Höhere Ausgaben für Behandlungen, Arzneimittel und Krankengeld |
Der Gesundheitsfond, in den die Versichertenbeiträge und die Zuschüsse des Bundes fließen, und der die Gelder nach einem bestimmten Schlüssel an die jeweiligen Kassen weiterleitet, weist Ende 2020 ein Defizit von 3,49 Milliarden Euro auf. Die sogenannte Liquiditätsreserve lag zum Stichtag 15. Januar 2021 bei rund 5,9 Milliarden Euro und ist damit gegenüber dem Vorjahr fast um die Hälfte geschrumpft. Zum Stichtag 15. Januar 2020 hatte er noch über eine Liquiditätsreserve von rund 10,2 Mrd. Euro verfügt.
Dies ist vor allem auch den Kosten der Coronapandemie geschuldet. Laut BMG wurden 2020 rund 12,2 Milliarden Euro aus dem Gesundheitsfonds zur Verfügung gestellt unter anderem als »Kompensationsleistungen für freigehaltene Krankenhausbetten, Ausgleichszahlungen für neu geschaffene intensivmedizinische Behandlungsmöglichkeiten, für Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen und für Heilmittelerbringer sowie Aufwendungen für Corona-Tests und für Schutzmasken«. Rund 9,9 Milliarden Euro hat laut BMG dabei der Bund zurückerstattet, »darunter alleine rund 9,4 Mrd. Euro für die freigehaltenen Krankenhausbetten«.
Der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz 2021 wurde laut BMG auf einem Niveau von 1,3 Prozent »weitestgehend stabilisiert«. Möglich war dies aber offenbar nur dank einer großen finanziellen Stütze: Demnach hat der Bund einen ergänzenden Zuschuss von 5 Milliarden Euro geleistet. Zudem kamen weitere 8 Milliarden Euro aus den Finanzreserven der Kassen. Die zeigen sich alarmiert. Die Vorsitzende des GKV-Spitzenverbands Doris Pfeiffer sagte: »Für dieses Jahr bin ich noch optimistisch, dass die Zusatzbeitragssätze nicht weiter angehoben werden müssen.« Im kommenden Jahr drohe aber eine Finanzierungslücke im zweistelligen Milliardenbereich.
Den Finanzergebnissen zufolge rutschten 2020 alle Kassen noch tiefer in die rote Zahlen, allen voran die Ersatzkassen, deren Defizit mit 1,11 Milliarden Euro am höchsten ausfiel (2019: 859 Millionen Euro). Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) machten ein Minus von 974 Millionen Euro (2019: 121 Millionen Euro), die Betriebskrankenkassen (BKK) konnten ihr Minus leicht reduzieren auf nun 235 Millionen Euro (295 Millionen), die Innungskrankenkassen (IKK) machten 250 Millionen Euro Minus (231 Millionen) und die Knappschaft 138 Millionen Euro (58 Millionen). Lediglich die landwirtschaftliche Krankenkasse (LKK) steht mit einem Überschuss von 58 Millionen Euro 2020 gut da und machte sogar ein Plus von 9 Millionen Euro (2019: 49 Millionen Euro).
Die endgültigen Finanzergebnisse der Krankenkassen für das Gesamtjahr 2020 sollen Mitte Juni 2021 vorliegen. Dann ist laut BMG auch mit den Daten des ersten Quartals 2021 zu rechnen.