum 18. Jahrhundert dominieren vielfach hellere leuchtende Farben, im 19. Jahrhundert waren die Farben oft schlicht und dunkel in Braun, Schwarz oder Grau. Viele heute unauffällig scheinende Dosen entpuppen sich als ehemals farbenfrohe Schmuckstücke (Abbildung 1). Oft wurden die alten aufgemalten Beschriftungen einfach durch Papieretiketten überklebt. Die Inhalte konnten sich ändern, blieben aber oft auch gleich.